Obwohl Fed-Chef Jay Powell bei jeder Gelegenheit behauptet wie gut es der US-Wirtschaft gehe, druckt er mehr Geld als je zuvor, was den Aktienmarkt in die Stratosphäre schießt. Allerdings bleibt Powell kaum etwas anderes übrig, als das zu tun. Das spricht mittel- und langfristig für deutlich höhere Goldpreise.

Viele Anleger beobachten die Rekordfahrt am US-Aktienmarkt mit großer Verwunderung. Wie weit können die Kurse noch klettern, fragen sich viele Anleger, zumal der Höhenflug beim S&P 500 auch den DAX mit nach oben zieht, weshalb er knapp unter dem Spitzenwert von Ende Januar 2018 notiert. Im Gegenzug ist der Goldpreis mit knapp über 1.450 Dollar je Unze in die Nähe des Vier-Monats-Tiefs gesunken. Dabei verbessern sich die Perspektiven für das Edelmetall wegen der Geldpolitik der Fed von Tag zu Tag.

Der entscheidende Treiber für die Rally am US-Aktienmarkt ist hauptsächlich das massive Gelddrucken der Fed, das räumen inzwischen selbst etliche Analysten von Banken offen ein. Zur Erinnerung: Die Fed kauft für 60 Mrd. Dollar pro Monat US-Staatsanleihen. Inklusive der zusätzlichen Liquiditätsspritzen ist die Bilanzsumme der Fed in den vergangenen drei Monaten um knapp 300 Mrd. Dollar nach oben geschossen.

Die US-Notenbank pumpt also rund 100 Mrd. Dollar pro Monat in das Finanzsystem – das sind auf das Jahr gerechnet horrende 1,2 Billionen Dollar. Damit pumpt die Fed noch stärker als bei früheren QE-Gelddruckrunden, was unweigerlich die Aktienmärkte in die Stratosphäre treibt.

Die Folge: Gemessen an vielen Kennzahlen, wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), sind US-Aktien stärker überbewertet als selten zuvor. Nach dem gigantischen Gelddrucken der vergangenen Jahre gibt es am US-Aktienmarkt die größte Blase aller Zeiten, wie zuletzt der renomierte US-Fondsmanager John Hussman von Hussman Funds einmal mehr getwittert und in seinem Börsenbrief geschrieben hat. Hussman hatte im Gegensatz zu vielen „Experten“ die 2008er-Schuldenkrise in den USA vorhergesagt.

Fed kann dauerhaften Kursrückgang am Aktienmarkt nicht zulassen

Wenn es der US-Wirtschaft so gut geht, wie Fed-Chef Jay Powell andauernd behauptet, wieso druckt er so unvorstellbar viel Geld? Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Laut den Daten der Fed besaßen die Amerikaner Ende Juni 2019 Aktien direkt und indirekt, also Aktienfonds und -ETFs im Wert von 30,4 Billionen Dollar. Die reichsten 10 Prozent der Amerikaner besaßen davon mehr als 85 Prozent! Die Fed hat also für eine enorme Umverteilung von unten nach oben gesorgt.

Angenommen es käme zu einem nachhaltigen Kursrückgang um 20 Prozent wie im vierten Quartal 2018,– als bei Investoren die Sorge hochgekocht war, die Fed würde mit weiteren Zinserhöhungen die US-Wirtschaft möglicherweise in eine Rezession treiben –, dann würden horrende 6,1 Billionen Dollar an Börsenwert vernichtet werden. Das sind knapp 30 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA!

Nachdem die Fed die gigantische Blase aufgeblasen hat, kann die Fed einen dauerhaften Kursrückgang auch nur um 20 Prozent nicht mehr zulassen. Weil dann die reichsten Amerikaner wegen des kräftig gesunkenen Vermögens stark auf die Ausgabenbremse treten würden, woraufhin die Wirtschaft schnell in eine Rezession abrutschen würde.

Laut den Berechnungen von Moody’s Analytics machen die reichsten 10 Prozent der Amerikaner allerdings fast die Hälfte des gesamten Konsums der Amerikaner aus. Sie lesen richtig: Die reichsten 10 Prozent machen fast die Hälfte des gesamten Konsums der Amerikaner aus. Unglaublich oder? Vor 25 Jahren vereinten die reichsten 10 Prozent „nur“ rund ein Drittel des privaten Verbrauchs auf sich.

Geldpressen werden in den nächsten Jahren immer schneller laufen

Powell und seine Kollegen sind sich des obigen Risikos sehr bewusst. Ihre Lösung: Um die Schuldensause am Leben zu halten und so zu versuchen eine Rezession und damit einen Rückschlag am Aktienmarkt zu verhindern, dürfte die Fed in den nächsten Jahren Billionen von Dollar drucken. Dabei wächst die Geldmenge derzeit bereits um herbe 6,9 Prozent, während das reale Wirtschaftswachstum laut den offiziellen Zahlen angeblich bei rund 2 Prozent liegen soll. Weil die Geldmenge viel schneller wächst als die Gütermenge, wird der Dollar zwangsläufig entwertet.

Das massive Gelddrucken dürfte in den nächsten Jahren allerdings noch längst nicht alles sein. Fed-Direktorin Lael Brainard hat zuletzt eine Kontrolle über die Zinsstrukturkurve ins Spiel gebracht. Demnach würde die Fed dem „Vorbild“ Japans folgen und über ihre Geldpolitik, sprich über Anleihekäufe, die Zinsen für kurz-, mittel- und langfristige Zinsen steuern. Welcher Irrwitz, würde doch der Anleihenmarkt damit immer mehr zum Spielball der Notenbank verkommen!

Wenn diese Politik funktionieren würde, dann würde Japans Wirtschaft boomen, immerhin steuert die japanische Notenbank die Zinsstrukturkurve schon seit einigen Jahren. Dennoch ist die Wirtschaft schwach wie eh und je und dürfte vielmehr nach der Mehrwertsteuererhöhung vom Oktober 2019 in eine Rezession abrutschen. Sinn der Steuerung der Zinsstrukturkurve ist also nichts anderes, als die Schuldensause mit immer niedrigeren Zinsen – und schlussendlich drohenden Strafzinsen in den USA – am Leben zu halten.

Fed steckt in der Zwickmühle

Diese höchstwahrscheinlich praktisch „unendlich“ laufende Dollar-Schwemme könnte den S&P 500 zwar kurzfristig auf neue Rekordhochs treiben, wobei niemand weiß, wie lange der Höhenflug anhalten könnte. Damit kommt die Fed allerdings immer mehr in die Zwickmühle: Einerseits kann die Fed mit dem Gelddrucken nicht aufhören, weil es ansonsten zu einem Crash am Aktienmarkt kommt.

Andererseits pumpt die Fed mit anhaltendem Gelddrucken den Aktienmarkt immer weiter auf, womit die ohnehin riesige Blase immer größer wird. Umso mehr Geld muss die Fed nach einem Platzen der Blase später drucken, um eine neue, noch gigantischere Blase aufzupumpen. Das ist leider das „Geschäftsmodell“ der US-Notenbank.

Gold schützt gegen das Entwerten der Fiat-Währungen

Allerdings wird die Fed durch das immer massivere Gelddrucken den Dollar künftig noch stärker entwerten als in den vergangenen Jahrzehnten ohnehin schon, was im Gegenzug den Goldpreis kräftig beflügeln sollte. Zur Erinnerung: Seit Anfang 2000 hat der Dollar um rund 80 Prozent gegenüber Gold an Wert verloren, im Gegenzug hat sich der Goldpreis auf Dollar-Basis ungefähr verfünffacht.

Viele von Ihnen dürften wissen, dass das Fiat-Geld, wie Dollar und Euro, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten massiv an Kaufkraft verlieren dürfte. Umso wichtiger ist es sich mit Gold gegen den Irrwitz der Notenbanken zu schützen, zumal es meiner Meinung nach innerhalb weniger Jahre Strafzinsen auch in den USA geben dürfte, was den Goldpreis kräftig nach oben treiben sollte.

Zwar könnte das massive Gelddrucken der Fed den Aktienmarkt in den USA und rund um den Globus jeweils auf neue Rekordhochs treiben. Sie sollten allerdings nicht vergessen, dass das alles ein völlig künstliches Umfeld ist und die gigantische Blase jederzeit platzen könnte. Umso wichtiger ist es, die günstigen Goldpreise zu nutzen, um die eigenen Goldbestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.