Liebe Leserinnen und Leser,

US-Kongress und Fed bekämpfen die Folgen der Corona-Pandemie mit Billionen schweren Konjunktur- und Rettungsprogrammen. Die US-Notenbank geht noch einen Schritt weiter und arbeitet mit Hochdruck an Maßnahmen, um in der nächsten Krise den Amerikanern direkt Geld zukommen zu lassen.

DAX und S&P 500 sind weiter auf Höhenflug, während der US-Index zuletzt sogar an den Rekordhochs geschnuppert hat. Dabei hatte der DAX zuletzt etwas Gegenwind, weil die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in Spanien, Frankreich und Deutschland jeweils deutlich gestiegen ist, während Großbritannien angeordnet hat, dass sich künftig auch Reiserückkehrer aus Frankreich, den Niederlanden und Malta in eine 14-tägige Quarantäne begeben müssen. Die zweite Corona-Welle schürt damit Konjunktursorgen und belastet damit den DAX.

Gleichzeitig konnten sich die US-Republikaner um US-Präsident Donald Trump und die oppositionellen Demokraten nicht auf ein neues Billionen Dollar schweres Konjunkturprogramm einigen. Dabei ist es dringend notwendig, um die Konjunktur zu stützen, nachdem die Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung auf 600 Dollar pro Woche Ende Juli ausgelaufen war, woraufhin Trump stark unter Druck gekommen ist. Das können Sie in dem Beitrag „Trump reagiert mit Erlassen auf verheerende Wirtschaftslage“ nachlesen.

Trotz der Rekordfahrt am US-Aktienmarkt und der zuletzt deutlich gestiegenen US-Zinsen hat sich der Goldpreis von dem zwischenzeitlichen Einbruch etwas erholt und notiert mit rund 1.950 Dollar je Unze um lediglich 6 % unter dem Spitzenwert. Gestützt wird die Notierung des Edelmetalls von dem schwächelnden Dollar, so liegt der Euro mit 1,19 Dollar je Euro in der Nähe des höchsten Niveaus seit Juni 2018.

Amerikaner investieren höheres Arbeitslosengeld in Smartphones und Fernseher

Der Goldpreis sollte schon bald wieder die Rekordhochs in Angriff nehmen, weil die deutliche Erholung der US-Konjunktur ausläuft – daher sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen schon bald wieder merklich nach unten drehen. Die Einzelhandelsumsätze waren im Juli um 2,7 % gegenüber dem Vorjahr auf einen Rekordwert geklettert.

Antriebsmotor war vor allem die stark gestiegene Nachfrage nach Elektronikartikeln, viele Amerikaner haben das höhere Arbeitslosengeld für Smartphones und Fernseher ausgegeben. Das war allerdings der letzte Monat mit der Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung auf 600 Dollar, wodurch sich die Auszahlung an viele Erwerbslose annähernd verdreifacht hatte.

Lage am US-Arbeitsmarkt spitzt sich dramatisch zu

Umso besorgniserregender sind die jüngsten Zahlen vom Arbeitsmarkt. Zwar haben die Massenmedien gefeiert, dass die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der Woche, die am 8. August endete, auf 963.000 gesunken ist und damit zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie unter der Marke von einer Mio. lag. Allerdings ist das noch meilenweit entfernt von einer normalen Situation am Arbeitsmarkt, wenn die Zahl üblicherweise bei rund 250.000 liegt.

Zudem ist die Zahl sämtlicher Empfänger von Arbeitslosenunterstützung (ALU), inklusive der fortgesetzten Anträge auf Arbeitslosenhilfe, sowie der Unterstützung im Rahmen der Hilfen für die Corona-Pandemie, in der Woche, die am 25. Juli endete, – um 3,06 Mio. auf 28,26 Mio. gesunken. Das mag sich vielleicht auf den ersten Blick gut anhören, ist es allerdings absolut nicht.

Schließlich sind selbst in den größten Boom-Zeiten in den USA nie 3 Mio. Jobs in einer Woche geschaffen worden. Wieso ist die Zahl der ALU-Empfänger dann zuletzt wohl so kräftig gesunken? Weil offenbar viele Amerikaner die maximale Dauer für den Bezug von ALU überschritten haben und damit keinerlei Zahlungen vom Arbeitsamt mehr bekommen, also weder das „normale“ Arbeitslosengeld, noch die Aufstockung. Welche Folgen das für die stark vom Konsum abhängige Wirtschaft haben dürfte, kann sich jeder von Ihnen selbst ausmalen, zumal in den nächsten Wochen und Monaten Mio. von weiteren Amerikanern ihren Anspruch auf ALU ebenfalls verlieren dürften.

Fed bereitet Abwurf von Helikoptergeld vor

Während sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft ohne die Verabschiedung eines neuen Konjunkturprogramms rapide eintrüben, arbeitet die Fed bereits an Maßnahmen für die nächste Krise. Das hat die Fed-Direktorin Lael Brainard zuletzt bestätigt. Demnach schaue sich die Fed die Vor- und Nachteile einer Kryptowährung an, die von der Fed selbst ausgegeben werde und damit gesetzliches Zahlungsmittel werden würde.

Wozu soll die Kryptowährung gebraucht werden? Damit sie im Krisenfall direkt auf die Apps der Amerikaner überwiesen werden kann und sie das Geld schnell ausgeben können. Das soll das Vertrauen der Verbraucher und damit deren Konsum stützen. Je schneller das Geld in die Hände der Verbraucher komme, umso kürzer und weniger tief werde die Rezession sein, so die Fed.

Den Transfer würde sie an Bedingungen knüpfen, wie das Erreichen von Nullzinsen oder einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenquote. Da die Leitzinsen aktuell mit 0 bis 0,25 % bereits bei 0 liegen, kann die Fed jetzt jederzeit den Überweisen-Knopf drücken. Und wenn die Arbeitslosenquote stark steigt, überweist die Fed einfach noch viel mehr Einheiten der Kryptowährung.

Helikoptergeld beschleunigt Entwertung des Dollar

Die Frage ist allerdings, wozu die Fed dazu überhaupt eine Kryptowährung braucht? Die Fed könnte doch „normale“ Dollar an sämtliche Amerikaner direkt überweisen und sie könnten es mit vollen Händen ausgeben. Dazu müsste sich die Fed lediglich die Kontonummern von den Banken geben lassen. Dann könnte die Fed per Knopfdruck in Millisekunden ein paar Hundert Mrd. Dollar erschaffen und sie den Amerikanern überweisen – bei 320 Mio. Einwohnern und 1.000 Dollar pro Kopf könnte man so 320 Mrd. Dollar an Helikoptergeld abwerfen.

Oder die Fed lässt sich von den Einwohnermeldebehörden die Adressen der Amerikaner geben und schickt ihnen Schecks, wie es die Regierung in jeder Krise tut. Das alles würde nur ein paar Tage dauern, und schon hätten die Amerikaner das Geld. Da es aber nicht lange ausreichen dürfte, kann man im nächsten oder übernächsten Monat nochmal 320 Mrd. Dollar oder eine oder zwei Billionen abwerfen und alle Probleme wären „gelöst“ oder?

Nein, das wären sie keineswegs, vielmehr würde der Dollar noch viel schneller entwertet werden als ohnehin schon, woraufhin der Goldpreis noch schneller steigen würde als zuletzt. Zur Erinnerung: Derzeit explodiert die Geldmenge um 41,8 % gegenüber dem Vorjahr – das ist mit weitem Abstand Rekord, in früheren Krisen waren es höchstens rund 20 %.

Nixon-Schock jährt sich zum 49. Mal

Wodurch ist die massive Schuldensause der Amerikaner in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten überhaupt erst möglich gemacht worden? Durch den Nixon-Schock vom 15. August 1971. Nachdem etliche Länder wegen der stark steigenden US-Schulden den Umtausch von Dollar in Gold gefordert hatten, hatte der damalige US-Präsident Richard Nixon völlig überraschend angekündigt, den Umtausch von Dollar gegen Gold „zeitlich befristet“ aufzuheben, woraufhin eine Schwemme an Papiergeld und Schulden ihren Lauf nahm. Daraus sind fast 50 Jahre geworden, in denen die Schulden der Amerikaner auf immer neue Rekordhochs explodiert sind – aktuell sind es 26,5 Billionen Dollar.

Laut den offiziellen US-Daten ist die Kaufkraft des Dollar seit dem „Nixon-Schock“ um 85 % kollabiert. Im gleichen Zeitraum ist der Goldpreis von rund 43 Dollar auf 1.950 Dollar explodiert – der Preis des Edelmetalls ist also mehr als 45 Mal so hoch wie damals und hat damit den Wertverlust des Dollar um ein Vielfaches wettgemacht.

Ich gehe davon aus, dass die nächste US-Wirtschaftskrise viel schneller kommen dürfte als derzeit viele Experten erwarten. Dann dürfte die Fed den Amerikanern, in welcher Form auch immer, Billionen von Dollar direkt zukommen lassen. Die jüngsten Aussagen von Brainard, sowie anderen derzeitigen und ehemaligen Fed-Mitgliedern, deuten darauf hin, dass die Vorbereitung dafür schon weit fortgeschritten sind. Umso wichtiger ist es, sich gegen die drohende weitere dramatische Entwertung des Dollar – und damit sämtlicher anderer Fiat-Währungen wie dem Euro zu schützen – und dazu die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.