Die Inflation in der Euro-Zone ist im März auf ein Rekordhoch gestiegen. Und was will die EZB dagegen tun? Weiterhin nichts, wie die EZB-Sitzung zuletzt einmal mehr klar gezeigt hat. Denn für EZB-Chefin Christine Lagarde und ihre Kollegen aus den hochverschuldeten Südländern steht vielmehr ein ganz anderes Thema ganz oben auf der Agenda.

Falls es noch irgendjemanden gegeben haben sollte, der sich von der EZB eine zügige Verschärfung der Geldpolitik gewünscht hatte, ist er bei der EZB-Sitzung am 14. April einmal mehr enttäuscht worden. So haben die Mitglieder im Prinzip das wiederholt, was sie bei der vorherigen Sitzung am 16. März beschlossen hatten. Dabei war die Inflation im März auf herbe 7,5 % nach oben geschossen – ein enormer Kaufkraftverlust.

Zwar hatte die jüngste EZB-Sitzung kaum Auswirkungen auf den Goldpreis. Dennoch ist er zuletzt weiter gestiegen. So waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit 2,88 % auf das höchste Niveau seit Dezember 2018 nach oben geschossen. Damit bekommt die US-Wirtschaft und damit der S&P500 immer mehr Gegenwind. Wie ich in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt vorhergesagt hatte, flüchten in dem Umfeld Investoren umso stärker in den sicheren Hafen Gold. Mit rund 1.980 US-Dollar je Unze ist die Notierung des Edelmetalls daher zusehends unterwegs in Richtung des Rekordhochs vom August 2020.

Aber zurück zur EZB-Sitzung. Demnach soll – nach dem Auslaufen des Pandemie-Notfallaufkaufprogramms PEPP im März – das „alte“ Anleihenkaufprogramm APP im April auf netto 40 Mrd. Euro pro Monat verdoppelt werden. Im Mai werden die Käufe hingegen auf 30 Mrd. Euro gedrosselt und im Juni auf 20 Mrd. Euro. Zudem bekräftigte EZB-Chefin Christine Lagarde, die aufgrund ihrer Corona-Erkrankung die Pressekonferenz von zuhause aus durchführte, dass das Programm im dritten Quartal auslaufen soll, wobei sich Lagarde auf keinen bestimmten Monat festlegen wollte. Das werde die EZB erst auf der nächsten Sitzung am 9. Juni entscheiden.

Eine mögliche Leitzinserhöhung werde erst „einige Zeit“ nach dem Ende der Anleihekäufe erfolgen, was „eine Woche bis mehrere Monate“ bedeuten könne,  sagte Lagarde, was allerdings nicht gerade für mehr Klarheit bei Investoren sorgte. Nach baldigen Zinserhöhungen hört sich das keineswegs an, oder? Vielmehr betonte Lagarde, dass die geplante langsame Verschärfung der Geldpolitik von der Entwicklung des Ukraine-Kriegs und einem möglichen Öl- und Gasembargo der EU gegen Russland abhänge, womit das Rezessionsrisiko weiter steigen würde. Von einer „Normalisierung“ der Geldpolitik kann man vor dem Hintergrund von Einlagenzinsen von minus 0,5 % allerdings absolut nicht reden.

Es geht weiterhin vor allem um die hochverschuldeten Südländer

Zudem äußerte sich Lagarde auf einen Medienbericht, demnach die EZB an Maßnahmen arbeite um zu verhindern, dass nach dem Ende des APP-Programms der Zinsaufschlag für die hochverschuldeten Südländer gegenüber jenen für Bundesanleihen deutlich nach oben schießen würde. Lagarde betonte, dass die EZB ein neues Instrument „kurzfristig“ entwickeln könne. So war der Zinsaufschlag für zehnjährige italienische Anleihen gegenüber Bundesanleihen zuletzt auf 165 Basispunkte (1,65 Prozentpunkte) gestiegen und lag damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit Juli 2020.

Damit ist allen Bürgern, Analysten, Investoren und sonstigen „Experten“ einmal mehr klar gemacht worden, worum es bei der Geldpolitik der EZB vor allem geht: Zu verhindern, dass die Zinsen in den Südländern nach oben schießen, womit sie zügig auf die Ausgabenbremse treten müssten, was die ohnehin schwächelnde Konjunktur weiter abwürgen würde.

Zur Erinnerung: Die Staatsschulden Italiens sind im März auf den Rekord von 2,74 Billionen Euro  gestiegen – das sind rund 155 % der jährlichen Wirtschaftsleistung. Frankreich steht mit 2,8 Billionen in der Kreide (116 % des BIPs) und Spanien mit 1,4 Billionen (120 %). Lagarde sagte, dass die EZB die Reinvestitionen aus dem PEPP-Programm nutzen könne, um die Sache in den Griff zu bekommen.

Im Klartext: Die EZB könnte künftig einen Großteil des Geldes oder sogar das ganze Geld aus den alten, auslaufenden Bundesanleihen, nicht erneut in Bundesanleihen, sondern vielmehr in Papiere aus Italien, Spanien, Frankreich, Portugal, Zypern, etc. stecken. So will die EZB also einmal mehr verhindern, dass die Marktkräfte wirken können und die Südländer auf die Ausgabenbremse treten oder gar irgendwelche dringend notwendigen Reformen machen müssen.

Immobilienpreise explodieren

Den Preis für diese irrwitzige Politik bezahlen die Verbraucher und Sparer in Deutschland im Speziellen und allen anderen Ländern der Euro-Zone im Allgemeinen über die horrende Inflation. Und wer die verheerenden Folgen dieser Politik sehen will, kann sie allmonatlich aufs neue sehen, nicht nur bei den Inflationsdaten. So waren die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland im März um herbe 14,4 % gegenüber dem Vorjahr auf neue Rekordhochs nach oben geschossen. Damit werden Immobilien für viele Normalverdiener in Deutschland immer unerschwinglicher.

Dass der Trend anhalten dürfte und die Blase am Immobilienmarkt noch größer werden wird, sollte jedermann klar sein. Schließlich heizt die EZB mit jedem Monat, in dem sie die Zinsen nicht kräftig erhöht, die Inflation weiter erheblich an. Um die Inflation zu bekämpfen, müssten die Leitzinsen über der Inflationsrate liegen. Stattdessen liegen die Leitzinsen weiterhin bei 0,00 % – Wahnsinn! Vielmehr will die EZB in den nächsten Monaten weiter zig Mrd. von Euro drucken und heizt damit die Inflation weiter an. Das sind die Fakten!

Dennoch faselt Lagarde andauernd von „Preisstabilität.“ Das sind nicht anderes als Lippenbekenntnisse! Das Wichtigste für die EZB ist weiterhin sicherzustellen, dass sich die Südländer weiter zu irrwitzig niedrigen Zinsen finanzieren können. Alles andere muss hintenanstehen.

Die Aussichten für Gold sind weiterhin blendend, weshalb die Fahrt in Richtung des Rekordhochs weitergehen sollte. Ich gehe davon aus, dass der S&P500 in einem Umfeld weiter kräftig steigender Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten um rund 15 % einbrechen dürfte, dann schauen wir mal weiter. Im Gegenzug sollte der Goldpreis kräftigen Auftrieb haben.

Weil die Schere zwischen der Geldpolitik der Fed und jener der EZB immer weiter auseinandergeht, dürfte zudem der Euro die Talfahrt gegenüber dem Dollar fortsetzen, wobei der Euro schon jetzt nur noch leicht über dem Fünf-Jahres-Tief notiert. Daher sollte der Goldpreis auf Euro-Basis noch stärker zulegen als auf US-Dollar-Basis. Damit wird es sich weiter lohnen, Ihre Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.