Nach der Fed-Sitzung hat jene der EZB für eine große Überraschung bei Investoren gesorgt. Umso spannender ist es, wie es an den Aktienmärkten und bei Gold weitergeht.
Die Rally an den Börsen läuft auf vollen Touren und scheinbar kann nichts die Party stoppen. Das ist der Eindruck, den ich nach dem jüngsten Kursanstieg bei S&P 500, Nasdaq und DAX habe. Verantwortlich für den kräftigen Aufwärtstrend an den Aktienmärkten ist die Erwartung der Investoren, dass Fed und EZB spätestens Anfang Mai ihre letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus durchführen und anschließend eine kurze Zinspause einlegen dürften, woraufhin innerhalb weniger Monate die ersten Zinssenkungen bei der Fed folgen sollen.
Nach der Fed-Sitzung vom Mittwochabend, 1. Februar, hat Fed-Chef Jay Powell auf der anschließenden Pressekonferenz – entgegen der Erwartung etlicher Investoren – keinerlei Anstalten gemacht, dass sich die US-Notenbank gegen die Lockerung der Finanzbedingungen – sprich die Talfahrt bei den Zinsen, dem Höhenflug am Aktienmarkt und der Talfahrt beim Dollar – stemmen wird und hat damit die Finanzbedingungen noch weiter gelockert. Dabei kurbeln sie unweigerlich die Konjunktur an und heizen damit die Inflation an.
Nach Powells Aussagen auf der Pressekonferenz sind daher die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen, und haben den Dollar mit nach unten gerissen. Im Gegenzug sind S&P 500, Nasdaq und DAX nach oben geschossen. Damit hatte gleichzeitig auch der Goldpreis von zwei Seiten Rückenwind und machte einen Kurssprung nach oben.
EZB sendet Signal für baldige Zinspause
Tags darauf, am Donnerstag, 2. Februar hat die EZB-Sitzung die Party an den Aktienmärkten diesseits und jenseits weiter angeheizt, hingegen ist der Goldpreis eingeknickt. Woran lag das? Zwar hat die EZB wie erwartet den Leitzins um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) auf 3,0 Prozent angehoben. Zudem hat die Notenbank für die nächste Sitzung am 16. März eine weitere Erhöhung um 50 Basispunkte angekündigt.
Allerdings hat die EZB in ihrer Pressemeldung geschrieben, dass mögliche weitere Zinserhöhungen, also ab der übernächsten Sitzung am 4. Mai, von den Konjunkturdaten abhängen würden und die EZB „von Sitzung zu Sitzung“ entscheiden werde. Für viele Investoren hat sich das danach angehört, als ob die EZB bei der Sitzung im Mai höchsten noch einen kleinen Zinsschritt um 25 Basispunkte nach oben machen und anschließend eine Zinspause einlegen würde.
Von diesem Signal waren viele Investoren offenbar ziemlich überrascht, hatte Lagarde bei der Sitzung im Dezember doch signalisiert, dass die EZB möglicherweise 3 Erhöhungen in Folge um jeweils 50 Basispunkte durchführen könnte, also im Februar, im März und im Mai. Nun ist also eine Erhöhung um 50 Basispunkte im Mai plötzlich sehr zweifelhaft, wahrscheinlich könnten es nur 25 Basispunkte werden, oder möglicherweise dreht die EZB überhaupt nicht mehr an der Zinsschraube.
Wegen dieser unerwarteten Aussicht waren die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen an dem Donnerstag um horrende 20 Basispunkte eingebrochen. Das war der größte Rückgang seit dem 1. November 2011, also jenem Tag, als Mario Draghi neuer EZB-Chef geworden war. Im Gegenzug nahm die DAX-Party am vergangenen Donnerstag noch mehr Fahrt auf.
Hingegen haben die nach unten schießenden Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen den Euro gegenüber dem Dollar mit nach unten gerissen, sprich der Dollar hat einen Kurssprung nach oben gemacht. Im Gegenzug ist der Goldpreis, der zuvor mit knapp über 1.950 Dollar je Unze in der Nähe des Neun-Monats-Hochs gelegen war, eingeknickt.
Sehr seltsame US-Konjunkturdaten treiben Zinsen und Dollar nach oben
Tags darauf, am Freitag, 3. Februar kam es dann zu ein paar Gewinnmitnahmen beim S&P 500, was auch den DAX belastet hat, während der Goldpreis eingebrochen ist. Woran lag das? Zuerst war der US-Arbeitsmarktbericht viel besser ausgefallen als erwartet, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dollar nach oben geschossen waren. Demnach hat die US-Wirtschaft im Januar 517.000 Jobs geschaffen, das lag meilenweit über den Schätzungen der Volkswirte von 185.000. Das war zudem der stärkste Anstieg seit Juli 2022 mit 568.000.
Wie der US-Arbeitsmarkt derart boomen soll in einem Umfeld, in dem die Fed den Leitzins innerhalb von zwölf Monaten um horrende 450 Basispunkte angehoben hat, ist mir schlicht und einfach unerklärlich. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass die US-Unternehmen wie verrückt Leute einstellen, wenn man jeden Tag in den Nachrichten Meldungen von irgendwelchen Kündigungen, gerade bei den Technologiefirmen, hört und liest.
Diese „sensationelle“ Zahl der neugeschaffenen Stellen für Januar, betrachte ich als Fake News, zumal die Daten für jeden Monat des vergangenen Jahres 2022 deutlich nach oben korrigiert worden sind! Das ist meiner Meinung nach eine Erfindung der US-Behörden, und sonst gar nichts! Nichts desto trotz haben die Zahlen den Goldpreis deutlich belastet.
Starker Einkaufsmanagerindex für US-Dienstleistungssektor ergibt keinen Sinn
Wenige Stunden nach der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts hat dann jene des Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor, den das Institute for Supply Management (ISM) bekanntgibt, für Entsetzen bei vielen Investoren gesorgt, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben geschossen sind. So war der Index im Januar von 49,2 auf herbe 55,2 Punkte nach oben geschossen. Hingegen hatten Volkswirte nur ein leichte Erholung auf 50,4 Punkte vorhergesagt.
Sie lesen richtig: „von 49,2 auf herbe 55,2 Punkte nach oben geschossen.“ Diese Zahl, kann ich mir noch weniger erklären als den Arbeitsmarktbericht. Nachdem der Index für den Dienstleistungssektor im Dezember mit einem Wert von unter 50 Punkten noch eine leichte Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in dem Sektor signalisiert hatte, ist das Barometer im Januar plötzlich auf 55,2 Punkte explodiert und zeigt damit einen Boom an. Ernsthaft, plötzlich soll es einen Boom in dem Sektor geben?
Wieso? Klar, die Zinsen für Kredite an Verbraucher und Unternehmen sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, was die hochverschuldete und damit stark zinsabhängige Wirtschaft etwas ankurbelt. Aber das genügt doch nicht für einen Konjunkturboom! Und es gab keinerlei Konjunkturprogramme, Steuersenkungen, oder sonstiges in den USA, das ein Strohfeuer ausgelöst und damit den dortigen Dienstleistungssektor ankurbeln würde. Vor dem Hintergrund kann ich mir diesen massiven Kurssprung bei dem Index absolut nicht erklären.
Allerdings ist eines klar: Wenn die US-Konjunkturdaten in den nächsten Wochen und Monaten deutlich besser sein sollten als erwartet, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen deutlich nach oben schießen und damit den Dollar mit nach oben ziehen sollten, würde das kurzfristig für Gegenwind beim Goldpreis sorgen, leider.
Talfahrt beim Ölpreis ist ein starkes Warnsignal
Von diesem Szenario, also überraschend guten US-Daten, gehe ich aber absolut nicht aus. Dazu haben meiner Meinung nach die kräftigen Zinserhöhungen der Fed die hochverschuldete US-Wirtschaft in den vergangenen Monaten viel, viel zu sehr belastet.
Und jeden Tag länger, an dem die Zinsen für Kredite an Verbraucher und Unternehmen auf dem relativ hohen Niveau bleiben, dürften sie die US-Wirtschaft umso mehr belasten. Daher sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen schon bald wieder nach unten drehen – und damit eine Konjunktureintrübung widerspiegeln -, woraufhin der Dollar nach der kurzen Erholung wieder auf Talfahrt gehen könnte. Daraufhin sollte der Goldpreis wieder deutlich nach oben drehen. Umso mehr sollte es sich für Sie lohnen, den jüngsten Kursrutsch bei dem Edelmetall zu nutzen, um Ihren Bestand an physischem Gold weiter aufzustocken.