Nach den Turbulenzen an den Börsen warten Investoren auf die US-Inflationsdaten am Mittwoch. Am Donnerstag werden dann alle Augen auf die EZB gerichtet sein.
Welchen Unterschied doch ein paar Tage an den Börsen ausmachen können. Noch am Dienstag, 3. September war der DAX auf knapp 19.000 Punkte und damit auf Rekordhochs gestiegen. Eine Woche später, am Dienstag, 10. September ist der Index dann bis auf 18.200 Punkte eingebrochen, ehe er sich inzwischen bis auf rund 18.350 Punkte erholt hat.
Dabei hatte der DAX in den vergangenen Tagen zwei herbe Tiefschläge erlitten. Den ersten gab es am Freitag, 6. September als Fed-„Flüsterer“ Nick Timiraos gegen 17 Uhr (deutscher Zeit) getwittert hatte, dass Fed-Mitglied Chris Waller für die nächste Fed-Sitzung am 18. September eine Zinssenkung um lediglich 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) befürworte. Er halte sich allerdings die Option offen, die Zinsen später kräftiger zu senken, falls es erforderlich sei.
Dabei hatten viele Investoren kurz zuvor gehofft, dass die Fed nach dem am Freitag um 14.30 Uhr veröffentlichten schwachen US-Arbeitsmarktbericht die Zinsen im September um 50 Basispunkte senken könnte.
So waren im August lediglich 142.000 Jobs geschaffen worden, das lag deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte von 160.000. Zudem sind die Zahlen für Juni und Juli um insgesamt 86.000 nach unten korrigiert worden. Der US-Arbeitsmarkt ist also deutlich schwächer als erwartet.
Umso enttäuschter waren Investoren nach Timiraos Tweets und haben kräftig den Verkaufen-Knopf gedrückt, woraufhin der S&P 500 eingebrochen ist und den DAX mit nach unten gerissen hat.
In dem Umfeld war zudem auch der Goldpreis von seinem Hoch bei rund 2.525 Dollar je Unze bis auf rund 2.485 Dollar eingebrochen, ehe sich die Notierung des Edelmetalls etwas erholt hat. Inzwischen ist der Preis wieder auf 2.525 Dollar geklettert und könnte jederzeit einen Angriff auf das Rekordhoch starten.
Den zweiten Tiefschlag bekam der DAX am Dienstag, 10. September als der Premiumhersteller BMW wegen Problemen mit Bremsen vom Zulieferer Continental und der schwachen Nachfrage in China eine herbe Gewinnwarnung für 2024 abgegeben hat.
Daraufhin waren die Aktien von BMW und Continental eingebrochen und haben damit die Papiere anderer Autohersteller und -zulieferer mit nach unten gerissen, wie Mercedes-Benz, Volkswagen, Porsche AG, BASF und Infineon. Die monatelange Talfahrt vieler dieser Aktien zeigt, wie sehr sich die Geschäftsaussichten für dieses Herzstück der deutschen Industrie eingetrübt haben.
Warten auf US-Inflationsdaten
Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 11. September um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im August auf 2,6 Prozent zurückgegangen sein, nach 2,9 Prozent für Juli. Hingegen soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im August bei 3,2 Prozent stagnieren.
Sollten die US-Inflationsdaten auch nur minimal besser sein als erwartet, könnten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weiter sinken, während Investoren wieder beginnen könnten zu spekulieren, dass die Fed im September die Zinsen doch um 50 Basispunkte senken könnte. In dem Szenario dürften die Aktienmärkte und der Goldpreis zulegen.
Zur Erinnerung: Zuletzt sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf 3,62 Prozent eingebrochen, das ist das niedrigste Niveau seit Mai 2023. Das zeigt, wie sehr sich die Aussichten für die US-Konjunktur eingetrübt haben.
EZB-Sitzung im Fokus
Tags drauf am Donnerstag wird dann die EZB-Sitzung ganz oben auf der Agenda der Investoren stehen. Die Notenbank gibt um 14.15 Uhr die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt, um 14.45 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde.
Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die EZB den Einlagenzinsen für die Banken um 25 Basispunkte auf 3,5 Prozent senken wird.
Zudem dürfte die EZB den Leitzins um 65 Basispunkte auf 3,65 Prozent senken, hatte doch die EZB im März beschlossen, den Abstand zwischen Einlagenzins und Leitzins bis September von 50 auf 15 Basispunkte zu verringern. Je stärker die EZB den Leitzins senkt, umso stärker ist die Lockerung der Geldpolitik.
Von großer Bedeutung ist zudem, ob die EZB für die darauffolgende Sitzung am 17. Oktober eine weitere Zinssenkung signalisiert. Immerhin wird die Konjunktur in Deutschland immer schlechter, während die ersten Experten bereits vor einer drohenden Rezession in der Eurozone warnen.
Zuletzt hat das ifo Institut die Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland gesenkt und sagt nun „null Wachstum“ für 2024 vorher. Dabei hatte das Institut die Prognose erst Mitte Juni von 0,2 auf 0,4 Prozent angehoben. Dann ist aber einmal mehr die Realität dazwischengekommen, und nun wird eben „null Wachstum“ erwartet. So leid es mir tut, aber es gibt keinerlei Aussicht auf eine Konjunkturbelebung in Deutschland.
Was signalisiert die EZB für Oktober?
Zwar dürfte die EZB nach der September-Sitzung betonen, dass die weitere Geldpolitik „datenabhängig“ sei. Da die Daten aus Deutschland im Speziellen und der Eurozone im Allgemeinen in den nächsten Wochen aber zusehends schlechter werden sollten, würde meiner Meinung nach das Wort „datenabhängig“ eine weitere Zinssenkung für Oktober signalisieren.
Je aggressiver die EZB aber die Zinsen senkt und möglicherweise eine weitere Senkung andeutet, umso mehr sollte das den Euro gegenüber dem Dollar belasten, was wiederum die Inflation in der Eurozone anheizen würde. Gleichzeitig würden die sinkenden Zinsen in der Eurozone die Zinsen in den USA weiter mit nach unten ziehen. Das würde für Aufwärtsdruck beim Goldpreis sorgen.
Nach der EZB-Sitzung werden sich die Augen der Investoren dann schnell auf die Fed-Sitzung am 18. September richten. Das ist allerdings das Thema für nächste Woche.
Die Aussichten für Gold sind besser als je zuvor. Meiner Meinung nach fehlt nur noch ein Funken, dann könnte die Notierung des Edelmetalls auf neue Rekordhochs nach oben schießen.
Daher macht es weiterhin Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.