US-Präsident Donald Trump behauptet bei jeder Gelegenheit, dass die US-Wirtschaft in einem besseren Zustand sei als je zuvor. Komischerweise hat er gleichzeitig immer aggressivere Zinssenkungen gefordert, seine neuesten Tweets zeigen unmissverständlich, wohin die Reise tatsächlich gehen soll. Umso besser wird allerdings das ohnehin prächtige Umfeld für Gold.
Die Party am weltweiten Aktienmarkt läuft auf vollen Touren. Für Rückenwind hat zuletzt die heutige EZB-Sitzung, 12. September 2019, gesorgt. Dabei hat die EZB den Einlagenzins für die Banken um 10 Basispunkte (0,1 Prozentpunkte) auf das Rekordtief von minus 0,5 Prozent gesenkt. Damit zahlen die Institute künftig noch mehr Strafzinsen an die EZB als ohnehin schon. Um die Auswirkungen auf viele angeschlagene Banken abzumildern, führt die EZB daher eine Staffelung ein, wodurch ein Teil der Überschussreserven der Banken von den Strafzinsen ausgenommen werden.
Zudem hat die EZB die Zinsen an die Inflationsentwicklung gekoppelt. Demnach sollen die Zinsen solange auf den aktuellen Rekordtiefs bleiben oder sogar noch weiter gesenkt werden, bis sich die Inflationserwartungen nachhaltig in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der EZBs bewegen. Im Klartext: Die Zinsen werden bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf Rekordtiefs bleiben.
Die Notenbank startet am 1. November ein neues QE-Gelddruckprogramm von monatlich 20 Mrd. Euro. Es soll so lange „wie notwendig“ laufen, um die Auswirkungen der niedrigen Zinsen durchzusetzen. Das Gelddruckprogramm wird auf unbestimmte Zeit, also ebenfalls bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, laufen. Die immer niedrigeren Zinsen sollen es laut EZB-Chef Mario Draghi den Euro-Ländern ermöglichen, mehr Schulden zu machen, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Das sind allesamt Hiobsbotschaften, zumal die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen auf minus 0,64 Basispunkte einbrechen und sich damit rapide den Rekordtiefs nähern. Gleichzeitig knickt der Euro ein, er liegt auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2017.
Da in dem Umfeld die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 1,68 Prozent kollabieren, bekommt der Goldpreis deutlichen Rückenwind. Die Notierung des Edelmetalls schießt auf 1.520 Dollar je Unze nach oben, womit sie die Sechs-Jahres-Hochs von rund 1.650 Dollar zügig ins Visier nimmt.
Deeskalation im Handelskrieg treibt Aktienmarkt nach oben
Zuvor hatte eine Meldung die weltweiten Aktienmärkte beflügelt, demnach China wichtige Maßnahmen ergreifen werde, um die Auswirkungen des Handelskriegs mit den USA abzufedern. China erklärte, dass ab dem 17. September Strafzölle auf 16 Produkttypen aus den USA – wie Molke, Fischmehl oder bestimmte Schmierstoffe – für ein Jahr ausgesetzt werden. Das sei ein Zeichen des guten Willens vor den Verhandlungen mit den USA Anfang Oktober in Washington.
US-Präsident Donald Trump hat prompt reagiert und die Erhöhung der Strafzölle auf chinesische Produkte im Volumen von 250 Mrd. Dollar von 25 auf 30 Prozent vom 1. auf den 15. Oktober verschoben. Gründe seien der Wunsch von Vizeministerpräsident Liu He und die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Gründung des Landes am 1. Oktober.
Daraufhin waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bis auf knapp über 1,7 Prozent gestiegen. Damit waren die Zinsen seit dem Tief von Anfang Oktober um rund 30 Basispunkte nach oben geschossen – das war der stärkste Anstieg innerhalb so kurzer Zeit seit Trumps Wahlsieg im November 2016.
US-Zinsanstieg dürfte nur von kurzer Dauer sein
Das hatte den Goldpreis zwischenzeitlich belastet, er war bis auf rund 1.500 Dollar gesunken. Wegen des zwischenzeitlichen Rückgangs brauchen Sie sich allerdings überhaupt keine Sorgen zu machen, denn der Zinsanstieg dürfte schon bald auslaufen.
Wieso? Weil es beim Handelskrieg weiterhin keine Fortschritte geben dürfte, weil der chinesische Präsident Xi Jinping Trumps Drängen nicht nachgeben kann, während Trump den Aufstieg Chinas zur größten Technologie- und Wirtschaftsnation unter allen Umständen verhindern will. Daher sollten die Gespräche Anfang Oktober ebenso im Sande verlaufen, wie alle anderen Verhandlungen zuvor.
Anschließend könnte es Ende Oktober entgegen der Erwartung vieler Investoren zu einem harten, also ungeordneten Brexit kommen, weil Premierminister Boris Johnson trotz eines vom Parlament verabschiedeten Gesetzes ausgeschlossen hat, bei der EU eine Verlängerung des Brexit-Termins um drei Monate auf Ende Januar 2020 zu beantragen.
Ohne einen derartigen Antrag käme es aber Ende Oktober unweigerlich zu einem harten Brexit, was die britische Wirtschaft und jene im Rest Europas, gerade die deutsche, erheblich belasten dürfte. Umso mehr dürften Investoren in US-Anleihen flüchten, woraufhin die Zinsen kräftig den Rückwärtsgang einlegen und in Richtung des Rekordtiefs sinken dürften.
Trump fordert von den „Dummköpfen“ der Fed Strafzinsen
Eine derartige Entwicklung dürfte Trump längst nicht schnell genug gehen. Er hat in den vergangenen Monaten die Fed zu immer stärkeren Zinssenkungen aufgefordert und zuletzt noch einmal nachgelegt. „Die Fed sollte unsere Zinsen auf null bringen oder noch tiefer und wir sollten dann anfangen, unsere Schulden zu refinanzieren“, twitterte Trump. Damit hat er erstmals ganz offen gesagt, dass er Strafzinsen anstrebt.
Da spricht der US-Präsident offenbar genau wie der Immobilienmogul Trump. Mit derartigen Maßnahmen könne die USA ihre Zinsbelastungen stark senken, während gleichzeitig die Laufzeit der Schulden erheblich verlängert werden solle. Zur Erinnerung: Wegen der gigantische Schuldensause unter Trumps Regentschaft sind die Zinsbelastungen der Bundesregierung in Washington im zweiten Quartal auf den auf das Jahr hochgerechneten Rekordwert von 604,4 Mrd. Dollar explodiert. Bei Trumps Amtsantritt im Januar 2017 belief sich der Wert auf „nur“ 479,9 Mrd. Dollar.
Trumps Wunsch nach Strafzinsen dürfte bereits im nächsten Jahr in Erfüllung gehen. Ich bin weiterhin der festen Überzeugung, dass die US-Wirtschaft zügig auf dem Weg in eine Rezession ist, worauf die Fed mit einem aggressiven Zinssenkungszyklus reagieren dürfte. Nachdem sie bei der jüngsten Sitzung am 31. Juli die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt hat, ist es für viele Investoren ausgemachte Sache, dass bei den nächsten Sitzungen am 18. September und 30. November weitere Schritte um jeweils 25 Basispunkte nach unten folgen werden.
Wie passt dieses Bild zur angeblich florierenden US-Wirtschaft? Überhaupt nicht, denn sie floriert nicht. Die Serie an Zinssenkungen dürfte in den darauffolgenden Monaten und im nächsten Jahr nahtlos weitergehen, bis die Fed die Zinsen ebenfalls in den Strafzinsbereich gedrückt hat und zudem ein neues QE-Programm auflegen wird. Dann wird es – abgesehen von einigen Hochrisikoländern, wie Argentinien – weltweit praktisch nur noch Strafzinsen geben. In dem Umfeld sollte der Goldpreis auf Höhenflug sein, weil man mit dem physischen Edelmetall Strafzinsen umgehen kann.
Draghis Politik wird für deutsche Sparer immer frustrierender. Zudem dürfte die Fed in den nächsten Jahren dem „Vorbild“ der EZB folgen und die Zinsen ebenfalls in den Strafzinsbereich drücken, womit die Fiat-Währungen immer weiter entwertet werden. Umso wichtiger ist es, die eigenen Goldbestände weiter aufzustocken, um sich gegen den Irrwitz der Notenbanker zu schützen.