Liebe Leserinnen und Leser,

trotz oder vielmehr wegen der Strafzinsen der EZB ist die Wirtschaft der Euro-Zone in den vergangenen Jahren nur schwach gewachsen. Nun wollen die Länder die Folgen der Corona-Pandemie mit massiven Konjunkturprogrammen abfedern – umso schneller laufen die Notenpressen der EZB. Bei der nächsten Sitzung dürfte die Notenbank daher noch einmal kräftig nachlegen.

Beim alltäglichen Blick auf die weltweiten Aktienmärkte kann ich nur noch den Kopf schütteln. Es verschärfen sich die Spannungen zwischen den USA und China immer weiter (dazu gleich mehr), wodurch sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft deutlich eintrüben. Dennoch sind DAX und S&P500 weiter auf dem Weg nach oben und notieren jeweils in der Nähe des Elf-Wochen-Hochs – Wahnsinn!

Dass damit die ohnehin riesige Blase an den Börsen immer größer wird, habe ich in etlichen Beiträgen aufgezeigt. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P500 mit derzeit 21 höher als beim Rekordhoch des Index am 19. Februar, als das KGV 19 erreicht hatte. Damit liegt die Bewertung auf dem höchsten Niveau seit Frühjahr 2002 – und das im Umfeld einer Depression, also eines schweren Einbruchs der US- und der Weltwirtschaft, in dem die Gewinnschätzungen für die US-Unternehmen kollabieren. Da macht eine astronomische Bewertung des Aktienmarkts absolut keinen Sinn, oder?

Neben andauernden Meldungen über irgendwelcher möglichen Wirkstoffe gegen Corona – die sich bislang als reine Luftblasen herausgestellt haben, ist die gigantische Geldschwemme der Fed der mit weitem Abstand wichtigste Antriebsmotor für die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks. Allerdings beflügelt die Liquiditätsschwemme unweigerlich auch den Goldpreis, weshalb er mit Kursen von rund 1.725 Dollar je Unze in der Nähe des höchsten Niveaus seit November 2012 notiert.

Spannungen zwischen China und USA verschärfen sich weiter

In dem aktuellen Umfeld ignorieren viele Anleger, dass die Spannungen zwischen den USA und China weiter zunehmen. So hat China auf dem noch bis 28. Mai laufenden Volkskongress in Peking aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie kein Ziel für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr ausgegeben. Zudem will China nationale Sicherheitsgesetze erlassen, um in Hongkong gegen „Abspaltungspläne, Subversion und terroristische Aktivitäten sowie gegen ausländische Einmischung“ vorzugehen. Des Weiteren möchte China eigene nationale Sicherheitsorgane in Hongkong aufstellen und einsetzen lassen.

US-Präsident Donald Trump hat mit „einer sehr starken Reaktion“ gedroht. Er dürfte vor der Präsidentschaftswahl im November die Spannungen weiter anheizen, um vom Wirtschaftseinbruch in den USA abzulenken und so seine Chancen für eine mögliche Wiederwahl zu verbessern. In diesem unsicheren Konjunkturumfeld sollte der sichere Hafen Gold gefragt sein.

Es wird keine V-förmige Konjunkturerholung geben

Wie schlecht es der US-Wirtschaft tatsächlich geht, zeigt, dass in der vergangenen Woche 2,44 Mio. Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt haben, da in den vergangenen neun Wochen 38,64 Millionen Amerikaner ihren Job verloren haben. Damit sind innerhalb dieser kurzen Zeit viel mehr Jobs vernichtet worden, als seit dem Aufschwung am Arbeitsmarkt im Jahr 2010 geschaffen worden waren (22,1 Millionen).

Kein Wunder, dass mehrere Experten von einer möglichen V-förmigen Konjunkturerholung ab dem dritten Quartal längst nichts wissen wollen. Jedoch dürfte die Wirtschaft eher noch auf Jahre hinaus schwach bleiben, zumal viele dieser verlorengegangenen Jobs nicht wieder entstehen dürften.

Vielmehr könnten einige Amerikaner aus Angst vor der Zukunft beginnen zu sparen – ein für viele völlig unbekanntes Gefühl, was die Wirtschaft erheblich dämpfen würde. Umso mehr Schulden dürfte Trump nach seiner möglichen Wiederwahl machen, um die Wirtschaft zu stützen, womit die Notenpresse der Fed weiter auf Hochtouren laufen müsste.

Gespanntes Warten auf die EZB-Sitzung

Ebenso wie die USA, wollen auch die Euro-Länder ihre Wirtschaft mit billionenschweren Konjunkturprogrammen ankurbeln. Daher haben zuletzt Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron ein 500 Milliarden Euro schweres Wiederaufbauprogramm für die schwer angeschlagenen Länder, also vor allem Italien und Spanien, angekündigt.

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz ist davon allerdings nicht gerade begeistert, vielmehr lehnt er eine “Schulden-Union” strikt ab. “Wir sagen klar Ja zur Corona-Soforthilfe, aber was wir ablehnen, ist eine Schulden-Union durch die Hintertür”, so Kurz. Wie auch immer die notwendigen Programme aussehen werden, sie werden hauptsächlich mit den Notenpressen der EZB finanziert werden, womit die EZB allerdings den Euro immer schneller entwertet.

Zuletzt hat sie im März hastig ein neues „Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) von 750 Milliarden Euro aufgelegt, mit dem bis Jahresende Staats- und Unternehmensanleihen gekauft werden. Die EZB hat außerdem besonders die „Flexibilität“ des Programms bedroht. Im Klartext: Damit bekämpft die Notenbank vor allem den vorherigen Zinsanstieg in hochverschulden Ländern, insbesondere Italien, damit sich das Land trotz des neuen Fiskalprogramms weiter finanzieren kann.

Umso gespannter warten Investoren auf die EZB-Sitzung am 4. Juni. Viele Experten gehen davon aus, dass das PEPP-Programm auf Basis der aktuellen Käufe bis zum Oktober ausgeschöpft sein dürfte. Daher dürfte die Notenbank bereits bei der Sitzung am 4. Juni ein kräftiges Aufstocken sowie eine Verlängerung des Programms ankündigen. Etliche Experten gehen von rund 500 Milliarden Euro aus.

Mieter und Sparer sind die Leidtragenden der EZB-Politik

Vielleicht sollte die EZB einfach dem „Vorbild“ der Fed folgen und „unbegrenztes Gelddrucken“ ankündigen und schon wären alle Probleme der Euro-Zone „gelöst.“ Nein, das wären sie keineswegs. Wenn man auf eine hochverschuldete Volkswirtschaft, wie die der Euro-Zone, noch Billionen von Euro an Schulden draufpackt, wird das gigantische Schuldenhaus immer instabiler und das Wirtschaftswachstum dennoch schwach bleiben. Daher muss die EZB weitaus mehr Geld drucken als zuvor, um die Lage kurzfristig zu stabilisieren – langfristig wird dadurch aber alles nur noch viel schlimmer.

Mit ihrer Politik heizt die EZB unweigerlich die Inflation an, während es gleichzeitig kräftigen Aufwärtsdruck auf Häuserpreise und Mieten gibt. Gleichzeitig entgehen den Sparern und den Besitzern von Lebensversicherungen Jahr für Jahr zig Milliarden Euro an Zinseinnahmen.

Wenn aber private Haushalte in München oder anderen Metropolen „dank“ der Geldpolitik der EZB 40 bis 50 % ihres Einkommens für die Miete aufwenden, die Mieten deutschlandweit kräftig steigen und Sparer keine Zinsen mehr bekommen, dann fehlt dieses Geld für den Konsum, was die Wirtschaft erheblich belastet. Je mehr Strafzinsen es gibt, desto schlechter wird die Lage – das ist die bittere Wahrheit!

Inzwischen schreiben es selbst etliche Analysten von Banken ganz offen: die weltweit dramatische Schuldensause dürfte in den nächsten Jahren weitergehen, weshalb die Geldpressen der führenden Notenbanken auf Hochtouren und höchstwahrscheinlich immer schneller laufen werden. Diese immer schnellere Entwertung der Fiat-Währungen, wie Dollar und Euro, sollte ein weiter deutlich steigender Goldpreis klar widerspiegeln, der sich in Richtung des Rekordhochs vom August 2011 bewegen dürfte. Die Zeit, um Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, ist jetzt.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.