Während die Aktienmärkte auf Rekordfahrt sind, hat sich der Goldpreis stabilisiert. Investoren warten auf die US-Inflationsdaten am Freitag.
Die Party an den Aktienmärkten läuft immer wilder, der DAX eilt von einem Rekordhoch zum nächsten, während der S&P500 seine Rekordhochs ins Visier nimmt. Hingegen hat der Goldpreis eine Verschnaufpause eingelegt. Sie sollte allerdings nur von kurzer Dauer sein, woraufhin die Notierung des Edelmetalls einmal mehr Kurs auf die Rekordhochs nehmen sollte.
Für Rückenwind an den Aktienmärkten sorgen eine Reihe von Nachrichten. Zuerst war es das geplante Steuersenkungsprogramm von US-Präsident Donald Trump. Es war vom Repräsentantenhaus mit einer Mehrheit von lediglich einer Stimme verabschiedet worden. Nun braucht es noch eine Mehrheit im Senat, ehe Trump es unterzeichnen und damit in Kraft setzen kann.
Durch das Gesetz würden die Staatsschulden der USA in den nächsten 10 Jahren um zusätzlich 3,8 Billionen US-Dollar steigen. Damit würde die Wirtschaft angekurbelt, allerdings würde auch die Inflation angeheizt werden, was die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach oben treibt.
Je stärker die Zinsen aber steigen, umso größer würden die Zinsbelastungen werden, die auf Bundesebene ohnehin bei astronomischen 1 Billion US-Dollar pro Jahr liegen. Allerdings treiben die steigenden Zinsen für Staatsanleihen auch die Zinsen für Verbraucher- und Unternehmenskredite weiter nach oben, was die Konjunktur bremst.
Umso mehr Druck übt Trump auf Fed-Chef Jay Powell aus, damit er und seine Kollegen trotz der hohen Inflationsrisiken den Leitzins senkt, um so auch die Zinsen für Staatsanleihen nach unten zu treiben.
Oberstes Gericht schützt Fed-Mitglieder vor Entlassung durch Trump
Umso schlechter für Trump waren allerdings die neuesten Nachrichten vom Obersten Gericht. Es hat in einer Urteilsverkündung geschrieben, dass Trump Fed-Mitglieder nicht entlassen dürfe.
Vor diesem Hintergrund können sich Powell und seine Kollegen weiterhin sträuben, die Zinsen zu senken. Umso mehr werden Trump und Finanzminister Scott Bessent einen anderen Weg suchen, um dennoch irgendwie die Zinsen nach unten zu bringen. Dass Trumps Druck auf Powell weiter deutlich zunehmen dürfte, sollte allerdings niemanden überraschen.
Die wichtigste Meldung der vergangenen Tage für die Börsen war allerdings der Zickzack-Kurs von Trump im Handelskrieg mit der EU. Nachdem er zuerst der EU mit einer Erhöhung der Strafzölle auf horrende 50 Prozent per 1. Juni gedroht hatte, was für einen kurzen Einbruch an den Börsen gesorgt hatte, hat er nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die drohende Erhöhung bis zum 9. Juli ausgesetzt.
Damit hätten die USA und die EU weiterhin Zeit für Verhandlung im Zollstreit, woraufhin Investoren umso kräftiger bei Aktien zugegriffen haben.
Japan manipuliert Zinsen nach unten
Für zusätzlichen Rückenwind bei Aktien haben zudem die Nachrichten aus Japan gesorgt, die zudem Trump und Bessent sehr erfreut haben dürften. Nachdem die Zinsen für 30- und 40-jährige japanische Anleihen aufgrund der hohen Inflation und der anhaltenden Schuldensause der Regierung nach oben geschossen waren, denkt das Ministerium laut mehreren Medienberichten darüber nach, die Emission von Anleihen für das im März endende Fiskaljahr 2025/26 zu ändern – sprich es sollen nicht mehr ganz so viele superlanglaufende Anleihen emittiert werden und stattdessen deutlich mehr mit nicht ganz so langer Laufzeit.
Die Folge: die Zinsen für 30- und 40-jährige Anleihen waren eingebrochen, was auch die Zinsen für 10-jährige Anleihen kurz nach unten gedrückt hatte. Das hatte wiederum die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen kurz mit nach unten gezogen.
Davon konnte der Goldpreis allerdings nicht profitieren, vielmehr hat er etwas nachgegeben. Offenbar war das Edelmetall in den Augen etlicher Investoren nicht mehr als sicherer Hafen gefragt, weil das Risiko einer Staatsschuldenkrise ein wenig abgenommen hatte, woraufhin der Goldpreis etwas nachgegeben hat – zumal sich gleichzeitig der US-Dollar etwas erholt hat, womit der Goldpreis von dieser Seite aus ein wenig Gegenwind hatte.
Trotz dieser kurzfristigen Entwicklung hat sich meiner Meinung nach an den mittel- und langfristigen Aussichten von Gold absolut nichts verändert – die Aussichten sind weiterhin hervorragend!
EZB-Chefvolkswirt will Zinsen weiter senken
Mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises können Sie und ich uns gegen den anhaltenden Kaufkraftverlust des Euro schützen. In dem Zusammenhang machen mich die neuesten Aussagen des EZB-Chefvolkswirts Philip Lane ziemlich wütend.
Er hat zwar gesagt, dass die EZB den Leitzins nicht unter 1,5 Prozent oder in großen Schritten senken werde. Für viele Investoren ist es aber ausgemachte Sache, dass die EZB bei der nächsten Sitzung am 5. Juni den Einlagenzins für die Banken – darüber steuert die EZB die Geldpolitik – erneut um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 2,0 Prozent senken wird. Das wäre die achte Senkung in Folge.
Lane sagte allerdings, dass die EZB die Zinsen weiter senken werde, falls die Inflation weiter zurückgeht, nachdem sie zuletzt auf 2,2 Prozent zurückgegangen war und sich damit dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB weiter genähert hat.
„Sehen wir Anzeichen weiter sinkender Inflation, reagieren wir mit weiteren Zinssenkungen – aber die Diskussion bewegt sich in keinem sehr breiten Rahmen: Niemand spricht über dramatische Zinssenkungen“, sagte Lane in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Falls sich die Konjunktur allerdings deutlich abschwäche, würde die EZB die Zinsen aber noch stärker senken. „Zinsen unterhalb von 1,5 Prozent sind klar akkommodierend“, so Lane. „Dorthin zu gehen, wäre nur bei substanzielleren Abwärtsrisiken für die Inflation oder einer signifikanteren Verlangsamung der Wirtschaft angebracht. Das sehe ich im Moment nicht.“
Die Aussagen mögen vielleicht für manch einen beruhigend wirken, für mich sind sie aber alles andere als das.
EZB vernichtet weiterhin die Kaufkraft
Schließlich sind die Preise in der Eurozone seit dem Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 um herbe 22 Prozent nach oben geschossen. Entsprechend groß ist als Ihr und mein Kaufkraftverlust. Für jeden Euro, den Sie und ich besitzen, können wir uns um rund 20 Prozent weniger kaufen als vor der Pandemie. Das ist ein herber Kaufkraftverlust innerhalb von 5 Jahren!
Und was macht Lane? Er will die Inflation weiter anheizen, damit die Inflation möglichst nicht unter 2 Prozent sinkt, damit unsere Kaufkraft noch geringer wird als ohnehin schon – Wahnsinn! Die Politik der EZB habe ich wiederholt als katastrophal bezeichnet und das ist sie auch! Für alle Verbraucher und Sparer der Eurozone!
Meiner Meinung nach ist die Hauptaufgabe der EZB sicherzustellen, dass sich viele hochverschuldete Länder der Eurozone, wie Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland und Portugal zu sehr niedrigen Zinsen finanzieren können, damit diese Länder sich weiter verschulden und so die Wirtschaft am Laufen halten können.
Den Preis dafür zahlen allerdings alle Verbraucher der Eurozone mit anhaltend hoher Inflation und damit einem weiteren Verfall der Kaufkraft. Damit entwertet die EZB gleichzeitig die Staatsschulden.
Umso wichtiger bleibt es allerdings, sich gegen diesen Irrwitz der EZB mit dem Besitz von physischem Gold zu schützen. Denn der Preis sollte auf Euro-Basis weiter deutlich steigen und damit Ihre Kaufkraft erhalten.
Gold bleibt sehr aussichtsreich
Nun rücken die US-Inflationsdaten in den Fokus, sie werden am Freitag um 14.30 Uhr veröffentlicht. Allerdings geht es diesmal nicht um die offizielle Inflationsrate, sondern um den PCE-Preisindex und die Kernrate des PCE-Preisindex, also den um Nahrungsmittel und Energie bereinigten PCE-Preisindex. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.
Laut den Schätzungen der Volkswirte soll der PCE-Preisindex im April etwas zurückgegangen sein auf 2,1 Prozent, nach 2,3 Prozent für März. Hingegen soll die Kernrate bei 2,6 Prozent stagnieren. Sollten die Zahlen, sei es zum PCE oder zur Kernrate, auch nur minimal besser sein als erwartet, könnten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen etwas sinken, was für Auftrieb beim Goldpreis sorgen sollte.
Ich werde zudem die Entwicklung bei den Zinsen für superlanglaufende japanische Anleihen und für 10-jährige US-Anleihen weiterhin genau im Auge behalten. Während Trumps Steuersenkungsgesetz im Senat weiter vorangetrieben wird und wenn sich eine baldige Abstimmung darüber abzeichnet, und damit die Chance auf eine Mehrheit besteht, sollte das die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen wieder nach oben treiben.
Das würde einmal mehr Sorgen vor einer Staatsschuldenkrise in den USA schüren, woraufhin Gold als sicherer Hafen gefragt sein sollte und der Preis in Richtung der Rekordhochs durchstarten sollten. Sie lesen richtig: Bei deutlich steigenden US-Zinsen sollte der Goldpreis meiner Meinung nach nicht etwa sinken, sondern vielmehr steigen!
Gleichzeitig sollte der Dollar nach einer kurzen Erholung schnell wieder nach unten drehen, woraufhin die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite aus Rückenwind bekäme.
Meiner Meinung nach fehlt nur noch ein kleiner Funke, woraufhin die Rekordfahrt beim Goldpreis Fahrt aufnehmen sollte. Vor dem Hintergrund macht es weiterhin großen Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.