Die EZB will den verheerenden Weg der vergangenen Jahre konsequent weitergehen. Dabei sinken die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen weiter in Richtung des Rekordtiefs, während das weltweite Volumen an Anleihen mit Strafzinsen in die Nähe des Rekordhochs gestiegen ist.

Mit der zügig näher rückenden US-Präsidentschaftswahl am 3. November weitet sich der Kursrückgang bei S&P 500 und DAX aus. Grund ist, dass es weiterhin keine Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und den oppositionellen Demokraten über ein Billionenschweres Konjunkturprogramm noch vor der Wahl gibt und immer mehr Investoren befürchten, dass das auch so bleiben dürfte.

Allerdings gehen viele Anleger davon aus, dass Trumps Herausforderer Joe Biden die Wahl gewinnen dürfte und möglicherweise dessen Demokraten auch den Senat erobern könnten. Damit würden sie inklusive des Repräsentantenhauses beide Kammern des Kongresses dominieren. In dem Szenario könnte Biden ein massives Konjunkturprogramm durch den Kongress bringen, zuletzt wurden bis zu 5 Billionen Dollar kolportiert.

Weil das die Inflationssorgen kräftig anheizt, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf knapp über 0,8 % geklettert und liegen damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit dem 9. Juni. Gleichzeitig ist der Realzins auf Basis zehnjähriger inflationsgeschützter Anleihen auf minus 0,91 % gestiegen – das höchste Niveau seit Mitte August. Das sorgt für Gegenwind beim Goldpreis.

Allerdings belastet die Aussicht auf eine mögliche weitere Dollar-Schwemme, in Folge der Schuldenexplosion, den Greenback erheblich. So ist der Dollar Index, der die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem gegenüber dem Euro, widerspiegelt, in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit April 2018 gesunken. Das beflügelt den Goldpreis, weshalb er aktuell bei rund 1.920 Dollar je Unze notiert – ein Anstieg um mehr als 25 % seit Jahresanfang.

Lagarde bereitet noch massiverem Gelddrucken den Boden

Für zusätzlichen Abwärtsdruck auf den DAX sorgt die Zahl der Corona-Neuinfizierten, die in vielen Ländern Europas alltäglich auf neue Rekordhochs steigt, während die Zahl in den USA von einem hohen Niveau aus deutlich nach oben tendiert. Damit trüben sich die Perspektiven für die exportabhängigen deutschen Unternehmen erheblich ein.

Zuletzt hat EZB-Chefin Christine Lagarde vor der zweiten Corona-Welle gewarnt. Sie treffe Europa früher als erwartet und stelle ein „klares Risiko“ für den Konjunkturausblick dar. „Die meisten Wissenschaftler im Euroraum haben erwartet, dass die Epidemie im November oder Dezember mit der Kälte zurückkehren würde“, sagte Lagarde gegenüber dem französischen Fernsehsender LCI. Es sei allerdings eher passiert und das sei „kein gutes Omen.“

Wenige Tage zuvor hatte Lagarde gegenüber der französischen Zeitung „Le Monde“ betont, dass sich die Konjunkturerholung abschwächen dürfte. „Seit der Gegenbewegung, die wir im Sommer erlebt haben, war die Erholung ungleichmäßig, ungewiss und unvollständig und läuft jetzt Gefahr an Schwung zu verlieren”, so die EZB-Chefin.

Was diese Aussagen bedeuten, sollte jedermann klar sein: Lagarde und die EZB dürften die zweite Corona-Welle als willkommenen Anlass nutzen, um die Geldpolitik weiter zu lockern. Viele Experten hatten allerdings schon vor Wochen und Monaten, als die Infektionszahlen meilenweit unter dem aktuellen Niveau lagen, prognostiziert, dass die EZB bei der übernächsten Sitzung am 10. Dezember ihr Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) von 1,35 Billionen Euro, das bis Mitte 2021 laufen soll, erneut um ein paar hundert Mrd. Euro aufstocken und verlängern dürfte.

Zinsen für Bundesanleihen tendieren in Richtung Rekordtief

Zudem könnte die EZB den Einlagenzins von aktuell minus 0,5 % auf minus 0,6 % senken. Das würde die hochverschuldete Wirtschaft der Eurozone praktisch kaum ankurbeln. Das sollte die EZB allerdings dennoch nicht davon abhalten, diesen Schritt zu gehen. Selbst wenn es zu keiner Zinssenkung kommen sollte, dürfte das weitere Aufstocken des massiven QE-Gelddruckens die Talfahrt bei den Zinsen in der Eurozone beschleunigen.

So waren zuletzt die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen wegen der zunehmenden Konjunktursorgen auf knapp minus 0,6 % gesunken und dürften in den nächsten Wochen zügig in Richtung des Rekordtiefs vom minus 0,84 % vom 9. März 2020 tendieren. Umso wichtiger ist es als Sparer, sich gegen diesen Wahnsinn durch den Besitz von physischem Gold zu schützen.

Zumal das weltweite Volumen an Anleihen mit Strafzinsen zuletzt auf umgerechnet 16,8 Billionen Dollar gestiegen ist und sich damit zügig dem Rekordhoch vom August 2019 bei 17,0 Billionen nähert. Dieser Spitzenwert sollte schon sehr bald überschritten werden, was Gold zusätzlichen Rückenwind geben sollte.

Lagarde will Schuldenunion zementieren

Die weiteren Aussagen Lagardes gegenüber „Le Monde“ sollten die Bürger hierzulande noch mehr aufhorchen lassen, fordert Lagarde doch einen dauerhaften Wiederaufbaufonds, nachdem sich die 27 Regierungen der EU-Länder im Juli auf einen 750 Mrd. Euro schweren Wiederaufbaufonds zur Bekämpfung der Corona-Pandemie geeinigt hatten, der von 2021 bis 2027 läuft.

„Der Corona-Aufbaufonds der Europäischen Union ist zwar eine Reaktion auf eine außergewöhnliche Situation. Wir sollten die Möglichkeit diskutieren, dass es im europäischen Instrumentenkasten verbleibt, damit es wieder verwendet werden kann, wenn ähnliche Umstände eintreten”, so Lagarde.

Sollte es tatsächlich so kommen – was zu befürchten ist –, würde sich die EU immer weiter in Richtung einer Transfer- und Schuldenunion, also in eine weitere Vergemeinschaftung der Staatsschulden, entwickeln. Das ist aus Sicht vieler hochverschuldeter Länder erstrebenswert, sind doch beispielsweise die Schulden Frankreichs auf 2,4 Billionen Euro nach oben geschossen. Laut den Schätzungen des IWF sollen die Schulden Frankreichs bis zum Jahresende auf knapp 120 % der jährlichen Wirtschaftsleistung steigen.

Aus Sicht der deutschen Steuerzahler ist eine Schuldenunion allerdings alles andere als wünschenswert. Zwar sind die Schulden Deutschlands auf rund 2,1 Billionen Euro nach oben geschossen. Laut dem IWF soll die Schuldenquote zum Jahresende allerdings „nur“ auf knapp 75 % der Wirtschaftsleistung zulegen.

Gespanntes Warten auf EZB-Sitzung und US-Wahl

Investoren warten gespannt auf die nächste EZB-Sitzung am 29. Oktober. Auf der anschließenden Pressekonferenz dürfte Lagarde signalisieren, dass die EZB bei der darauffolgenden Sitzung im Dezember die Geldschleusen noch weiter öffnen könnte, um die Schuldensause in der Eurozone am Laufen zu halten und dennoch die Zinsen weiter in den Keller zu drücken, womit es noch mehr Strafzinsen geben würde. Umso wichtiger ist der Besitz von physischem Gold, denn damit kann man sich vor Strafzinsen schützen.

Die nächsten kräftigen Kursimpulse für den Goldpreis dürfte dann die US-Wahl liefern. Völlig egal, ob Trump oder Biden die USA ab Januar 2021 regieren werden, die gigantischste Schuldensause und damit das massivste Gelddrucken aller Zeiten sollte weitergehen – und damit der Höhenflug des Goldpreises in Richtung Rekordhoch. Das können Sie in dem Beitrag „US-Wahl sollte unabhängig vom Sieger den Goldpreis beflügeln“ nachlesen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.