Wir hatten es in den letzten Wochen und Monaten bereits angekündigt, dass die EZB im Herbst ihre Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen am offenen Markt gegen frisch gedrucktes Zentralbankgeld wieder aufnehmen wird. Am Donnerstag, den 12.09.2019 lieferte die EZB schließlich und gab bekannt, dass man ab 1. November 2019 ein neues QE-Programm starten und monatlich 20 Mrd. Euro an Anleihen kaufen wird. Den Leitzins ließ man unverändert bei 0 % und die Laufzeit der Langfristkredite wird von zwei auf drei Jahre verlängert. Scheinbar hatte nicht jeder mit einer Fortsetzung der Anleihekäufe gerechnet, denn der Goldpreis reagierte auf diese Meldung mit einem Kurssprung von 30 Euro auf 1.393 Euro, während der Euro zum US-Dollar auf 1,093 USD einbrach.

Gold in Euro vs. Euro/USD 16.09.2019

Während der Euro immer tiefer zum USD fällt, schießt der Goldpreis in Euro durch die Decke.

Medial wurden besonders die Strafzinsen für Banken beklagt, denn der Einlagenzins wurde von -0,4 % auf -0,5 % verringert. Diesen Satz müssen Finanzinstitute zahlen, wenn sie bei der Zentralbank Geld parken. In den vergangenen Monaten war eine perfide Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung zu beobachten. Vermehrt wurden die Banken als Opfer der Niedrigzinspolitik dargestellt, die unter dem Zinsdiktat der bösen Europäischen Zentralbank leiden würden, da sie bei Null- und Negativzinsen kein Geld mehr verdienen könnten.

Man kann hier nur richtigstellen, dass die Ursache der Niedrigzinsen und der lockeren Geldpolitik gerade in der Rettung der Banken durch die Bail Outs und Käufe von Schrottanleihen aus deren Bücher zu finden ist. Die EZB und insbesondere die Fed haben immer im vollsten Interesse der Geschäftsbanken agiert und diese waren die größten Profiteure der Niedrigzinsen und QE-Programme. Ohne das sofortige Eingreifen der EZB über die Sozialisierung des Zirkulationskredits zulasten des Steuerzahlers bzw. Sparers mittels Inflation, hätte es das Bankensystem in 2008 in einer Bankrottwelle hinweggefegt und mit ihm den ungedeckten Fiat-Euro. Die Banken bekamen durch die QE-Programme eine nochmalige Schonfrist von aktuell zehn Jahren, um zu konsolidieren, rekapitalisieren und modernisieren. Dass sich diese Banken jetzt als Opfer der lockeren Geldpolitik der EZB medial positionieren, ist ein perfider Schachzug, um am Vorabend der nächsten großen Wirtschafts- und Bankenkrise den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Konjunkturaufschwünge und somit auch konjunkturelle Abschwünge waren schon immer eine Folge der rücksichtslosen Kreditschöpfung des Bankensystems. Rezessionen entstehend durch die Bereinigung von Fehlallokationen in der Wirtschaft, die durch künstlich niedrige Zinsen zuallererst entstanden, die wiederum durch die Kreditexpansion im Bankensystem erzeugt wurden. Dass einige Geschäftsbanken in den letzten zehn Jahren den Anschluss verpasst haben, ist für diese Institute definitiv ein Problem. Sie sind jedoch nicht die Opfer der Geldpolitik und die Rezession ist auch bei einer weiteren Rettung dieser Banken unausweichlich, da die Fehlallokationen längst die Wirtschaft zombiefiziert haben.

Den Zombiebanken hilft man künftig mit einem Staffelsystem. Man kann sich sicher sein, dass die EZB keine Bankrottwelle unter den Banken zulassen wird, um einen deflationären Crash zu verhindern. Die EZB wird weiterhin die Banken retten und die Aktienmärkte daher künftig nur noch real crashen, jedoch nicht mehr nominal. Weitere planwirtschaftliche Eingriffe werden nötig sein, da die Stagflation längst vor der Tür steht.

Für den Sparer bedeutet die Fortsetzung der Anleihekäufe jedoch eine weitere kalte Enteignung der Ersparnisse und Altersvorsorgeansprüche über Inflation. Manch einer behauptet, die Zinsen würden ewig niedrig bleiben, doch das wird sich schon in wenigen Jahren drastisch ändern. Ein erstes Zeichen für eine große Zinswende in den kommenden Jahren war der letztwöchige Anstieg der Kernrate der US-Verbraucherpreise um 2,4 % zum Vorjahr (Prognose lag bei +2,3 %).

Die Anleihenmärkte reagierten darauf mit Kurseinbrüchen und die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen schossen wieder nach oben. Die Märkte beginnen scheinbar langsam zu verstehen, dass sich all das gedruckte Geld früher oder später in den Konsumentenpreisen manifestieren wird. Sie verlangen einen Inflationsausgleich als Mindestrendite für das Halten von Anleihen. Der Einbruch am Anleihenmarkt könnte daher ein erster Hinweis für eine Trendwende sein, die letztlich in zweistelligen Markt- und Leitzinsen enden wird, während die Wirtschaft unter den hohen Zinsen in einer Stagflation einen nie gekannten Niedergang erleben wird.

Planwirtschaftliche Geldmengensteuerung mit einer künstlichen Herabsetzung der Zinsen unter ihr natürliches Niveau führt letztlich immer zu Rezessionen. In schweren Fällen können Währungen, Regierungen, Wirtschaft und Gesellschaft völlig zusammenbrechen, nur aufgrund des staatlichen Geldmonopols, wie wir in allen gescheiterten planwirtschaftlichen Staaten sahen. Auch Draghis Geldpolitik wird in den kommenden zehn Jahren zu einer gigantischen Wirtschafts- und Gesellschaftskrise führen. Null- und Negativzinsen sind einmalige planwirtschaftliche Experimente, die das Potenzial haben, Europa um Jahrzehnte zurückzuwerfen. Könnte EZB-Chef Mario Draghi in die Zukunft reisen, so wäre er womöglich geschockt, welch zerstörerische Auswirkungen seine Geldpolitik haben wird.

Cartoon: Back in time QE 16.09.2019

EZB-Chef Draghi sieht, wohin seine Negativzinspolitik in der Zukunft führen wird.

US-Präsident Trump kritisierte die Entscheidung der EZB, da die Abwertung des Euros den Dollar relativ stärkt und eine Reindustrialisierung der USA erschwert. So twitterte Trump, dass die EZB erfolgreich den Euro gegenüber dem „sehr starken Dollar“ abgewertet habe. Zugleich warf er der US-Notenbank Fed Untätigkeit vor. Für die US-Regierung sind die negativen Zinsen in der Euro-Zone ein Grund zur Sorge, da sie eine “gute Konjunktur” erschweren und somit eine Wiederwahl Trumps Ende 2020 gefährden würden.

Am kommenden Mittwoch wird die US-Notenbank Fed womöglich nachziehen und eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte verkünden. Aktuell erwarten nur 80 % der Marktteilnehmer diesen Zinsschritt, während der Rest die Zinsen unverändert bei 2,25 % sieht. Liefert die US-Notenbank, dann ist ein erneuter Anstieg des Goldpreises am kommenden Mittwoch (18.09.) möglich. Auch Silber dürfte dann unter neuen ETF-Käufen wieder glänzen. Sollte die Fed ihren Leitzins hingegen unverändert lassen, so könnte die Korrektur des Gold- und Silberpreises der letzten Woche noch einmal fortsetzen. Bis zur Verkündung des Zinsentscheids am Mittwochabend, 18.09. um 20 Uhr, dürften die Marktteilnehmer am Goldmarkt die Füße stillhalten. Es ist mit keinen großen Ausschlägen zu rechnen, sofern nicht weitere exogene Faktoren auftauchen.

Im großen Bild scheint es schon fast irrelevant, ob die US-Notenbank am Mittwochabend die Zinsen senken wird oder letztlich doch erst im Oktober oder Dezember. Die EZB geht voran und druckt Geld, um die sich überall manifestierende Rezession abzumildern, bzw. den Bereinigungsprozess zu verzögern. Der Euro wird auf das neue Drucken von Geld aus dem Nichts zwangsläufig mit einem Kaufkraftverlust reagieren und der Goldpreis in Euro immer weiter ansteigen. Sollte die Fed am Mittwoch nicht liefern, so wäre eine kurzweilige Korrektur des Goldpreises möglich, doch stellt dieser Rücksetzer dann ein dankenswertes Kaufniveau dar, um günstig nachzukaufen, da sich der neue Bullenmarkt langfristig weiter fortsetzen muss und wird.

Gold in Euro 16.09.2019

Der Aufwärtstrend für Gold in Euro ist seit Anfang 2014 wieder intakt und wird sich weiter fortsetzen.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.