Der Handelskrieg bereitet Investoren ebenso Kopfzerbrechen wie die Sorge vor einer Flaute der US-Wirtschaft. Umso gespannter warten Investoren auf die EZB-Sitzung.

Nach der vorherigen Rekordfahrt war der DAX zwischenzeitlich kurz eingebrochen, ehe er wieder in Richtung des Rekordhochs nach oben geschossen ist. Hingegen war der S&P 500 auf Vier-Monats-Tiefs gesunken. Gründe waren jeweils die Entwicklungen im Handelskrieg zwischen den USA und etlichen anderen Ländern.

In dem Umfeld hat der Goldpreis nach einem kurzen Rückgang schnell wieder in Richtung der Rekordhochs nach oben gedreht, weil Investoren in den sicheren Hafen Gold geflüchtet sind. Das Edelmetall notiert damit um lediglich 1 Prozent unter dem Rekordhoch und bleibt damit weiterhin sehr aussichtsreich.

Aber zurück zur Politik und den Aktienmärkten: So waren am 4. März US-Strafzölle von 25 Prozent auf Produkte aus Kanada und Mexiko in Kraft getreten. Kanada hat reagiert und seinerseits Strafzölle von 25 Prozent auf US-Produkte im Volumen von 107 Milliarden Dollar angekündigt.

Zudem sind am 4. März die US-Strafzölle auf chinesische Produkte um zusätzlich 10 Prozentpunkte also auf insgesamt 20 Prozent angehoben worden. Daraufhin hat China Strafzölle von 10 bis 15 Prozent auf verschiedene US-Güter angekündigt, wie 10 Prozent für Sojabohnen, sowie 15 Prozent für Hähnchen, Mais und Baumwolle, etc.

In dem Szenario haben sich auch die Aussichten für etliche DAX-Unternehmen, gerade die Autohersteller eingetrübt, haben sie doch Werke in Mexiko bzw. Kanada. Daher waren die Aktien der deutschen Autohersteller zwischenzeitlich ebenso eingebrochen, wie deren Zulieferer BASF und Infineon.

Zuletzt hat dann US-Handelsminister Howard Lutnick überraschend signalisiert, dass die Strafzölle gegen Mexiko und Kanada vielleicht etwas gesenkt werden könnten, woraufhin der DAX am Mittwoch, 5. März, wieder nach oben geschossen ist, während sich der S&P 500 vorbörslich etwas erholt hat.

Sorgen um US-Konjunktur nehmen deutlich zu

Für Abwärtsdruck auf den S&P 500 hat die Angst vor einer möglicherweise deutlichen Abkühlung der US-Wirtschaft gesorgt, schließlich trüben sich durch die Strafzölle die Aussichten für die Weltwirtschaft ein. Und wenn viele Staaten ihrerseits mit Strafzöllen auf US-Produkte reagieren, trüben sich zwangsläufig auch die Aussichten für die US-Wirtschaft ein.

Gleichzeitig gibt Elon Musk mit seinem „Department of Government Efficiency“ Gas, um möglichst vielen Staatsdienern zu kündigen und die Ausgaben vieler Ministerien kräftig zu kürzen. Je erfolgreicher Musk allerdings ist, je mehr Mitarbeiter also ihren Job verlieren und je stärker er die Staatsausgaben kürzt, umso mehr belastet das kurzfristig das Wirtschaftswachstum.

In dem Umfeld waren zuletzt die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen bis auf 4,15 Prozent eingebrochen, das war ein Zwei-Monats-Tief, ehe die Zinsen wieder bis auf 4,26 Prozent gestiegen sind.

Die heraufziehende Konjunkturabkühlung spiegeln längst etliche Konjunkturdaten wider. So war beim wichtigen Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für die US-Industrie die Auftragskomponente eingebrochen, während die Preiskomponente nach oben geschossen ist. Das ist eine denkbar schlechte Kombination für viele Investoren, befürchten sie doch plötzlich das Heraufziehen einer Stagflation, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation.

Warten auf EZB-Sitzung…

In der Eurozone war die Inflation im Februar leicht zurückgegangen auf 2,4 Prozent, nach 2,5 Prozent für Januar. Das ist allerdings noch längst kein Grund zur Entwarnung, schließlich waren die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen und sind damit auf ein neues Rekordhoch geklettert. Güter und Dienstleistungen sind damit in der Eurozone teurer als jemals zuvor.

Damit liegen die Verbraucherpreise laut offiziellen Angaben um 21,8 Prozent über dem Stand von Februar 2020, also dem Start der Pandemie. Meiner Meinung nach dürften die Preise insgesamt allerdings viel stärker gestiegen sein, als es die offizielle Statistik ausweist. Umso größer wäre der Verlust Ihrer und meiner Kaufkraft.

Das dürfte die EZB dennoch nicht davon abhalten, bei der nächsten Sitzung am Donnerstag, 6. März den Einlagenzins für die Banken – darüber steuert die EZB aktuell die Geldpolitik – erneut zu senken, diesmal um 25  Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 2,5 Prozent.

Zudem dürfte die EZB einmal mehr betonen, dass mögliche weitere Zinssenkungen „datenabhängig“ seien. Sollte EZB-Chefin Christine Lagarde das einmal mehr so sagen, gehe ich fest davon aus, dass die nächste Zinssenkung bereits bei der darauffolgenden Sitzung am 17. April folgen dürfte.

Dabei planen CDU/ CSU und SPD ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro zur Instandsetzung der Infrastruktur, und beabsichtigen die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben zu lockern.

Zwar machen massive zusätzliche Ausgaben gerade für die Verteidigung meiner Meinung nach großen Sinn, allerdings dürften all diese auf Pump finanzierten Ausgaben zwangsläufig die Inflation anheizen. Umso wichtiger ist es, sich dagegen durch den Besitz von physischem Gold zu schützen.

… und US-Arbeitsmarktbericht

Tags drauf, am Freitag, 7. März folgt der wichtige US-Arbeitsmarktbericht. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen im Februar 160.000 Jobs geschaffen worden sein, während die Arbeitslosenquote bei sehr niedrigen 4,0 Prozent stagnieren soll. Sollte der Bericht überraschend schwach ausfallen, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen schnell wieder auf Talfahrt gehen.

Umso mehr Auftrieb bekäme der Goldpreis, zumal wenn die sinkenden Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen würden, woraufhin die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite aus Rückenwind bekäme.

Um es kurz zu machen: die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold bleiben glänzend. Daher macht es weiterhin Sinn, die Bestände an physischem Gold aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.