Der Handelskrieg zwischen den USA und China ist völlig überraschend eskaliert. Investoren warten auf den Konjunkturbericht Beige Book der Fed und einige US-Konjunkturdaten.
Für einen Kurseinbruch bei S&P500 und DAX hatten die Tweets von US-Präsident Donald Trump am Freitagnachmittag, 10. Oktober, auf seiner Plattform Truth Social gesorgt, ehe sich die Lage ab Dienstagnachmittag deutlich stabilisiert hat.
Nachdem China die Exportkontrollen für seltene Erden und später für Lithium-Ionen-Batterien verschärft hatte, hat Trump am Freitagnachmittag um kurz vor 17 Uhr (deutscher Zeit) mit einer „massiven Anhebung der Strafzölle“ auf chinesische Produkte gedroht und gesagt, dass es „keinen Grund“ mehr für ein Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping geben würde.
Ein paar Stunden später hat Trump nachgelegt und zusätzliche Strafzölle von 100 Prozentpunkten auf chinesische Produkte zum 1. November angekündigt. Das hat für erhebliche Verunsicherung bei Investoren gesorgt, schließlich würden zusätzliche US-Strafzölle nicht nur die chinesische Wirtschaft deutlich belasten, sondern auch die US-Wirtschaft, da chinesische Produkte in den USA teurer werden würden.
In dem Umfeld war Gold weiterhin als sicherer Hafen gefragt und hat die Rekordfahrt mit Kursen von rund 4.000 US-Dollar je Unze nahtlos fortgesetzt.
China verstärkt Druck auf die USA
Nachdem sich S&P500 und DAX am Montag, 13. Oktober, etwas erholt hatten, kam am Dienstagfrüh nach den Nachrichten aus China erneut deutlicher Verkaufsdruck beim DAX auf, was auch den S&P500 vor Handelsbeginn in den USA deutlich mit nach unten gezogen hatte.
China hatte angekündigt, es werde Sonderabgaben auf Schiffe erheben, die sich in US-Besitz befinden, von den USA betrieben, gebaut oder beflaggt werden. Zudem verhängte China Sanktionen gegen fünf mit den USA verbundene Tochtergesellschaften des südkoreanischen Schiffbauunternehmens Hanwha Ocean.
In dem Umfeld war der Goldpreis plötzlich ab 7.30 Uhr deutscher Zeit innerhalb von 75 Minuten um herbe 88 US-Dollar auf knapp unter 4.092 US-Dollar eingebrochen. Mancher Anleger dürfte schon Sorgen gehabt haben, dass bei einer derartig heftigen Bewegung etwas sehr Negatives für den Goldpreis passiert sein könnte.
War es aber nicht. Meiner Meinung nach war das reine Kursmanipulation nach unten, woraufhin der Kurs ein paar Stunden lang seitwärts geschwankt hat, um dann ab 15 Uhr umso stärker nach oben zu drehen, als Investoren wieder kräftig Gold gekauft haben.
Dienstagabend hat dann Trump noch einmal nachgelegt und bei Truth Social geschrieben, dass China absichtlich keine Sojabohnen aus den USA kaufe, und das sei ein „wirtschaftlich feindlicher Akt“. Die US-Regierung denke daher darüber nach, den Einkauf von Speiseöl aus China einzustellen, da die USA das Speiseöl selbst produzieren könne.
Meiner Meinung nach hat der zwischenzeitliche Kurseinbruch bei Gold absolut keinen Sinn gemacht, schließlich hellen sich die Aussichten für Gold bei einer Verschärfung des Handelskriegs weiter auf.
Denn je schwächer die chinesische Wirtschaft werden sollte, umso mehr dürften Regierung und Notenbank versuchen, die Konjunktur zu stützen, was für zusätzliche Renminbi-Liquidität sorgen würde.
Und je schwächer die US-Wirtschaft werden sollte, umso mehr Schulden würde die US-Regierung machen, und umso mehr würde der Druck auf die Fed zunehmen, die Zinsen noch stärker zu senken, als es ohnehin schon an den Finanzmärkten eingepreist ist. Damit würde der US-Dollar weiter entwertet werden, was für zusätzlichen Aufwärtsdruck beim Goldpreis und auch bei Silber sorgen würde.
Powell signalisiert Ende der Anleiheverkäufe
Vor diesem Hintergrund sollte es niemanden überraschen, dass Fed-Chef Jay Powell am Dienstagnachmittag in einer Rede angekündigt hat, dass die Fed die Anleiheverkäufe innerhalb weniger Monate einstellen könnte. Derzeit verkauft die Fed monatlich für 35 Mrd. US-Dollar Hypothekenanleihen und für 5 Mrd. US-Dollar Staatsanleihen.
Würde die Fed die Anleiheverkäufe tatsächlich einstellen, würde sie also dem Finanzsystem, sprich Banken und anderen Finanzinstituten, nicht mehr 40 Mrd. US-Dollar allmonatlich an Liquidität entziehen. Das würde also einer weiteren Lockerung der Geldpolitik entsprechen. Selbstverständlich sind das gute Nachrichten für den Aktienmarkt und gerade auch für den Goldpreis.
Zudem sagte Powell, dass die Fed bei den nächsten Sitzungen die Entwicklung am Arbeitsmarkt beobachten werde, während die Inflation noch über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed liege. Für viele Investoren ist es ohnehin ausgemachte Sache, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 29. Oktober den Leitzins erneut um 25 Basispunkte senken dürfte, auf dann 3,75 bis 4,00 Prozent.
Warten auf US-Inflationsdaten…
Zuletzt hatte das US-Arbeitsministerium angekündigt, dass während des Shutdowns keine Konjunkturdaten veröffentlicht würden, mit Ausnahme der Inflationsdaten. Sie werden statt am Mittwoch, 15. Oktober, erst am Freitag, 24. Oktober (14.30 Uhr), veröffentlicht.
Damit hätte die Fed dann eine wichtige Grundlage für die Sitzung am 29. Oktober. Ein Schelm, wer bei der Ankundigung des US-Arbeitsministeriums etwas Böses denkt.
Mich würde es allerdings nicht überraschen, wenn die US-Inflationsdaten für September plötzlich deutlich besser ausfallen würden als erwartet, woraufhin Investoren beginnen könnten, plötzlich auf eine Zinssenkung um sogar 50 Basispunkte am 29. Oktober zu spekulieren. Das würde für zusätzlichen Rückenwind beim S&P500 und natürlich gerade auch beim Goldpreis sorgen.
… und andere Konjunkturdaten aus den USA
Am Mittwoch, 15. Oktober, wird um 20 Uhr der Konjunkturbericht Beige Book der Fed veröffentlicht. Er sollte wenig Neues für Investoren enthalten.
Während des anhaltenden Shutdowns werden sie umso mehr auf die paar Daten schauen, die doch veröffentlicht werden, in dieser Woche vor allem von der Fed. Am Donnerstag, 16. Oktober, wird um 14.30 Uhr der Einkaufsmanagerindex der Fed von Philadelphia für die dortige Industrie veröffentlicht. Er ist üblicherweise einer der besten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft insgesamt.
Tags darauf, am Freitag, folgen um 15.15 Uhr die Daten zur US-Industrieproduktion. Sollten die Daten zum Index der Fed von Philadelphia oder zur US-Industrieproduktion schwächer sein als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weiter sinken und damit für zusätzlichen Auftrieb bei Gold und Silber sorgen.
Dabei liegen die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen mit 4,02 Prozent bereits am 52-Wochen-Tief. Das belastet den US-Dollar, woraufhin der US-Dollar-Index nach der zwischenzeitlichen Erholung etwas nachgegeben hat.
Im Gegenzug ist der Goldpreis auf den Rekord von aktuell 4.210 US-Dollar je Unze gestiegen.
Mich würde es nicht überraschen, wenn es bei den Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Wochen zügig in Richtung 3,75 Prozent gehen würde. Dass sich damit das Umfeld für die Edelmetalle weiter verbessern würde, versteht sich von selbst.
Damit sind die Aussichten für Gold besser als jemals zuvor, wie die fast alltägliche Rekordfahrt bei dem Edelmetall unmissverständlich zeigt. Vor diesem Hintergrund macht es weiterhin Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, schließlich dürften die Fiat-Währungen wie US-Dollar, Euro, Schweizer Franken oder Yen weiter deutlich an Wert verlieren gegenüber Gold und damit die Rekordfahrt des Edelmetalls gegenüber diesen Fiat-Währungen klar weitergehen.
