Der Goldpreis hat zuletzt kräftig zugelegt. Umso gespannter warten Investoren auf die Rede von Fed-Chef Jay Powell am Donnerstag.
Der Israel-Krieg hält die Börsen weiter im Atem, während die Hoffnungen auf eine mögliche Deeskalation zuletzt einen starken Dämpfer bekommen haben. Nach dem folgenschweren Beschuss eines Krankenhauses im Gazastreifen mit 500 Toten sind der Öl- und der Goldpreis gestiegen.
Damit droht die Spirale der Gewalt weiter zu eskalieren. Nachdem am vergangenen Freitag, 13. Oktober Israel die Bewohner von Gaza-Stadt aufgefordert hatte, die Stadt innerhalb von 24 Stunden zu verlassen, war der Ölpreis nach oben geschossen. Gleichzeitig haben Investoren kräftig US-Anleihen gekauft, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen kurz eingebrochen waren, ehe sie anschließend wieder nach oben gedreht sind.
Zudem war der DAX eingebrochen, während S&P 500 und Nasdaq nachgegeben haben. Hingegen waren Investoren in den sicheren Hafen Gold geflüchtet, woraufhin der Preis mit knapp über 1.930 Dollar je Unze in die Nähe des Ein-Monats-Hochs nach oben geschossen war.
Zuletzt ist dann bekanntgeworden, dass US-Präsident Joe Biden am Mittwoch, 18. Oktober Israel besuchen wird, was bei Investoren Hoffnungen auf eine Deeskalation des Israel-Kriegs geschürt hatte. Hingegen ist der ursprünglich geplante Besuch in Jordanien nach dem Beschuss des Krankenhauses in Gaza inzwischen abgesagt worden.
Dennoch hatte der Goldpreis zwischenzeitlich nur leicht nachgegeben, und das obwohl gleichzeitig die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach oben geschossen sind, und mit 4,85 Prozent das höchste Niveau seit Juni 2007 erreicht haben. Offenbar bleiben Anleger trotz der stark gestiegenen US-Zinsen lieber im sicheren Hafen Gold. Das ist mehr als verständlich.
Schuldensause in den USA läuft auf vollen Touren
Für den US-Zinsanstieg ist meiner Meinung nach vor allem die zunehmende Sorge vieler Investoren verantwortlich, dass die Schuldensause in den USA weiter auf vollen Touren laufen dürfte, oder künftig vielleicht sogar noch stärker laufen könnte als zuletzt.
Zur Erinnerung: im Fiskaljahr 2022/23 sind die Schulden der US-Regierung in Washington dank verschiedener Gesetzesvorhaben, wie für den Neubau von Halbleiterfabriken und Investitionen in das Energienetz, um herbe 2,2 Billionen Dollar gestiegen. Wahnsinn!
Das erklärt, wieso die US-Wirtschaft trotz der stark gestiegenen Zinsen noch nicht in eine Rezession abgerutscht ist. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Und wenn die USA künftig neben der Ukraine auch Israel über Monate oder gar Jahre hinweg finanziell und militärisch unterstützen würden, würden die Schulden der US-Regierung umso schneller wachsen. Und umso mehr Zinsen muss die Regierung den Investoren bezahlen. Das sind keine guten Aussichten, zumal die Staatsverschuldung von zuletzt 33,5 Billionen Dollar von einem Rekord zum nächsten eilt.
Und dass eine derartige Schuldensause die Inflation weiter anheizt, sollte auch niemanden überraschen. Dabei stagnierte die Inflation im September bei 3,7 Prozent.
Wie Sie wahrscheinlich wissen, schaut die Fed aber nicht auf die offizielle Inflationsrate, sondern auf die sogenannte Kernrate des PCE-Preisindex, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Rate des PCE-Preisindex. Die Kernrate ist zwar im August auf 3,9 Prozent gesunken. Allerdings liegt sie damit noch weit über dem Zwei-Prozent-
die stark steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach oben ziehen würden, womit der Goldpreis erneut von einer zweiten Seite Gegenwind bekäme.
Umso wichtiger ist die nächste Rede von Fed-Chef Jay Powell am Donnerstag, 19. Oktober beim „Economic Club of New York“. Sie beginnt Inflationsziel der Fed. Die September-Zahlen werden am 27. Oktober veröffentlich. Ich bin gespannt, wie sie aussehen werden.
Warten auf Powell-Rede
Für die Entwicklung des Goldpreises ist kurzfristig vor allem die Entwicklung des Israel-Kriegs verantwortlich, also ob es zu einer weiteren Eskalation, oder einer Deeskalation kommt. Ich kann nur hoffen, dass die Lage nicht eskaliert, könnte das doch unabsehbare Folgen haben.
Und der zweite, derzeit aber wesentlich weniger wichtige Faktor für die Notierung des Edelmetalls sind die US-Zinsen. Sollten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weiter kräftig nach oben schießen und schon bald die Marke von 5,0 Prozent ins Visier nehmen, oder gar darüber hinaus steigen, könnte das den Goldpreis erneut belasten – zumal, wenn um 18 Uhr deutscher Zeit.
Bestimmt haben Sie gemerkt, dass Powell und seine Kollegen seit dem Beginn des Israel-Kriegs versuchen, die Zinsen nach unten zu reden, und so die Märkte zu stabilisieren. Das können Sie in dem Beitrag „Trotz Israel-Krieg steigen Aktienmärkte kräftig“ nachlesen.
Das hat allerdings nur wenige Tage funktioniert, anschließend sind die Zinsen aber wieder nach oben geschossen, nachdem am Donnerstag, 12. Oktober eine Auktion 30-jähriger US-Anleihen ganz schlecht gelaufen war.
Im Klartext: wegen der schwachen Nachfrage nach den Papieren, waren die Zinsen für 30-jährige Anleihen nach oben geschossen und haben damit auch jene für 10-jährige mit nach oben gezogen worden.
Sollte Powell nun am Donnerstag einmal mehr von Dis-Inflation reden, also von einem Rückgang der Inflationsraten, könnte das kurzfristig für Abwärtsdruck bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sorgen. Im Gegenzug könnten die Aktienmärkte ebenso wie der Goldpreis steigen. Es würde mich absolut nicht überraschen, wenn Powell am Donnerstag versuchen würde, die Zinsen nach unten zu reden.
Ich werde die Entwicklung im Israel-Krieg ebenso weiter genau beobachten, wie jene der US-Zinsen und des Dollar. In den nächsten Tagen und Wochen wird sich zeigen, ob und wie sehr der sichere Hafen Gold weiter gefragt sein könnte.