Das Gerede etlicher Fed-Mitglieder über eine mögliche Drosselung des Gelddruckens sowie ein starker US-Arbeitsmarktbericht hatten für einen deutlichen Anstieg der US-Zinsen gesorgt. Zuletzt sind sie nach einer Serie schwacher US-Konjunkturdaten aber wieder nach unten gedreht.

So schnell wie der zwischenzeitliche Einbruch des Goldpreises gekommen war, so schnell scheint er auch wieder wettgemacht zu werden. Zuerst war die Notierung des Edelmetalls am Freitag, 6. August ausgehend von Kursen von um die 1.800 US-Dollar je Unze nach dem starken US-Arbeitsmarktbericht eingeknickt, weil die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben geschossen waren. Anschließend war es von Sonntag, 8. August auf Montag zu einem Einbruch um fast 100 US-Dollar je Unze gekommen, nachdem „jemand“ im völlig illiquiden Futures-Handel für rund 4 Milliarden US-Dollar Gold-Futures auf den Markt geworfen und so den Preis künstlich nach unten manipuliert hatte. Das können Sie in dem Beitrag „Starker US-Arbeitsmarktbericht lässt Goldpreis einbrechen“ nachlesen.

Obwohl in den darauffolgenden Tagen der Anstieg der US-Zinsen weitergegangen ist, ist der Goldpreis allmählich nach oben gedreht und hat am vergangenen Freitag, 13. Juli einen Sprung nach oben gemacht. Grund war, dass das US-Verbrauchervertrauen, das die Universität Michigan veröffentlicht, im August den siebtgrößten Einbruch aller Zeiten verbucht hat – während die allzeit optimistischen Volkswirte einen stabilen Wert vorhergesagt hatten -, womit der Index in der Nähe des Zehn-Jahres-Tiefs steht. Nach der Veröffentlichung der Daten waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen und haben auch den US-Dollar mit nach unten gezogen. Damit hatte der Goldpreis von zwei Seiten aus Rückenwind und hat deutlich zugelegt.

US-Verbraucher befürchten anhaltend hohe Inflation

Einen derart starken Kollaps der Stimmung der Verbraucher gibt es üblicherweise nur bei einschneidenden Ereignissen, wie der 2008er-Schuldenkrise in den USA, oder dem Start der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Offenbar dämmert es vielen Konsumenten plötzlich, welch verheerende Folgen die hohe Inflation haben wird. Zuletzt lag die Inflation im August mit 5,4 % auf dem gleichen Niveau wie im Juli, und damit wiederum auf dem höchsten Niveau seit August 2008. Dass die tatsächliche Inflation viel höher ist als die offiziell ausgewiesene, sei nur am Rande erwähnt.

Und die Inflationsängste der Verbraucher nehmen zu. Laut der monatlichen Umfrage der Fed von New York für Juli erwarten die befragten privaten Haushalte für das nächste Jahr eine Inflationsrate von 4,8 % – das ist der höchste Wert seit dem Start der Umfrage im Juni 2013. Für das dritte Jahr gehen die Befragten immer noch von einer Inflation von 3,7 % aus – das ist das höchste Niveau seit August 2013.

Dass eine anhaltend hohe Inflation die Wirtschaft zwangsläufig deutlich dämpft, weil es ohne immer neue Stimulus-Schecks des Staates vielen Amerikanern zusehends schwerfällt, ihre Rechnungen zu bezahlen, sollte jedermann klar sein. Der einzige Ausweg für viele Amerikaner, um ihren Lebensstandard dennoch zu halten, ist es noch stärker Schulden zu machen als ohnehin schon.

Schwache US-Einzelhandelsumsätze schüren Konjunktursorgen

Wie „gut“ es der US-Wirtschaft geht, zeigt auch, dass zuletzt das Weiße Haus die OPEC+ aufgefordert hat, die Ölförderung in den nächsten Monaten stärker zu steigern als bislang geplant, um die Ölpreise nach unten zu drücken. So sollen die US-Verbraucher an der Tankstelle entlastet haben, damit sie mehr Geld für den Konsum zur Verfügung haben.

Die jüngsten US-Einzelhandelsumsätze, die am Dienstag, 17. August veröffentlicht worden sind, bestätigen dieses Bild unmissverständlich. So waren die Umsätze im Juli um 1,1 % gegenüber dem Vormonat gesunken, und damit deutlich stärker als Volkswirte vorhergesagt hatten (minus 0,2 %).

Gedrückt wurden die Einzelhandelsumsätze vom Bereich Autos und Autoersatzteile, der im Monatsvergleich einen Rückgang um 3,9 % verbucht hat. Dabei schlägt gerade auch die Knappheit bei Halbleitern durch. Zudem sanken die Umsätze bei Baumaterialien und Gartenausrüstung um 1,2 % – das war der vierte Rückgang in Folge -, während im Kleiderbereich ein Minus von 2,6 % zu Buche stand. Gestützt wurden die Zahlen hingegen von einem Einnahmeanstieg um 2,4 % bei Tankstellen, was die deutlich höheren Spritpreise widerspiegelt. Ohne diesen Effekt wären die Einzelhandelsumsätze also noch schlechter ausgefallen.

Allerdings haben die schwachen US-Daten zuletzt die Konjunktursorgen der Investoren geschürt, woraufhin sie in den sicheren Hafen Dollar geflüchtet sind. Das hat für ein wenig Gegenwind beim Goldpreis gesorgt.

50 Jahre nach dem „Nixon-Schock“

Umso gespannter warten Investoren auf den Einkaufsmanagerindex der Fed von Philadelphia für die dortige Industrie, der am Donnerstag, 19. August veröffentlicht wird. Volkswirte sagen für August einen deutlichen Anstieg von 21,9 Punkte auf 25 Punkte vorher. Nach einer Serie schwacher US-Konjunkturdaten – mit Ausnahme des Arbeitsmarktberichts – würde es mich allerdings nicht wundern, wenn auch der Index der Philly-Fed deutlich unter den Erwartungen liegen und damit für weiteren Abwärtsdruck auf die Zinsen sorgen würde. Das würde den Goldpreis beflügeln.

Ich habe wiederholt geschrieben, dass der zwischenzeitliche Einbruch des Goldpreises absolut keinen Sinn gemacht hat und er zuletzt einmal mehr künstlich nach unten manipuliert worden ist. Vielmehr verbessert sich das tatsächliche Umfeld für das Edelmetall genau 50 Jahre nach dem „Nixon-Schock“ vom 15. August 1971 immer mehr, weil es aus dem massiven Schuldenmachen in den USA und in Europa keinen Ausweg gibt, weshalb die Notenpressen der Fed nach einer möglichen kurzen Drosselung des Gelddruckens später auf umso höheren Touren laufen werden müssen, während die EZB keinerlei Anstalten macht das Tempo auch nur minimal zu reduzieren.

Nachdem etliche Länder wegen der stark gestiegenen US-Schulden den Umtausch von US-Dollar in Gold gefordert hatten, hatte der damalige US-Präsident Richard Nixon damals völlig überraschend angekündigt, den Umtausch von US-Dollar gegen Gold „zeitlich befristet“ aufzuheben, woraufhin eine Schwemme an Papiergeld und Schulden ihren Lauf nahm. Daraus sind 50 Jahre geworden, in denen die Schulden der Amerikaner auf immer neue Rekordhochs explodiert sind – aktuell sind es 28,4 Billionen US-Dollar. Das ist das 12,9-fache der jährlichen Steuereinnahmen der Regierung in Washington – das ist Rekord!

Laut den offiziellen US-Daten ist die Kaufkraft des Dollar seit dem „Nixon-Schock“ um 85 % kollabiert. Im gleichen Zeitraum ist der Goldpreis von rund 43 US-Dollar auf 1.780 US-Dollar explodiert – der Preis des Edelmetalls ist also 41,4 Mal so hoch wie damals – und hat damit den Wertverlust des US-Dollar um ein Vielfaches wettgemacht. Umso unverzichtbarer wird daher der Besitz von physischem Gold in den nächsten Jahren sein, um die eigene Kaufkraft zu erhalten, zumal die Notenpressen der EZB weiterhin auf Hochtouren laufen dürften. Die günstigen Preise sind eine gute Gelegenheit, um Ihre Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.