Nach einer starken letzten Woche auf hohem Preisniveau startete der Goldpreis in dieser Woche mit deutlichen Abgaben in die neue Handelswoche. In der vergangenen Handelswoche erreichte der Goldpreis ein neues 6-Jahreshoch bei 1.439 $, durchbrach in der zweiten Wochenhälfte jedoch einen ersten Aufwärtstrend. Zum Wochenschluss wurde bereits der zweite Aufwärtstrend kurzzeitig unterschritten, doch konnten die Bullen den Goldpreis noch einmal bis auf 1.425 $ hochtreiben. Zum Handelsbeginn in dieser Woche gab es dann einen Preisrutsch auf 1.385 $, nachdem es zu einer Entspannung im Handelskrieg mit China kam und Trump auch außenpolitisch einen Erfolg mit seinem ersten Besuch eines US-Präsidenten in Nordkorea verbuchen konnte. Interessant ist, dass der Kriegstreiber gegen den Iran, Neocon John Bolton, in die Mongolei geschickt wurde, während Tucker Carlson (FOX), der Trump kürzlich öfters persönlich beraten haben soll, an Trumps Seite in Nordkorea war.

Wie wir erwartet hatten, zeigten sich die USA und China im Handelsstreit plötzlich versöhnlich. Es soll erst einmal keine neuen Zölle geben und US-Präsident Trump lockerte die Sanktionen gegen Huawei. Stattdessen wird es nun Ausnahmen für Geschäfte von US-Unternehmen mit Huawei geben, solange diese nicht für die US-Sicherheit relevant sind. Weiterhin soll das zweite Paket an Zöllen über 300 Mrd. USD erst einmal auf die lange Bank geschoben werden, wobei die Chinesen im Gegenzug wieder US-Agrarprodukte kaufen werden. Es war sogar die Rede von einem baldigen neuen Handelsabkommen, worauf die Märkte erleichtert reagierten und die Angst vor einer baldigen Rezession schwand.

Der eskalierte Handelsstreit mit China war einer der Hauptgründe für die Rallye am Goldmarkt. Nachdem die Zölle gegen Mexiko Geschichte sind und nun auch kein Krieg gegen den Iran droht, sind die meisten Katalysatoren der Goldrallye weggefallen. Politische Börsen haben eben kurze Beine. Die Aktienmärkte reagierten mit einem neuen Allzeithoch auf die Fortschritte der Verhandlungen, da der Powell-Put weiterhin den Markt stützt und die Konjunktur nun nicht Gefahr läuft, kurzzeitig gegen die Wand zu fahren. Die Pause im Handelsstreit könnte jederzeit wieder in einem offenen Gefecht enden, wenn die Verhandlungen nicht so laufen, wie es sich die USA wünschen –  was wohl auch Sinn und Zweck der Übung war und die Chinesen nun wohl verstanden haben dürften. China braucht ein Handelsabkommen, da sich auch die chinesische Wirtschaft weiter abkühlt. Der PMI für China fiel aufgrund des Handelskrieges von 50,2 im Mai auf 49,4 im Juni, was bereits auf eine Kontraktion der Wirtschaft hindeutet.

Die US-Notenbank dürfte sich nun weniger genötigt sehen am 31. Juli bereits die Zinsen zu senken. Sollte der als sicher geltende und bereits eingepreiste Zinsschritt nicht stattfinden, so wäre dies ein kurzfristig negatives Ereignis für den Goldpreis. Sollte Notenbank-Chef Powell noch einmal Zurückhaltung üben und die Zinsen nicht senken, so handelt es sich dennoch nur um ein Rückzugsgefecht. Seit heute handelt es sich bei dem aktuellen konjunkturellen Aufschwung um den längsten in der Geschichte und eine Rezession ist und bleibt letztlich unabwendbar, insbesondere da der komplette Aufschwung auf Null- und Negativzinsen gebaut wurde, die gerade die unproduktiven Teile der Wirtschaft gestützt haben. Die Notenbanken werden bald auf eine konjunkturelle Abkühlung mit Lockerungen der Geldpolitik reagieren, was letztlich die Papierwährungen abwerten und den Goldpreis ansteigen lassen wird.

US-Konjunkturaufschwung 02.07.2019

Der aktuelle Konjunkturaufschwung ist der längste in der Geschichte.

Platin historisch günstig

Die vorübergehende Beilegung des Handelskriegs und ein Andauern des aktuellen Konjunkturaufschwungs sind gute Neuigkeiten, für das konjunktursensible Edelmetall Platin, das primär industrielle Verwendung findet. Die Minenproduktion wird in 2019 voraussichtlich mit 6.400.000 Unzen auf historischem Allzeithoch liegen, nachdem es in 2018 noch 6.115.000 Unzen waren. Die Investmentnachfrage soll hingegen stark ansteigen, wie ETF-Zuflüsse zeigen. Während die Investmentnachfrage im Vorjahr bei lediglich 15.000 Unzen lag, soll sie 2019 bei 785.000 Unzen liegen, was an den antizyklisch agierenden Investoren liegen dürfte, so zumindest die Erwartung des World Platinum Investment Council. Dennoch wird ein Überschuss von 375.000 Unzen für 2019 erwartet, was den Platinpreis in diesem Jahr weiter am Boden halten könnte.

Der Platinpreis ist aktuell historisch günstig zu allen anderen Edelmetallen. So ist Platin mit einem Platin-Palladium-Ratio von 0,55 historisch günstig zu Palladium und mit einem Platin-Gold-Ratio von 0,59 historisch günstig zu Gold. Selbst zum günstigen Silber ist der Platinpreis aktuell relativ günstig im historischen Vergleich, wenn es hier auch schon stärkere Extrema gab. Die politischen Unsicherheiten sowie der Wille zur Substitution des teuren Palladiums in der Industrie sind Punkte, weshalb der Platinpreis in den nächsten Jahren ein großes Comeback mit stark steigenden Preisen feiern könnte. Langfristig agierende Investoren sehen diese historische Unterbewertung und kaufen nun Platin auf Sicht von zehn Jahren, um von einer Rückkehr zum historisch statistischen Mittelwert überproportional zu profitieren. Es scheint klug zu sein, die historisch niedrigen Preise bei Platin für langfristige antizyklische Käufe zu nutzen. Einige Unzen Platin im Edelmetalldepot können langfristig eine massive Outperformance bringen. Sollte Platin zu seinem historischen Mittel im Verhältnis zu Palladium zurückkehren, so müsste der Platinpreis in den kommenden Jahren sechsmal stärker ansteigen als der Palladiumpreis. Zu Gold könnte der Platinpreis immerhin doppelt so stark performen, weshalb Platin mit einer Beimischung von 5 % zum Edelmetalldepot eine interessante Option ist.

Platin-Palladium-Ratio 02.07.2019

Platin ist historisch günstig zu Palladium.

Platin-Gold-Ratio 02.07.2019

Platin ist historisch günstig zu Gold.

Platin-Silber-Ratio 02.07.2019

Der Platinpreis ist im historischen Kontext relativ günstig zu Silber.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.