Die führenden Notenbanken haben in den Jahren seit der 2008er-Schuldenkrise mit massiven Gelddrucken, Null- und Strafzinsen die größte Schuldensause aller Zeiten möglich gemacht und so die Wirtschaft am Laufen gehalten. Nachdem in den USA der zweitlängste Konjunkturaufschwung aller Zeiten läuft, rückt die nächste Rezession zusehends näher. Olivier Blanchard, der ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, hat bereits eine „Lösung“ für die bevorstehenden Probleme parat.
Die US-Notenbank, die EZB und die japanische Notenbank haben in den vergangenen Jahren den Finanzmarkt stärker manipuliert als je zuvor und damit die größten Blasen aller Zeiten am Aktien-, Anleihen- und Immobilienmarkt geschaffen. Weil es jahrelang Nullzinsen in den USA gab und es immer noch Strafzinsen in der Euro-Zone gibt, haben Investoren auf der verzweifelten Suche nach Rendite immer stärker bei Aktien zugegriffen und so den S&P500 und den DAX von einem Rekordhoch zum nächsten getrieben. Gleichzeitig sind die Immobilienpreise, gerade in den USA, von einem Rekordhoch zum nächsten gestiegen.
Hingegen notiert der Goldpreis in der Nähe der Marke von 1.200 Dollar je Unze und damit weit unter seinem Rekordhoch. Selbst eine Reihe von Brandherden, wie der Handelskrieg zwischen den USA und China, der Währungskrise in den Emerging Markets oder die Sorge vor einem stark steigenden Haushaltsdefizit im hoch verschuldeten Italien, konnten den Goldpreis nicht beflügeln. Zuletzt ist er vor allem vom steigenden Dollar belastet worden.
Besorgniserregende Schuldenblase
Damit aber wieder zurück zu den Notenbanken und ihrer Politik: Die ehemaligen Chefs der US-Notenbank Janet Yellen und Ben Bernanke und viele ihrer Kollegen haben wiederholt betont, dass die Fed über diesen „Vermögenseffekt“ die Stimmung der Verbraucher verbessern will und sie so stärker konsumieren sollen. Das Problem dieser Politik ist allerdings, dass in dem Niedrigzinsumfeld die Schulden von Staat, Verbrauchern und Unternehmen auf immer neue Rekordhochs gestiegen sind, nicht nur in den USA, sondern weltweit.
Laut dem Branchenverband Institute of International Finance (IIF) sind die weltweiten Schulden im ersten Quartal um umgerechnet acht Billionen Dollar gegenüber dem Vorquartal auf 247 Billionen Dollar gestiegen. Im Vergleich zur weltweiten Wirtschaftsleistung ist der Wert damit auf 318 Prozent gestiegen und liegt damit nur noch um vier Prozentpunkte unter dem Rekordhoch vom dritten Quartal 2016. Gegenüber Ende 2002 sind die Verbindlichkeiten damit um horrende 150 Billionen Dollar nach oben geschossen, die weltweite Wirtschaftsleistung ist in dem Zeitraum aber um lediglich 46,0 Billionen gestiegen.
Fed soll Aktien kaufen
Wenn die nächste Rezession in den USA kommt – die Frage ist nicht ob, sondern nur wann – dürften die Kurse von Anleihen und Aktien einbrechen, hingegen bleibt die Rekordverschuldung bestehen. Das wäre ein gigantisches Problem. Der ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) Olivier Blanchard hat daher bereits einen Ratschlag, wie die Fed die Probleme „lösen“ solle. In der nächsten Krise solle die Fed nicht nur wie beim bislang letzten Mal die Notenpresse anwerfen, um damit Staatsanleihen zu kaufen und so das Haushaltsdefizit zu finanzieren. Diesmal solle die Fed auch Aktien und Güter kaufen. „Viele (Experten) sind der Auffassung, dass es für die Notenbank nur ok sei Vermögenswerte zu kaufen, nicht aber Güter. Aber das ist eine Einschränkung, die wir uns selbst auferlegt haben“, sagte Blanchard.
Laut dessen Vorschlag soll die US-Notenbank den Aktienmarkt in den USA und damit indirekt weltweit noch mehr manipulieren als jemals zuvor. Wenn ich derartige Vorschläge höre, könnte ich nur noch schreiben! Welch absurder Vorschlag! Das wäre Planwirtschaft pur! Warum legt die Fed nicht einfach fest, dass US-Aktien jeden Tag ein bisschen steigen sollen? Dann wären alle Anleger glücklich und man könnte sich den Aktienhandel sparen. Das war natürlich ironisch gemeint. Warum sollte die Fed zudem Güter kaufen und welche? Etwa Fernseher oder Handys, Waschmaschinen oder Autos? Oder Immobilien?
Fed kann angeblich unendlich viel Geld drucken
Was immer die Fed auch tun würde, wenn sie Blanchards Vorschlag folgt, würde sie den Aktienmarkt noch mehr manipulieren als ohnehin schon. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Fed in der nächsten Krise genau das tun wird, um den Aktienmarkt zu stabilisieren und wieder nach oben zu treiben. Immerhin liegt der Börsenwert des S&P500 bei rund 24,5 Billionen Dollar. Ein Kursrückgang um lediglich 10 Prozent würde ein Vermögen von rund 2,5 Billionen Dollar auslöschen. Da würde sich der „Vermögenseffekt“ kräftig umkehren und damit die Wirtschaft schwer belasten.
Blanchard macht sich auch keine Sorgen, dass die Bilanzsumme der Fed durch die Käufe von Aktien, Anleihen und Gütern zu groß werden könnte. „Wenn notwendig, kann die Bilanzsumme verdoppelt werden und nichts Schlimmes würde passieren.“ Die Fed baut im laufenden Jahr die Bilanzsumme durch den Verkauf von Staats- und Hypothekenanleihen allerdings um 420 Mrd. Dollar ab, 2019 soll der Wert auf 600 Mrd. Dollar steigen. Wenn sich Blachard da mal nicht verrechnet. So könnte eine extrem starke Dollar-Schwemme dazu führen, dass die Nachfrage der Investoren nach US-Staatsanleihen und dem Dollar kräftig nachlässt, woraufhin er kollabieren würde. Zwar ist der Greenback derzeit die mit weitem Abstand wichtigste Weltreservewährung, das muss allerdings nicht auf alle Ewigkeiten so bleiben. Wenn die US-Notenbank viel zu viele Dollar drucken sollte, könnte er entgegen Blanchards Erwartung und der vieler „Experten“ kollabieren. In dem Umfeld dürfte der Goldpreis kräftig steigen.
Blanchards Aussagen, gerade zum Kauf von Aktien, betrachte ich als einfach absurd. Dennoch gehe ich davon aus, dass die Fed in der nächsten Krise genau das tun wird. Sollte es die Fed allerdings mit dem Drucken von Dollar übertreiben, könnte er kräftig abwerten, nicht zuletzt gegenüber dem Euro. Allerdings hoffe ich, dass der Goldpreis viel früher nach oben drehen wird, beispielsweise weil sich die oben aufgezählten Krisen, wie der Handelskrieg oder die Währungskrise in den Emerging Markets, weiter verschärfen und in einem derartigen Umfeld Gold als sicherer Hafen gesucht sein sollte.