Die Edelmetalle Gold, Silber und Platin zogen in der ersten Wochenhälfte kräftig an. Der Goldpreis konnte in US-Dollar sowie in Euro wichtige Unterstützungsmarken zurückerobern, was ein bullisches Signal lieferte. Der Kurssprung in beiden Währungen wurde an dem letzten Widerstand bei 1.208$ bzw. 1.045€ ausgebremst. Fallen diese letzten beiden Hindernisse, so dürfte es zu weiteren Eindeckungen der Bären kommen, wobei der Goldpreis infolge dessen bis auf 1.280$ ansteigen könnte. Dann wird auch der Platinpreis, der aktuell am Widerstand bei 840$ notiert, ausbrechen und bis 900$ ansteigen. Silber konnte bis auf 14,90$ in der Spitze ansteigen, was fast einen US-Dollar höher ist als das Tief des Vormonats. Die zweite Wochenhälfte war hingegen ruhig bei den Edelmetallen, aufgrund guter US-Wirtschaftsdaten sowie hawkischen Äußerungen der US-Notenbank, die auf eine Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik hindeuten.

Die Verkäufe von Gold- und Silbermünzen der australischen Perth Mint waren im September so hoch wie seit Januar 2017 nicht mehr. Die Verkäufe an Silbermünzen hatten sich aufgrund des aktuell extrem günstigen Preises im Vergleich zum August sogar verdoppelt. Die Verkäufe von Goldmünzen und -barren stiegen zum Vormonat um 61% auf 62.552 Unzen.

Anleihen brechen ein – Zinsen steigen

Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen stiegen in den letzten Tagen deutlich an und überwanden die für die Märkte wichtige Hürde von 3%, wobei auch der Abwärtstrend gebrochen wurde. Eine starke US-Wirtschaft, eine hohe Inflationsrate in den USA von 2,95%, acht Zinsanhebungen sowie Anleihenverkäufe seitens der US-Notenbank sind für den Anstieg der Marktzinsen verantwortlich. Jerome Paul, Chef der US-Notenbank, zeigte sich in dieser Woche optimistisch für die weitere Wirtschaftsentwicklung und signalisierte weitere Zinsschritte in den kommenden Jahren. Vom Markt wird ein weiterer Zinsschritt im Dezember erwartet und drei weitere in 2019.

Steigende Zinsen werden den US-Aktienmarkt mittelfristig unter Druck bringen, da einerseits höhere Refinanzierungskosten die Unternehmensgewinne schmälern werden und andererseits das wieder erhöhte Angebot am Anleihenmarkt bei höheren Renditen ein attraktives Konkurrenzinvestment zum Aktienmarkt darstellt. Die steigenden Zinsen bereiten mittlerweile einem guten Teil der Ökonomen Sorgen, denn 56% erwarten nach einer Umfrage bis spätestens Ende 2020 eine Rezession, wogegen nur 10% bereits im nächsten Jahr damit rechnen. Seit fast zehn Jahren befinden sich die westlichen Volkswirtschaften in einem von den Notenbanken durch das Ausweiten der Geldmenge künstlich erzeugten Konjunkturaufschwung, der jetzt mit der Verringerung der Geldmenge und steigenden Zinsen vor dem Zusammenbruch steht.

US-Leitzins vs. US-Teuerungsrate 05.10.2018

Die steigenden Zinsen werden ein Problem für die Aktien- und Anleihemärkte.

IWF und Schiller warnen vor einer zweiten großen Depression

Der bekannte Wirtschaftsprofessor und Nobelpreisträger Robert Schiller fürchtet eine Wiederholung der großen Crashs am Aktienmarkt von 1929 und der darauf gefolgten Weltwirtschaftskrise. Seit dem Crash Tief von 2008 stieg der breite amerikanische S&P 500 Aktienindex ohne Pause um 334% an, was in etwa der Ausweitung der Geldbasis in den USA entspricht. Schiller sagte: „Die goldenen 20er Jahre endeten in einem Spekulationsgelage. (…) Damals erschien es jedem als eine Art Glückspiel. Heute haben wir nicht die gleichen Umstände, doch nach den starken Anstiegen seit 2009 ist etwas von dem damaligen Geist auch heute vorhanden.“ Schiller glaubt, dass nicht nur der Aktienmarkt, sondern die gesamte US-Wirtschaft von Spekulation getragen wird, doch kommt früher oder später das Ende dieser Aufregung und dann beginnen die Märkte zu fallen und die Wirtschaft einzubrechen.

Aktienindex S&P 500 05.10.2018

Der aktuelle Bullenmarkt im Vergleich zu den großen Crashs der letzten 100 Jahre. (Quelle: zerohedge)

Der Aktien- sowie der Anleihenmarkt wurden durch niedrige Zinsen und QE-Gelddruckprogramme der Notenbanken befeuert. Steigen die Zinsen weiter, werden beide Märkte gleichzeitig crashen und die Investoren könnten in den sicheren Hafen der Edelmetalle flüchten. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hat nun in seinem jährlichen Wirtschaftsausblick gewarnt, dass es viele Herausforderung für die Weltwirtschaft gibt, „um eine zweite große Depression zu verhindern.“ Die Chefin des IWF, Christine Lagarde, zeigte sich über die Ausweitung der globalen Verschuldung besorgt, die für den privaten und öffentlichen Sektor seit der Finanzkrise von vor 10 Jahren um 60% auf ein Allzeithoch von 182 Billionen Dollar angestiegen ist.

Der Euro fiel in dieser Woche wieder weiter bis auf 1,145$, was eine logische Folge der lockeren Geldpolitik seitens der EZB ist und der aufziehenden Probleme in der Eurozone. Die Inflation in der Türkei liegt bei 25% und die dortige Notenbank hat die Zinsen in Reaktion darauf um 6,25% auf 24% angehoben. Die Schwellenländer rutschen in die Rezession ab und die Renditen italienischer Staatsanleihen haben unlängst begonnen zu steigen, obwohl Italien immer noch Teil der EU und des Währungsraums ist. Während deutsche Staatsanleihen bei 0,5% notieren, liegen die italienischen Zehnjährigen bei bereits 3,4%. In diesem Umfeld steht die Europäische Zentralbank weiterhin Gewehr bei Fuß um jederzeit die Geldschleusen wieder zu öffnen.

Die Markteingriffe und die indirekte Staatsfinanzierung der EZB wurden in dieser Woche vom Europäischen Gerichtshof legalisiert. Der Generalanwalt des EuGH hat keine Einwände gegen die Anleihekäufe der EZB, was Draghi hilft und das Vertrauen in europäisches Recht erodiert. Richter der Regierung werden selbstverständlich immer zugunsten der Regierung urteilen und dazu Recht beugen oder brechen. Diese Staatsfinanzierung ist verboten und wurde bei der Euro-Einführung kategorisch ausgeschlossen, doch müssen sich Regierungen nicht an ihre eigenen Gesetze halten. Geklagt hatten die Euro-Kritiker Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel, sowie Peter Gauweiler und weitere Ökonomen zu der Frage, ob der Kauf von Staatsanleihen über den Sekundärmarkt eine Staatsfinanzierung darstelle. Die EZB umgeht das Verbot der direkten Staatsfinanzierung, indem sie die Staatsanleihen von Banken am Sekundärmarkt kauft. Diese Banken haben diese zum Teil nur für Sekunden in ihre Bücher aufgenommen, um diese mit Gewinn weiter an die EZB zu verkaufen. Mit Recht und Vernunft hat dies natürlich nichts mehr zu tun, sondern es handelt sich dabei nur noch um das Beugen von Recht zum Wohle des politischen Europas. Das Vertrauen in die EU wird dadurch langfristig jedoch zerstört und dass solche Wege nicht nachhaltig sein können und nicht zu Vertrauen, Wachstum und Wohlstand führen werden, dürfte jedem klar sein. Edelmetalle bleiben der einzige Schutz vor dem Niedergang Europas und des Euros in den nächsten zehn Jahren.

Abflüsse aus Gold ETFs nehmen ab

In den vergangenen vier Monaten gab es deutliche Abflüsse aus Gold-ETFs. Allein im September kam es zu Abflüssen von 23,7 Tonnen auf 2.329 Tonnen. Steigende US-Zinsen und ein haussierender Aktienmarkt in den USA auf neuen Allzeithochs sorgten für mehr Risikoappetit bei den Investoren. Daher waren es auch die Amerikaner, die in den vergangenen fünf Monaten primär Goldbestände aus den ETFs verkauften. Relativ gering sind die Abflüsse seit Jahresbeginn mit einem Rückgang der Bestände von bisher nur 1,5%. Primär die Amerikaner haben Gold im Wert von 3,1 Mrd. Dollar verkauft, während die Europäer 2 Mrd. Dollar hinzukauften und die Bestände der Asiaten unverändert blieben.

ETF Bestände 05.10.2018

Die ETF Bestände nahmen im Jahr 2018 ab.

ETF monatliche Veränderungen 05.10.2018

In den letzten vier Monaten kam es zu Abflüssen aus den ETFs – primär kamen die Verkäufe aus den USA.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.