Die neuesten Terminmarktdaten zeigen eine starke Wochenentwicklung. Der Preis stieg um 19,50 US-Dollar, obwohl die Spekulanten mit 3 Tsd. Kontrakten Short gingen. Der CoT-Index zum OI stieg daraufhin von 41 auf 48 Punkte an. Es zeigte sie die zweite Woche nun Stärke beim Platin, was überrascht. Insgesamt ist der Platinmarkt noch immer deutlich überkauft. Sollte der Goldpreis eine Korrektur einleiten, dann wird der Platinpreis mit nach unten gezogen. Auf der anderen Seite ist keine große Rallye mehr zu erwarten, wenn der Goldpreis weiter ansteigen sollte.

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Der zyklische CoT-Index schon leicht überkauft

Während sich der Gold- und der Silberpreis noch stark hielten in den letzten Wochen, setze der Platinpreis bereits zur Korrektur an. Die Terminmarktdaten zeigten bereits im Vorfeld, dass sich Platin schwächer entwickeln würde.

Charttechnisch war Platin aus einer potenziell bullischen Wimpel-Formation erst nach oben ausgebrochen, doch dann zurück in diese gefallen, was sehr bärisch ist. Diesen Ausgang deuteten bereits die CoT-Daten im Vorfeld an. Zuletzt wurde zum Ende der letzten Woche sogar noch der Aufwärtstrend gebrochen.

Platin ist kurzfristig nun abhängig vom Goldpreis. Geht der Goldpreis in die Korrektur über und fällt gen 1.800 US-Dollar, dann wird der Platinpreis aufgrund der Schwäche in den Daten stärker korrigieren um mindestens noch einmal 100 US-Dollar bis 150 US-Dollar je Feinunze. Erst mit einem Ende der Korrektur am Goldmarkt wäre Platin im Trading wieder ein Kauf.

Mittel- bis langfristig hat Platin jedoch ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Schon jetzt können weniger Amerikaner ihren Auto-Leasing- und Finanzierungsraten zahlen als zum Hoch der Finanzkrise von 2008. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch verschlechtern! Ein starker Rückgang der Neuwagenverkäufe mit entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller sind zu erwarten. Dennoch wird aus der Platinindustrie für 2022 ein Defizit von 627 Millionen Unzen erwartet, wobei hier die Rezession noch nicht berücksichtigt sein dürfte.

Käufer mit langfristigem Horizont finden bei einem Preis um die 800 US-Dollar je Feinunze eine gute Investmentchance auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Mittelfristig dürften nur Trader Freude an diesem hochvolatilen Markt haben, was jedoch aufgrund der hohen positiven Korrelation zum Goldpreis gut zu handhaben ist. Bricht der kurzfristige Aufwärtstrend und Platin fällt unter 1.000 US-Dollar, so dürfte der Preis schnell fallen.

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Der kurzfristige Aufwärtstrend bei Platin wurde gebrochen

Langfristige Analyse

Ende 2020 hatten wir mit einem Preisanstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben und gingen von einer anschließenden Korrektur auf 1.000 US-Dollar und dann 830 US-Dollar aus. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf.

Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Platin und Palladium während Rezessionen kurzzeitig auch stark einbrechen können, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500 US-Dollar wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar. Deshalb ist ein Stop-Loss der beste Freund eines Traders, damit man solche Chancen nutzen und bei einem Einbruch im Tief kaufen kann.

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Langfristig zeigt der Chart eine Trendumkehr und ein Ende der langfristigen Abwärtstrends

Das Platin-Palladium-Ratio zeigt, dass Platin in den vergangenen 50 Jahren immer teurer war als Palladium, mit Ausnahme der Jahrtausendwende und aktuell seit 2017.

Wir sehen in den letzten Jahren in der Industrie eine fortschreitende Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin. Solange Palladium teurer ist, sollte auch die Substitution weiter voranschreiten und letztlich auch zu steigenden Platinpreisen führen. Diese Transformation ist ein langsamer Prozess und man schätzt, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Unzen Palladium in der Industrie durch Platin ersetzt werden.

Langfristig ist es konsequent logisch und wahrscheinlich, dass die Substitution in der Zukunft zu einem Überangebot bei Palladium und einem Defizit bei Platin führen wird. Das Ratio würde dann wieder ansteigen, wobei Platin das Palladium massiv outperformen dürfte. Würde das Ratio nur zu seinem Durchschnitt der letzten 50 Jahre bei 3 zurückkehren, entspräche dies einer sechsmal besseren Performance von Platin zu Palladium in der Zukunft.

Will man ein langfristig ausgerichtetes Edelmetalldepot auf Sicht von mindestens einer Dekade aufpeppen, so wäre Platin eine Spekulation wert, da es nicht nur in Katalysatoren Anwendung findet, sondern in vielen weiteren Industrien und insbesondere in erneuerbaren Energien, wogegen Palladium nur in Katalysatoren für Benzinmotoren genutzt wird. Da Platin auch zu Gold und Silber historisch günstig ist, wäre es denkbar, dass Platin sogar die monetären Edelmetalle in den kommenden zehn Jahren outperformen könnte. Kurzfristig hat Platin noch mit einem Überangebot zu kämpfen, doch auf Sicht einer Dekade scheint das Risiko begrenzt und die Gewinnchance sehr hoch zu sein, weshalb wir Rücksetzer weiterhin zum Aufbau einer neuen langfristigen physischen Position auf Sicht von 10 Jahren nutzen werden.

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Platin ist aktuell historisch günstig zu Palladium, doch wurde eine Trendwende mittlerweile eingeleitet

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.