Der US-Arbeitsmarktbericht für August war viel schwächer als erwartet. Obwohl die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen daraufhin gestiegen sind, hat der Goldpreis anfangs deutlich zugelegt, ist anschließend aber eingeknickt.

Einen kräftigen Dämpfer hat der US-Arbeitsmarkt zuletzt bekommen. Laut dem Bericht waren im August lediglich 235.000 Jobs geschaffen worden, das lag meilenweit unter den Schätzungen der allzeit optimistischen Volkswirte von 725.000. Das war zugleich der niedrigste Wert seit Januar 2021 (233.000), hingegen war die Zahl für Juli um 110.000 auf 1,05 Mio. nach oben korrigiert worden. Zudem ist die Arbeitslosenquote im August von 5,4 % auf 5,2 % gesunken.

Für den schwachen Arbeitsmarktbericht war hauptsächlich verantwortlich, dass diesmal im Bereich Freizeit und Gastronomie keine neuen Jobs geschaffen worden sind, nach rund 350.000 im Schnitt für die vergangenen sechs Monate. Neben der vierten Corona-Welle dürfte vor allem die hohe Inflation auf die Konsumlaune vieler hochverschuldeter Amerikaner durchschlagen. Zudem waren diesmal kaum Jobs im Bildungsbereich entstanden.

Nach der Veröffentlichung des Berichts waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen anfangs eingebrochen, anschließend aber umso stärker nach oben gedreht. Wieso? Weil Investoren nun erwarten, dass Fed-Chef Jay Powell bei der nächsten Sitzung am 22. September eine mögliche Drosselung der Anleihenkäufe von netto 120 Mrd. US-Dollar pro Monat nicht ankündigen dürfte, sondern frühestens bei der übernächsten Sitzung am 3. November. Bei einer anhaltenden Geldschwemme hellen sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft auf, weshalb die Zinsen steigen.

Trotz der gestiegenen Zinsen war der Goldpreis auf knapp über 1.830 US-Dollar je Unze und damit Zweieinhalb-Monats-Hochs nach oben gesprungen, ehe er am Dienstag, 7. September unter die Marke von 1.800 US-Dollar eingebrochen ist. Grund ist, dass der Anstieg bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weitergegangen ist und sie mit 1,37 % in der Nähe des Zwei-Monats-Hochs liegen. Das hat auch den US-Dollar etwas mit nach oben gezogen, womit die Notierung des Edelmetalls von einer zweiten Seite Gegenwind hat.

Sorgen vor Stagflation nehmen zu

Die kurzfristige Entwicklung des Goldpreises dürfte von jener der US-Zinsen abhängen, wobei sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft rapide eintrüben, während gleichzeitig die Inflation hoch bleiben sollte. Damit sollten die Sorgen der Investoren vor einer möglichen Stagflation, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation, zügig zunehmen.

Schließlich ist am 6. September die Aufstockung des Arbeitslosengeldes um 300 US-Dollar pro Woche, was quasi einer Verdoppelung der Arbeitslosenunterstützung im Vergleich zur Vorpandemiezeit entsprach, ausgelaufen, was die Shoppinglaune vieler Amerikaner künftig erheblich dämpfen sollte. Und das in einem Umfeld, in dem die Volkswirte etlicher US-Banken, wie Goldman Sachs und Morgan Stanley, die Prognosen für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal ohnehin deutlich eingedampft haben, nachdem zuletzt die Verkäufe von Pkws, inklusive SUVs und Pick-Ups, eingebrochen waren.

Viele Experten fantasieren weiterhin davon, dass die US-Wirtschaft im kommenden Jahr kräftig wachsen wird. So sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) ein reales Wirtschaftswachstum, also nach Abzug der Inflation, von 4,9 % vorher, nach erwarteten 7,0 % für 2021. Diese Prognose ist der reine Irrwitz.

Wieso? Weil die US-Wirtschaft in diesem Jahr durch zwei Konjunkturprogramme um insgesamt 2,8 Billionen US-Dollar angekurbelt wird. Das wären rund 12 bis 13 % der von Volkswirten erwarteten Wirtschaftsleistung und damit die stärkste Konjunkturankurbelung aller Zeiten. Hingegen soll die Konjunktur im kommenden Jahr laut den Vorhersagen des Weißen Hauses durch das geplante Infrastrukturprogramm, sowie Programme für die Unterstützung von Familien und des Gesundheitswesens um insgesamt lediglich 118 Mrd. US-Dollar netto gestützt werden, wodurch die Wirtschaft quasi von der Klippe herunterfallen würde. Kein Wunder, dass etliche Experten nach der Veröffentlichung des schwachen Arbeitsmarktberichts plötzlich einen neuen fiskalischen Stimulus, sprich ein weiteres Konjunkturprogramm, ins Spiel gebracht haben.

Ich habe wiederholt geschrieben, dass die Regierung von US-Präsident Joe Biden im nächsten Jahr ein weiteres Konjunkturprogramm verabschieden werden muss, weil die Wirtschaft ansonsten in eine Rezession abrutschen würde. Damit würden sich die Aussichten für die Demokraten bei den Halbzeitwahlen am 8. November 2022 erheblich verschlechtern. Das kann Biden unter keinen Umständen zulassen. Bei der US-Wirtschaft gilt immer: Nach dem Stimulus ist vor dem Stimulus, denn sonst würde die von einer Schuldenexplosion angetriebene Wirtschaft schnell zusammenbrechen.

Hohe Inflation bleibt

Gleichzeitig dürfte die Inflation in den nächsten Quartalen deutlich höher sein als die Fed und viele Experten prognostizieren. Wieso? Vor allem, weil die Mieten kräftig steigen dürften und das die Inflation künftig deutlich anheizen dürfte. Gleichzeitig hat Powell eingeräumt, dass die Preise vieler Produkte nach dem starken Anstieg der vergangenen Monate nicht mehr zurückgehen, sondern bestenfalls auf dem erhöhten Niveau bleiben dürften.

Umso gespannter werde ich beobachten, ob die Fed in dem Umfeld tatsächlich eine Drosselung des Anleihenkaufprogramms ankündigen und etwas später in die Tat umsetzen sollte. Sollte die Fed das tatsächlich tun, würden sich die ohnehin rapide verschlechternden Konjunkturaussichten wegen der geringeren Liquiditätsschwemme weiter eintrüben, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen entgegen der Vorhersage vieler Analysten nach unten rauschen sollten. Das sollte den Goldpreis kräftig beflügeln. Für zusätzlichen Rückenwind würde sorgen, falls die sinkenden Zinsen den US-Dollar mit nach unten ziehen würden.

Dass sich bei einer heraufziehenden Konjunkturkrise in den USA, der mit weitem Abstand größten Volkswirtschaft der Welt, die Perspektiven für die Exportabhängige deutsche Wirtschaft schnell eintrüben, sollte niemanden überraschen. Gleichzeitig trüben sich die Aussichten für die chinesische Wirtschaft, die weltweit zweitgrößte, deutlich ein, weil die Notenbank das kräftige Kreditwachstum bremst, was zwangsläufig das Wirtschaftswachstum dämpft.

Trotz des jüngsten Kursrutsches sind die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold besser als je zuvor. Wie ich zahlreiche Mal aufgezeigt habe, gibt es aus dem massiven Gelddrucken der Fed und der EZB keinen nachhaltigen Ausstieg, sondern nun ein immer weiteres Aufstocken, müssen doch die Notenbanken zwangsläufig die anhaltend hohen Haushaltsdefizite diesseits und jenseits des Atlantiks mit der Notenpresse finanzieren, um so die Zinsen sehr niedrig zu halten und damit die Schuldensause am Laufen zu halten. Umso mehr werden die Fiat-Währungen US-Dollar und Euro in den nächsten Jahren entwertet werden und umso wichtiger wird der Besitz von physischem Gold sein.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.