Bislang hatten viele Investoren gehofft, dass die Fed durch massives Gelddrucken eine Rezession in den USA verhindern könne. Durch die rapide Ausbreitung des Coronavirus verschlechtert sich die Lage allerdings nicht nur für die US-, sondern für die Weltwirtschaft dramatisch. Weil die Fed und die anderen Notenbanken die Geldpressen daher noch viel schneller laufen lassen dürften, ist Goldbesitz unentbehrlich.

Nach der Rekordfahrt scheint die Stimmung an den weltweiten Aktienmärkten zu kippen. Investoren machen sich zusehends Sorgen, dass die Corona-Pandemie eine weltweite Rezession verursachen könnte. Für Verkaufsdruck am Aktienmarkt sorgte zuletzt die Fed-Sitzung vom Mittwoch, 29. Januar 2020. Auf der Pressekonferenz hat Fed-Chef Jay Powell das Coronavirus als „ernstes Thema“ bezeichnet. „Das Coronavirus wird wahrscheinlich die Wirtschaft in China und Japan und möglicherweise auch auf globaler Ebene belasten“, so Powell.

Allerdings hat er nicht signalisiert, dass die Fed im Notfall mit noch aggressiveren Maßnahmen reagieren werde – genau das hatten sich Investoren aber erhofft. Dabei hatte die US-Notenbank die Einschätzung für den Konsum der privaten Haushalte ohnehin auf ein „moderates Tempo“ gesenkt, nach „starkem Tempo“ zuvor. Daraufhin waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen und nähern sich mit knapp unter 1,6 Prozent zusehends den Rekordtiefs vom Juli 2016 bei knapp über 1,3 Prozent. Das zeigt, dass die Sorge der Investoren vor einer US-Rezession schnell zunehmen.

Im Gegenzug ist der Goldpreis auf rund 1.580 Dollar je Unze gestiegen und liegt damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit April 2013. Die Ängste der Investoren vor einer möglichen Rezession in den USA, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit für eine weltweite Rezession stark erhöhen würde, sind sehr berechtigt. Eine weltweite Rezession liegt vor, wenn das Wachstum der Weltwirtschaft höchstens zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht.

Zahl der Infizierten steigt rapide

Die renommierte US-Investmentfirma Bianco Research hat die Daten des chinesischen Gesundheitsministerium ausgewertet und festgestellt, dass die Zahl der Infizierten in den vergangenen zwölf Tagen jeweils um 53 Prozent gegenüber dem Vortag nach oben geschossen sei. Daraufhin hat Bianco Research berechnet was passieren würde, wenn die Zahl weiter in dem Tempo steigen würde wie bislang – sie ist beängstigend.

Demnach gäbe es am 03. Februar 2020 knapp 90.000 Infizierte, am 10. Februar wären es bereits 1,7 Millionen. Vor dem Hintergrund kann ich nur sehr hoffen, dass die immer neuen Maßnahmen der chinesischen Regierung sehr schnell wirken. Denn wenn sie es nicht tun, wird sich das Wirtschaftswachstum Chinas dramatisch abschwächen, was verheerende Folgen für die US-Wirtschaft und den Rest der Welt hätte.

Darunter leiden vor allem die weltweiten Fluggesellschaften und der Tourismus insgesamt, der chinesische Einzelhandel und die weltweite Bergbauindustrie, bei letzterer stammt bei vielen Industriemetallen rund die Hälfte der globalen Nachfrage aus China. Dass in dem Umfeld die Preise für Kupfer und Öl eingebrochen sind, sollte niemanden überraschen. Die Wirtschaftskrise würde zudem die Autoindustrie, gerade die deutsche und damit die hiesige Volkswirtschaft enorm belasten. Der Kurseinbruch der Daimler-Aktie spricht Bände.

Wichtigen US-Indikator im Auge behalten

Zuletzt hat der renommierte US-Volkswirt Stephen Roach gewarnt, dass das Coronavirus eine weltweite Rezession verursachen könnte. Wegen des Handelskriegs zwischen den USA und China sei der Welthandel schwach, während das Wachstum der Weltwirtschaft zum Stillstand kommen dürfte.

Diese Sorge spiegelt nichts besser wider als der Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen. Die US-Wirtschaft ist die mit weitem Abstand größte Volkswirtschaft der Welt. Wenn die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht, dann lässt sich eine weltweite kaum mehr vermeiden.

Wie groß die Sorgen vor einem US-Abschwung sind, zeigt auch der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber dreimonatigen – ein für Investoren sehr wichtiger Indikator. Er ist auf nurmehr 4 Basispunkte (0,04 Prozentpunkte) kollabiert. Ende Dezember, also wenige Tage bevor die chinesischen Behörden die ersten Corona-Fälle bestätigt hatten, waren es noch 37 Basispunkte. Diese Zinsstrukturkurve dürfte schon sehr bald invers werden, die Zinsen für zehnjährige Anleihen dürften also unter jene für dreimonatige sinken.

Wenn dieser Zustand über ein paar Monate anhält, ist das ein starkes Warnsignal für eine Rezession. Indem man von den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen jene für dreimonatige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente der Wirtschaft übrig. Ich rate Ihnen daher sehr diesen Indikator, den sie im Internet finden, genau im Auge zu behalten.

Die Notenpresse der Fed wird noch schneller laufen

Wie dürfte die Fed auf eine rapide heraufziehende Rezession und damit das Platzen der gigantischen Blase am US-Aktienmarkt reagieren? Zur Erinnerung: Der Börsenwert aller US-Aktien beläuft sich auf horrende 157 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA – Rekord.

Die Fed dürfte künftig noch viel mehr Geld drucken als ohnehin schon. Durch die Dollar-Schwemme entwertet die Fed den Dollar aber immer mehr, was im Gegenzug dem Goldpreis immer mehr Auftrieb gibt. Die Fed ist damit der mit weitem Abstand wichtigste Antriebsmotor für den Höhenflug des Edelmetalls.

Für zusätzlichen Rückenwind beim Goldpreis sollte sorgen, wenn die US-Zinsen trotz der gewaltigen Geldschwemme der US-Notenbank auf Talfahrt bleiben dürften. Das signalisiert, dass die langfristigen Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft immer schlechter werden – wie soll es auch anders sein bei einer Wirtschaft, die bis zum Hals im Schuldensumpf steckt?

Ich betone es hier noch einmal: In der nächsten Rezession dürfte die Fed dem „Vorbild“ der EZB und der japanischen Notenbank folgen und ebenfalls Strafzinsen einführen – welcher Irrwitz! Dabei ist das Volumen an weltweiten Anleihen mit Strafzinsen zuletzt auf umgerechnet 13 Billionen Dollar gestiegen, was den Goldpreis merklich beflügelt. Denn mit dem Besitz von physischem Gold können Anleger Strafzinsen umgehen.

Rekordfahrt des Goldpreises auf Euro-Basis sollte weitergehen

Das ohnehin prächtige Umfeld für Gold wird von Tag zu Tag besser, weshalb der Höhenflug in Richtung des Rekordhochs vom August 2011 bei knapp über 1.900 Dollar je Unze zügig weitergehen sollte. Für deutsche Anleger ist es umso wichtiger in Gold zu investieren, weil Investoren in einem sich verschärfenden Krisenszenario verstärkt in den Dollar flüchten dürften, woraufhin der Euro auf Talfahrt gegenüber dem Dollar sein sollte.

Dabei ist der Euro in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit Mai 2017 gegenüber dem Dollar abgerutscht – die Talfahrt sollte anhalten. Daher notiert der Goldpreis auf Euro-Basis mit 1.435 Euro je Unze am Rekordhoch. Weil der Höhenflug weitergehen dürfte, sollten Sie ihre Goldbestände weiter aufstocken, und sich so gegen die desaströse Geldpolitik der Fed und der EZB schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.