Die chinesische Notenbank hat zahlreiche Maßnahmen zur Stützung von Konjunktur, Aktien- und Immobilienmarkt angekündigt. Nun warten Investoren auf die wichtigen US-Inflationsdaten.

Die Stimmung vieler Anleger könnte besser kaum sein, schließlich ist der S&P 500 auf neue Rekordhochs gestiegen, während der DAX in die Nähe seines Rekordhochs geklettert ist.

Für Rückenwind hat zuletzt die chinesische Notenbank gesorgt. Nachdem alle bisherigen Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur und der Stabilisierung des kriselnden Immobilienmarktes fehlgeschlagen sind, hat die Notenbank am Dienstag, 23. September eine Reihe neuer Maßnahmen angekündigt.

Dabei hat die Notenbank verschiedene Zinssätze gesenkt, um so den Banken und damit der Wirtschaft mehr Kredite zur Verfügung zu stellen.

Zudem hat die Notenbank den Zinssatz für bestehende Hypothekenkredite gesenkt. Sie lesen richtig: es geht um „bestehende Hypothekenkredite“, die die Banken an Hausbesitzer vergeben haben. Dabei ist ein Volumen von umgerechnet rund 5,3 Billionen Dollar betroffen.

Zudem müssen Immobilienbesitzer beim Kauf eines Zweithauses statt 25 nur noch 15 Prozent der Kaufsumme anzahlen. Damit soll der angeschlagene Immobilienmarkt gestützt und ein weiterer Rückgang der Häuserpreise verhindert werden.

Außerdem hat die Notenbank eine Fazilität mit einem Volumen von umgerechnet mindestens 113 Mrd. Dollar aufgelegt, mit der Banken, Fonds und Versicherungen Kredite bei der Notenbank aufnehmen können, um Aktien zu kaufen.

Damit soll der Aktienmarkt, der auf Mehr-Jahres-Tiefs eingebrochen war, gestützt werden. Man könnte es durchaus auch anders formulieren: die Aktien sollen künstlich nach oben manipuliert werden.

Ziel all der Maßnahmen: Die Immobilienpreise und die Aktienkurse nach oben zu treiben, um so die Stimmung der Chinesen zu verbessern, woraufhin sie mehr konsumieren.

Wann kommt ein Konjunkturprogramm?

Wie dem auch sei, die Investoren haben die neuen Maßnahmen gefeiert. Allerdings sind die Zinsen für 10-jährige chinesische Anleihen mit 2,0 Prozent auf ein neues Rekordtief gesunken.

Viele Investoren setzen allerdings darauf, dass die chinesische Regierung bald schon mit einem massiven Konjunkturprogramm, also auf der fiskalischen Seite, nachlegen wird, dürften doch die von der Notenbank angekündigten Maßnahmen – wie alle vorherigen schon – kaum ausreichen, um Konjunktur, Immobilien- und Aktienmarkt nachhaltig zu stabilisieren.

Ein billionenschweres Konjunkturprogramm würde zwangsläufig die Inflation in China anheizen, woraufhin das Land Inflation in den Rest der Welt exportieren würde, weil chinesische Produkte im Ausland teurer würden.

Das ist zwar eine schlechte Nachricht für viele Verbraucher rund um den Globus, allerdings ist das eine hervorragende Nachricht für Gold-Besitzer. Denn China dürfte just zu dem Zeitpunkt die Inflation anheizen, an dem die Fed den Leitzins in den nächsten Monaten und Quartalen weiter kräftig senken will.

Kann es ein besseres Umfeld für Gold geben als derzeit, in dem die Fed und die EZB die Zinsen deutlich senken, während sich gleichzeitig eine neue Inflationswelle aufbaut? Ich denke nicht.

Der Goldpreis steigt daher zu Recht fast täglich auf neue Rekordhochs und ist bei Kursen von rund 2.650 Dollar um 28,5 Prozent seit Jahresanfang nach oben geschossen.

Das sollte allerdings noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein!

Warten auf Zahlen zu US-Wirtschaftswachstum

Umso entspannter warten Investoren auf die nächsten Konjunkturdaten aus den USA. Um Donnerstag, 26. September wird um 14.30 Uhr die dritte und damit endgültige Schätzung zum Wirtschaftswachstum für das zweite Quartal veröffentlicht.

Zudem wird dabei die Revision der Daten für die vergangenen fünf Jahre inklusive des ersten Quartals 2024 veröffentlicht. Investoren werden genau schauen, ob die Wirtschaft gerade in den vergangenen paar Quartalen tatsächlich so stark gewesen ist, wie bislang immer angekündigt worden war.

Worauf das Wirtschaftswachstum in den USA beruht, sollte jedermann klar sein: vor allem auf einer Schuldensause der Regierung in Washington. Das Haushaltsdefizit soll sich im per September endenden Fiskaljahr 2023/24 auf herbe 6,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung belaufen – Wahnsinn!

… und auf US-Inflationsdaten

Tags drauf am Freitag, 27. September stehen die US-Inflationsdaten, die ebenfalls um 14.30 Uhr bekanntgegeben werden, ganz oben auf der Agenda der Anleger.

Dabei geht es diesmal nicht um die offizielle Inflationsrate, sondern um den sogenannten PCE-Preisindex, sowie die Kernrate des PCE-Preisindex, also den um Nahrungsmittel und Energie bereinigten PCE-Preisindex. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.

Der PCE-Preisindex soll im August auf 2,3 Prozent zurückgegangen sein, nach 2,5 Prozent für Juli. Hingegen soll die Kernrate leicht gestiegen sein auf 2,7 Prozent, nach 2,6 Prozent für Juli.

Sollten die Daten zum Index oder zur Kernrate auch nur minimal besser sein als erwartet, dürften die Investoren verstärkt darauf wetten, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am Donnerstag, 7. November, also 2 Tage nach der US-Präsidentschaftswahl am 5. November, den Leitzins nicht nur um 25, sondern um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) senken könnte. Das sollte für neuen Auftrieb an den Aktienmärkten und gerade auch beim Goldpreis sorgen.

Nach dem kräftigen Kursanstieg bei Gold kann es zwar jederzeit zu einem kleinen Kursrückgang kommen, allerdings sollte der Höhenflug anschließend klar weitergehen.

Daher empfehle ich Ihnen weiterhin, Ihre Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.