Die amerikanischen Aktienmärkte legten am 28.11.2019, dem US-Feiertag „Thanksgiving“ und dem darauffolgendem Brückentag eine Verschnaufpause ein, während sich die Edelmetallpreise erholen konnten. Zum Wochenstart ging es mit der Rückkehr der Investoren jedoch am Aktienmarkt steil bergauf und schon war der Großteil der Gewinne am Edelmetallmarkt, mit Ausnahme des unvermindert starkem Palladiumpreises, wieder zerronnen. Aufgrund des US-Feiertages wurde die Veröffentlichung des neuesten CoT-Reports seitens der US-Terminmarktaufsicht von Freitagnacht (29.11.) auf Montagnacht (02.12.) verschoben, weshalb wir erst heute um 21:30 Uhr die neuesten Daten zur Positionierung der Spekulanten an den Terminmärkten erhalten werden.

Diese Informationen sind essentiell für den Handel an den Rohstoff- und Devisenmärkten. Während Umfragen von Kitco ergeben haben, dass die Marktteilnehmer aktuell bereits neutral gegenüber Gold gestimmt sein sollen, so zeigte uns der Terminmarkt in der Vorwoche noch ein extrem optimistisches Sentiment und eine am Goldmarkt bisher kaum bzw. nicht erfolgte Bereinigung der Spekulation. Obwohl die erste Phase eines Handelsdeals der USA mit China immer wieder verzögert und in die Zukunft verschoben wird, kann sich der Aktienmarkt aufgrund der Stützung mittels Liquidität seitens der US-Notenbank stark halten. Da die Probleme in Europa größer sind und die EZB ebenfalls monatlich 20 Mrd. Euro seit 1. November druckt, hält sich der Dollar relativ stark zum Euro, sodass der Wechselkurs vergangene Woche wieder unter die Schwelle von 1,10 USD fiel. Auch wenn das Wechselkursverhältnis in den letzten Wochen relativ stabil war, so verlieren beide Papierwährungen sukzessive an Kaufkraft und der Goldpreis wird in beiden Währungen im kommenden Jahr weiter ansteigen.

Gold in Euro vs. Euro in USD 02.12.2019

Der Goldpreis stieg im letzten Jahr massiv an, während der Euro an Kaufkraft verlor.

Der praktisch machtlose Bundesbankpräsident Jens Weidmann, hatte vergangene Woche einerseits vor den unerwünschten Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik gewarnt und andererseits vor einer Rezession, die eine Gefahr für die Bankensysteme darstellen könne. Weidmann sagte: „(…) in einer Rezession könnten wieder mehr Kredite ausfallen und zugleich die Sicherheiten an Wert verlieren“. Aufgrund der niedrigen Risikovorsorge der Banken, würden sich die entstehenden Verluste schneller auf das Eigenkapital der Geldhäuser durchschlagen.

Das weiß die EZB längst, weshalb sie mit dem neuen QE-Programm ab November bereits begonnen hat die Banken zu stützen und die Zinsen zu drücken. Die Unterkapitalisierung der Banken in den USA hatte kürzlich erst zu Problemen am Repomarkt geführt, aufgrund derer die US-Notenbank bis mindestens Mitte des nächsten Jahres die Banken und Zinsen mit Liquidität stützen will. Das Kreditgeldsystem ist zu stark gehebelt. Die Null- und Negativzinsen haben zu gigantischen Fehlallokationen in der Wirtschaft geführt. Dies erkannte auch Weidmann in der vergangenen Woche und konstatierte, dass die Geldpolitik „wohl ihren Anteil“ am Anstieg der Immobilienpreise haben würde. Natürlich gibt es bei Null- und Negativzinsen auch eine Blase am Immobilienmarkt, die offensichtlich für jedermann platzen wird, sobald die Zinsen wieder auf normale Renditen von 6 % oder deutlich darüber ansteigen werden. Ob immer noch so viele neue Häuser gebaut werden, wenn die Kreditzinsen bei 10 % liegen? Die Antwort dürfte offensichtlich sein.

Es ist schon etwas merkwürdig, wenn ein Notenbanker einerseits vor Wirtschaftsrisiken und Blasen warnt und andererseits die Geldpolitik verurteilt, deren Gegengift auf diese Probleme schon immer die Druckerpresse war. Die Notenbanken werden weiter ihre primäre Aufgabe erfüllen und die Geldbasis entsprechend dem Schuldenwachstum ausweiten, um einen Bankrott des Bankensystems zu verhindern. Dies wird weiter auf Kosten der Steuerzahler geschehen und entgegen der Aussage Weidmanns, wonach die langfristigen Auswirkungen der unkonventionellen Geldpolitik nicht erforscht wären, ist das Ende dieser Politik wohl bekannt.

Auf das Drucken und das Umverteilen des Kapitalstocks folgt immer eine Wirtschaftskrise sowie gesellschaftliche und politische Umwälzungen. Im besten Fall wird die staatliche Fiat-Währung über die nächste Dekade, real um 90 % an Kaufkraft verlieren, ähnlich wie in den siebziger Jahren. Im schlimmsten Fall folgt aufgrund einer Interventionsspirale eine Hyperinflation, wie in Zimbabwe, Venezuela oder der Weimarer Republik. Das Ende der Reise steht fest, weshalb man Gold und Silber kaufen sollte, nur wissen wir noch nicht, wie schnell es vonstattengehen wird.

Cartoon: Lemminge 02.12.2019

Cartoon der Woche: Man sollte am Rohstoffmarkt nie, wie die Lemminge, der Masse der Investoren blind folgen.

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.