Nachdem Investoren am Aktienmarkt die schwerste Pandemie seit Jahrzehnten lange ignoriert hatten, ist die Stimmung zuletzt dramatisch umgeschlagen. Wie ernst die Lage tatsächlich ist, zeigt der Einbruch der US-Zinsen auf immer neue Rekordtiefs. Daher sollte der Goldpreis nach dem jüngsten Kursrutsch schon sehr bald kräftig nach oben drehen.

Immer wenn man als Anleger denkt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo die Fed daher: So ist es auch am vergangenen Freitag, 28. Februar geschehen. Nach dem massiven Kurseinbruch des US- und des weltweiten Aktienmarkts in den Vortagen und in den ersten Handelsstunden des Freitag hat Fed-Chef Jay Powell um 14.30 Uhr New Yorker Zeit (20.30 Uhr deutscher Zeit) eine Meldung veröffentlicht, die nur einen Zweck hatte: die Lage am Aktienmarkt zu beruhigen, nachdem zuvor Angst und Panik geherrscht hatten.

Der Corona-Virus berge Risiken für die Konjunkturentwicklung. „Die Fed beobachtet die Entwicklungen und ihre Auswirkungen für den Konjunkturausblick genau. Wir werden alle Maßnahmen einsetzen, und angemessen handeln, um die Wirtschaft zu unterstützen“, schrieb Powell.

Die Investoren haben Powells Wink mit dem Zaunpfahl gut verstanden, und erwarten nun eine Zinssenkung um mindestens 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) bei der nächsten Sitzung am 18. März. Powells Ankündigung hat anfangs allerdings nur für eine leichte Erholung beim S&P 500 gesorgt, anschließend ist er umso kräftiger wieder nach unten gedreht.

Fed will Kollaps am Aktienmarkt verhindern

Investoren wissen, dass die bevorstehende Zinssenkung das Corona-Problem nicht lösen kann, weil die Fed keinen Wirkstoff gegen das Virus „drucken“ kann, und auch die Wirtschaft in den USA kaum ankurbeln kann, weil es sich um ein Angebotsproblem handelt. Weil die Lieferketten aus China unterbrochen sind, kann die Produktion dort und in vielen anderen Ländern kaum hochgefahren werden.

Mit dem Signal für eine baldige Zinssenkung versucht die Fed nur zu verhindern, dass die gigantischste Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt platzt, woraufhin sich Billionen von Dollar in Luft auflösen würden, was die US-Wirtschaft schwer belasten würde. Das können Sie in dem Beitrag „Darum bläst die Fed die gigantische Aktienblase immer weiter auf“ nachlesen.

Allerdings setzte um Freitag, 28. Februar um 15.45 Uhr New Yorker Zeit, also 15 Minuten vor Handelsende, auf wundersame Art und Weise plötzlich geradezu eine Kaufpanik ein, womit der S&P 500 den Handelstag in der Nähe des Tageshochs mit einem Minus von lediglich 0,8 Prozent abschloss. Meiner Meinung nach war da einmal mehr das „Plunge Protection Team“ (PPT) am Werk, also die Fed, und hat kräftig Aktien gekauft, um einen erneuten Kurseinbruch zu verhindern.

Schnellste Korrektur aller Zeiten

Wie groß die Ängste der Investoren sind zeigt, dass zuvor der Dow Jones Index innerhalb von lediglich sechs Handelstagen um mehr als 10 Prozent gegenüber dem vorherigen Rekordhoch eingebrochen war und sich damit in einer Korrektur befindet. Sie liegt bei einem Rückgang um mindestens 10 Prozent gegenüber dem vorherigen Hoch vor. Das war die schnellste Korrektur beim Dow Jones seit 1928, also wenige Monate vor dem Start der Weltwirtschaftskrise.

Gleichzeitig hat der S&P 500 die schnellste Korrektur aller Zeiten verbucht, das spiegelt die Konjunkturängste der Investoren klar wider. Gleichzeitig hat sich am weltweiten Aktienmarkt in der vergangenen Woche ein Börsenwert von umgerechnet 5 Billionen Dollar in Luft aufgelöst – Wahnsinn!

Heute Morgen, 2. März zieht die japanische Notenbank nach und kündigt an, es solle ausreichend Liquidität zur Verfügung gestellt und die Stabilität des Finanzsystems sichergestellt werden, um eine Krise zu verhindern. Nach der Meldung erholt sich der DAX deutlich.

Allerdings ist es sehr fraglich, wie lange die Erholung anhalten wird, denn es handelt sich wie gesagt um ein kaum lösbares Angebotsproblem. Daher könnten die Ängste der Investoren und damit die Börsenturbulenzen schnell zurückkehren.

Kurseinbruch bei Gold macht keinerlei Sinn

Trotz des Kursrutsches am US-Aktienmarkt und des Einbruchs der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Rekordtiefs ist der Goldpreis am vergangenen Freitag um 3,7 Prozent eingeknickt. Viele Experten hatten schnell eine Erklärung parat: Wegen sogenannter Margin Calls – weil also Investoren, die am Aktienmarkt auf Kredit spekuliert hatten, wegen stark gestiegener Verluste plötzlich Geld nachschießen mussten -, hätten Investoren Gold verkaufen müssen, um sich Liquidität zu beschaffen.

Diese Erklärung überzeugt mich in keinster Weise. Vielmehr bin ich überzeugt, dass einmal mehr etliche Banken im Sinne der Fed den Goldpreis nach unten manipuliert haben. Was kann es für die Fed denn Schlimmeres geben, als wenn im Umfeld eines Einbruchs am Aktienmarkt der Goldpreis nach oben schießen würde?

Das würde die Dramatik der Krise selbst dem letzten Anleger klarmachen – das kann die Fed aber unter keinen Umständen zulassen. Also wird der Goldpreis nach unten manipuliert, um den Anschein zu erwecken, alles sei in Ordnung.

US-Zinsen senden starkes Rezessionssignal

Das ist es aber nicht, wie der Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen – zuletzt lagen die Zinsen knapp über 1,1 Prozent – auf immer neue Rekordtiefs unmissverständlich zeigt. Das signalisiert, dass der Anleihenmarkt die langfristigen Perspektiven der hochverschuldeten US-Wirtschaft als so schlecht einschätzt wie niemals zuvor – wie niemals zuvor!

Weil die Corona-Pandemie den Gegenwind für die ohnehin schwächelnde US-Wirtschaft kräftig erhöht, dürfte sie rapide auf eine Rezession zusteuern. Damit kommt US-Präsident Donald Trump, der immer vom „Boom“ der US-Wirtschaft gefaselt hat, schwer in die Klemme.

Entweder Trump führt ebenso drakonische Maßnahmen wie zuvor China ein, woraufhin die mit weitem Abstand größte Volkswirtschaft der Welt zum Stillstand kommt, und damit die Weltwirtschaft insgesamt. Oder er führt keine drakonischen Maßnahmen ein, woraufhin sich die Pandemie noch schneller ausbreitet als ohnehin schon und die Wirtschaftsleistung in den USA und weltweit anschließend kollabiert.

Nach dem US-Zinseinbruch erwarten Investoren insgesamt drei US-Zinssenkungen um insgesamt mindestens 75 Basispunkte bis zum Jahresende gegenüber dem aktuellen Stand der Leitzinsen von 1,5 bis 1,75 Prozent. Wenn es so kommt, sollte das dem Goldpreis kräftigen Rückenwind geben.

Ich bin allerdings weiterhin der Überzeugung, dass die Zinsen am Jahresende bei null Prozent liegen werden, während die Fed ihr Gelddruckprogramm von aktuell 60 auf mindestens 100 bis 150 Mrd. Dollar pro Monat aufstocken dürfte – das wäre das größte Gelddruckprogramm aller Zeiten. Umso mehr würde das den Goldpreis beflügeln.

Chinas Wirtschaft kollabiert

Welche dramatischen Auswirkungen die Pandemie auf China, die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft hat, zeigen die jüngsten Daten unmissverständlich. So war der Einkaufsmanagerindex für die Industrie, den die Nationale Statistikbehörde veröffentlicht, im Februar von 50,0 auf 35,7 Punkte eingebrochen – ein Rekordtief. Hingegen hatten die allzeit optimistischen Volkswirte 45 Punkte vorhergesagt.

Damit liegt der Wert meilenweit unter der 50er-Marke, die die Schwelle zwischen Wachstum und Schrumpfen ist, womit das Barometer einen Kollaps des Sektors anzeigt. Gleichzeitig ist der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor von 54,1 Punkte auf 28,9 Punkte kollabiert – ebenfalls ein Rekordtief.

Rezession in Europa zieht herauf

Der Einbruch der Lieferketten in China hat verheerende Folgen für die in China aktiven deutschen und europäischen Unternehmen und damit für die stark abhängige deutsche Wirtschaft. Laut einer Umfrage der deutschen und der EU-Handelskammer in China erwarten 48 Prozent der befragten deutschen und europäischen Unternehmen einen zweistelligen Umsatzrückgang im ersten Halbjahr, ein Viertel geht sogar von einem Minus von mehr als 20 Prozent aus. Daher planen 46 Prozent der Firmen eine Anpassung ihrer Geschäftsziele.

Der Präsident der Europäischen Handelskammer in China, Jörg Wuttke, warnte, dass die Folgen für die Versorgung in Deutschland unterschätzt würden. Allein die großen Reedereien Cosco und AP Moller Maersk hätten in den vergangenen vier Wochen jeweils 70 Containerschiffe nicht auslaufen lassen, sagte Wuttke der Zeitung „Die Welt“.

Ein Schiff brauche rund sechs Wochen für die Fahrt von China nach Europa. „Schon bald werden aber sehr viel weniger ankommen, dann werden in Europa etliche Produkte knapp werden“, sagte Wuttke. „Das Problem wird hierzulande erst im März wahrgenommen werden.“ Das werde in allen Branchen zu spüren sein.

Weltweite Rezession droht

Vor dem Hintergrund gehe ich davon aus, dass nicht nur die USA, sondern auch die Euro-Zone rasch auf eine Rezession zusteuern, während die japanische Wirtschaft – die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt -, die stark von China abhängig ist, ebenfalls zügig in Richtung einer Rezession abgleitet. Sie liegt vor, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge gegenüber dem Vorquartal schrumpft.

Damit ist eine weltweite Rezession meiner Meinung nach unvermeidlich. Sie liegt vor, wenn das Wirtschaftswachstum auf weniger als zwei Prozent zurückgeht. Meiner Meinung nach wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr aber keineswegs wachsen, sondern vielmehr schrumpfen.

Wie dürfte die EZB in dem Umfeld reagieren? Ich befürchte, dass EZB-Chefin Christine Lagarde, die eine Anhängerin von Strafzinsen ist, die Strafzinsen noch tiefer in den Keller drücken wird, womit die Anleger noch mehr Strafzinsen zahlen müssen als ohnehin schon und das Gelddruckprogramm von aktuell 20 Mrd. Euro pro Monat kräftig aufstocken dürfte – welcher Irrwitz!

Da wird man fürs Sparen bestraft, nur damit die ohnehin hochverschuldete Wirtschaft mit immer neuen Schulden am Laufen gehalten wird – welcher Irrsinn. Allerdings dürfte der Euro auf Talfahrt bleiben, weshalb es für Sie umso wichtiger ist, sich dagegen mit physischem Gold zu schützen.

Der jüngste Kursrutsch des Goldpreises sollte von sehr kurzer Dauer sein. Denn in einer Welt, in der die Fed die Zinsen massiv senken und ihr Gelddruckprogramm kräftig aufstocken dürfte, womit sie die Fiat-Währung Dollar noch schneller entwertet  als ohnehin schon, werden Notenbanken wie die EZB schnell nachziehen, womit das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen von zuletzt umgerechnet 13,5 Billionen Dollar rasant steigen wird. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihre Goldbestände weiter aufstocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.