US-Präsident Joe Biden hat den Haushaltsentwurf für 2022 und die Zeit bis 2031 vorgelegt. Wie üblich dürfte es allerdings viel schlimmer kommen als vorhergesagt, zumal die US-Wirtschaft immer mehr Schwächesignale sendet. Der Anstieg des Goldpreises in Richtung Rekordhoch sollte weitergehen.

Erste Haushaltspläne von US-Präsident Joe Biden: am vergangenen Freitag, 28. Mai hat das Weiße Haus den Haushaltsentwurf für das Fiskaljahr 2021/22, das im September 2022 endet, sowie die Budgetpläne für die Jahre bis 2030/2031 veröffentlicht. Wie nicht anders zu erwarten war, ist eine kräftige Schuldensause geplant.

So sollen im kommenden Fiskaljahr bei Ausgaben von 6,0 Billionen US-Dollar – die dritthöchsten aller Zeiten – das Haushaltsdefizit auf „nur“ 1,8 Billionen US-Dollar halbiert werden, gegenüber einem geplanten Rekorddefizit von 3,7 Billionen US-Dollar für das Fiskaljahr 2020/21. Wenn es tatsächlich so kommen würde, wäre das eine erfreuliche Entwicklung.

Zudem hat Biden den Haushaltsplan für die kommenden zehn Jahre vorgelegt. Demnach sollen die Ausgaben in den Folgejahren zusehends steigen, bis auf horrende 8,2 Billionen US-Dollar im Fiskaljahr 2030/31. Das sieht auf den ersten Blick wie ein kräftiger Anstieg (36,6 %) aus, allerdings bedeutet das ein Plus von nur 3,5 % im Schnitt für den Zeitraum 2023 bis 2031.

Regierung macht meistens viel zu optimistische Vorhersagen

Ich kann mir kaum vorstellen, dass der jährliche Ausgabenanstieg so gering sein wird, zumal wenn man bedenkt, dass die tatsächliche Inflation laut den Schätzungen seriöser Experten schon seit einigen Jahren im Bereich zwischen 6 und 8 % liegen dürfte. Zudem muss man die Alterung der Gesellschaft berücksichtigen, wodurch die Ausgaben für Rente und Gesundheit schnell steigen.

Dass die Prognosen des Weißen Hauses und des Congressional Budget Office, also des Finanzausschusses des Kongresses schon seit vielen Jahren viel zu optimistisch gewesen sind, sollte auch niemanden überraschen. Das Weiße Haus sagt nun beispielsweise für das Fiskaljahr 2024/25 Ausgaben von 6,5 Billionen US-Dollar vorher, die bisherige Schätzung lag allerdings bei 5,5 Billionen US-Dollar.

Allerdings sollen sich die Haushaltsdefizite in den kommenden zehn Jahren auf „nur“ 14,5 Billionen US-Dollar summieren. Auch diese Schätzung halte ich für viel zu optimistisch. So prognostiziert das Weiße Haus für 2024/25 ein Defizit von 1,5 Billionen US-Dollar, die bisherige Prognose lag hingegen bei 1,0 Billionen US-Dollar.

Serie schwacher US-Daten hält an

Nachdem die New York Times tags zuvor, also am Donnerstag, 27. Mai einige Vorabdaten von Bidens Haushaltsplänen veröffentlicht hatte, waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kurz etwas nach oben geschossen bis auf 1,62 %. Anschließend ging es aber umso schneller wieder nach unten, was den Goldpreis beflügelt hat. Mit Kursen von knapp über 1.900 US-Dollar je Unze hat er das Niveau vom Jahresanfang zurückerobert und sollte in den kommenden Monaten deutlich zulegen.

Für Abwärtsdruck bei den Zinsen sorgen die anhaltend schwachen US-Konjunkturdaten. Die Aufträge langlebiger Gebrauchsgüter waren im April überraschend um 1,3 % gegenüber dem Vormonat gesunken, während die allzeit optimistischen Volkswirte einen Anstieg von 0,8 % vorhergesagt hatten.

Bemerkenswert ist zudem die Serie enttäuschender Daten vom Häusermarkt. Die anstehenden Häuserverkäufe und der Absatz neuer Häuser lagen jeweils unter den Schätzungen der Volkswirte. Offenbar halten sich viele potenzielle Verkäufer mit der Veräußerung ihrer Immobilien zurück, wenn die Besitzer schon im nächsten Monat einen höheren Preis dafür bekommen können.

Realzins im Rückwärtsgang

Gleichzeitig signalisieren viele Daten, dass die Preise vieler Güter und Dienstleistungen so stark steigen wie seit 30 oder 40 Jahren nicht mehr. Etliche Experten gehen davon aus, dass die Inflationsrate für Mai auf 4,7 % steigen dürfte, gegenüber 4,2 % für April. Die Daten werden am 10. Juni veröffentlicht. Mich würde es allerdings nicht wundern, wenn sich der Preisanstieg noch stärker beschleunigt und eine Fünf vor dem Komma stehen sollte.

In dem Umfeld ist der Realzins auf Basis zehnjähriger Inflationsgeschützter US-Anleihen auf minus 0,84 % gesunken und nähert sich damit allmählich dem Rekordtief vom 4. Januar bei minus 1,08 %. Wie passt ein allmählicher Rückgang des Realzinses in Richtung des Rekordtiefs zu einer angeblich boomenden US-Wirtschaft, bei der die Inflationsraten nach oben schießen und erste Fed-Mitglieder angefangen haben zu signalisieren, sie könnten bei einer der nächsten Fed-Sitzungen über eine mögliche Drosselung der Anleihekäufe („Tapering“) reden, was für Aufwärtsdruck auf die Zinsen sorgen würde?

Überhaupt nicht. Ich habe wiederholt gesagt und geschrieben, dass die US-Wirtschaft meiner Meinung nach schwach ist, und nur scheinbar gut aussieht, weil viel Daten kräftig saisonal bereinigt werden. Die unbereinigten, also die tatsächlichen Zahlen schauen deutlich schwächer aus. Meiner Meinung nach bewegen wir uns daher in Richtung einer Stagflation, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation. Das ist der Preis für die gewaltigste Schuldensause aller Zeiten durch die Regierung Bidens und kombiniert mit einem massiven Gelddrucken der Fed zur Finanzierung eben dieser Schuldensause.

Umso wichtiger ist es physisches Gold zu besitzen, um die Kaufkraft zu erhalten. Jetzt ist die Zeit, Ihre Bestände weiter aufzustocken, denn der Anstieg des Goldpreises in Richtung des Rekordhochs sollte sich in dem Umfeld in den nächsten Monaten deutlich beschleunigen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.