Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte gefordert, dass die Stimulus-Schecks für die Amerikaner deutlich aufgestockt werden sollen. Sein Nachfolger Joe Biden will selbst auf das noch kräftig aufsatteln. Umso bemerkenswerter ist die Talfahrt des Goldpreises.

Der Goldpreis ist deutlich im Rückwärtsgang und nähert sich mit Kursen von 1.820 US-Dollar je Unze den Sieben-Monats-Tiefs von knapp unter 1.780 US-Dollar. Für Verkaufsdruck hatten zuletzt die US-Inflationsdaten gesorgt. So waren die Verbraucherpreise im Januar um „nur“ 1,4 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Gleichzeitig war die um Energie und Nahrungsmittel bereinigte Kernrate auf 1,4 % zurückgegangen, nach 1,6 % für Dezember. Da die Kernrate etwas unter den Schätzungen der Volkswirte von 1,6 % lag, waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kurz auf 1,15 % eingeknickt, weil sich die Investoren etwas weniger Inflationssorgen gemacht haben als zuvor, was auch den Goldpreis belastet hat.

Deutlicher Inflationsanstieg steht bevor

Allerdings dürften die Inflationsängste in den nächsten Monaten schnell zurückkommen. Schließlich war der US-Verbraucherpreisindex im Zuge der Corona-Pandemie zwischen Februar und Mai 2020 von 258,8 auf 255,9 Punkte gesunken. Sollte er nach der Klettertour der vergangenen Monate auf dem Stand vom Januar 2021 von 262,2 Punkte stehen bleiben, würde die Inflation im Mai auf 2,5 % steigen.

Allerdings dürfte der Index nicht stehen bleiben, vielmehr sollte er in den nächsten Monaten deutlich zulegen – sind doch die Preise vieler Rohstoffe, wie Öl und Agrarrohstoffe, kräftig auf dem Weg nach oben. Der Ölpreis der US-Sorte WTI notiert um 17 % über dem Vorjahresniveau – Tendenz: klar steigend! Zudem sollte eine sich beschleunigende Impfkampagne sowie vor allem das geplante 1,9 Billionen US-Dollar schwere Konjunkturprogramm von US-Präsident Joe Biden (dazu gleich mehr) in den nächsten Monaten für eine kräftige Belebung der US-Wirtschaft sorgen und damit die Inflation anheizen.

Gleichzeitig dürfte es in dem Umfeld gerade in jenen Sektoren, die bislang von der Pandemie am stärksten betroffen sind, wie Bars und Restaurants, Hotels, Reisen und Freizeit, sowie Luftfahrt, nach einer Öffnung vom Lockdown kräftige Preiserhöhungen geben, nachdem es zu zahlreichen Insolvenzen in den Branchen kommen dürfte und die verbliebenen Unternehmen die Chance nutzen könnten, die Preise zu erhöhen. Zumal die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen in den kommenden Monaten kräftig steigen dürfte, nachdem die Verbraucher monatelang darauf verzichten mussten.

Fed-Chef Powell wird kräftigen Inflationsanstieg ignorieren

Kein Wunder, dass etliche Experten prognostizieren, dass die US-Inflationsrate in den nächsten Monaten auf 3,5 % und mehr steigen könnte. Daher hatten Investoren zwischenzeitlich Sorge, dass Fed-Chef Jay Powell eventuell das Gelddrucken – die Fed kauft per Anleihenkaufprogramm für netto 120 Mrd. US-Dollar pro Monat Anleihen – etwas drosseln könnte. Diese Sorge ist allerdings völlig unbegründet, wie Powell zuletzt einmal mehr unmissverständlich klargemacht hat.

„Trotz der anfänglichen überraschenden Geschwindigkeit der (Konjunktur)Erholung, sind wir von einem starken Arbeitsmarkt … noch sehr weit entfernt“, sagte Powell bei einem Online-Auftritt bei dem Economic Club of New York. Die weiter gefasste Arbeitslosenquote liege bei rund 10 %, während die offizielle bei lediglich 6,3 % liegt. Für eine Rückkehr zur Vollbeschäftigung sei mehr als „eine stützende Geldpolitik“ gefragt, so der Fed-Chef.

„Es braucht ein gesamtgesellschaftliches Engagement, wobei die Regierung und der Privatsektor dazu beitragen.“ Damit hat Powell einmal mehr ein großes Konjunkturprogramm gefordert. „Wir werden das mit unseren Instrumenten solange unterstützen, wie es nötig ist“, fügte er hinzu.

Damit dürfte der US-Realzins auf Basis zehnjähriger inflationsgeschützter Anleihen, der mit minus 1,01 % ohnehin in der Nähe des Rekordtiefs liegt, nach unten ausbrechen – sprich auf neue Rekordtiefs sinken. Denn die Inflationsrate dürfte in den nächsten Monaten deutlich stärker steigen als die Zinsen zehnjähriger US-Anleihen. Ein sinkender Realzins stützt den Goldpreis.

Um es noch einmal klar zu sagen: Powell dürfte in den nächsten Monaten trotz einer deutlichen Beschleunigung der Inflationsrate das Gelddruckprogramm nicht drosseln, will er doch mit sehr niedrigen Zinsen die Konjunktur ankurbeln und damit die Inflation weiter anheizen. Wegen des Schuldenbergs der Amerikaner, also von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken, von insgesamt mehr als 80 Billionen US-Dollar – das sind rund 400 % der jährlichen Wirtschaftsleistung – gibt es für Powell und die Fed offenbar keinen anderen Ausweg, als die Schulden weg zu inflationieren.

Biden plant die höchsten Stimulus-Schecks aller Zeiten

Während der ehemalige US-Präsident Donald Trump immer gefaselt hatte, wie stark sich die Wirtschaft vom Einbruch während der Corona-Pandemie erholt habe und dass 2021 alles noch viel besser werden würde, ist sein Nachfolger Biden offensichtlich völlig anderer Meinung. Nachdem Trump gefordert hatte, dass die Stimulus-Schecks von jeweils 600 US-Dollar je Erwachsenen, die aufgrund des im Dezember 2020 verabschiedeten Konjunkturprogramms von 900 Mrd. US-Dollar, ausgezahlt worden sind, um 1.400 US-Dollar aufgestockt werden, will Biden genau das im Rahmen des geplanten 1,9 Billionen US-Dollar schweren Konjunkturprogramms durchsetzen.

Biden will allerdings kräftig aufsatteln, sollen doch plötzlich die bisherigen Zahlungen von 600 US-Dollar je Kind nun ebenfalls um 1.400 US-Dollar aufgestockt werden. Damit würde eine vierköpfige Familie insgesamt 5.600 US-Dollar vom Staat bekommen. Das können Sie in dem Beitrag „Draghi als Ministerpräsident bedeutet den Bock zum Gärtner machen“ nachlesen.

Das wären die höchsten Stimulus-Schecks aller Zeiten, nachdem es im Frühjahr 2020 auf Basis des CARES-Acts 3.400 US-Dollar pro vierköpfiger Familie gegeben hatte, gefolgt von 2.400 US-Dollar im Januar 2021. Der US-Wirtschaft geht es also so „hervorragend“, dass sie mit den höchsten Stimulus-Schecks aller Zeiten angekurbelt werden muss. Die neuen Schecks würden Staatsausgaben von 530 Mrd. US-Dollar verursachen, was die Inflation kräftig anheizt.

US-Inflationserwartungen schießen nach oben

Das ist aber längst noch nicht alles. Bidens Demokraten planen plötzlich auch den Kinderfreibetrag zeitweise aufzustocken, um 3.600 US-Dollar pro Jahr für Kinder bis 6 Jahre und um 3.000 US-Dollar für Kinder zwischen 6 und 17 Jahren. Die Auszahlung soll in monatlichen Raten von 300 bzw. 250 US-Dollar im Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2022 erfolgen. Das würde den Staat 109 Mrd. US-Dollar kosten. Die US-Halbzeitwahl ist am 8. November 2022 – ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Folge all dieser Pläne: Eine vierköpfige Familie würde nach der geplanten Verabschiedung des Gesetzes im März innerhalb von 15 Monaten abhängig vom Alter der Kinder zwischen 11.600 und 12.800 US-Dollar vom Staat bekommen. Wahnsinn! Das sind umgerechnet zwischen knapp 9.670 Euro und 10.670 Euro.

Dass diese Geldschwemme in den nächsten Monaten den Konsum in den USA kräftig anheizen und damit die schwächelnde Wirtschaft beleben sollte, sollte jedermann klar sein. Und dass die Inflation ebenfalls kräftig nach Norden zeigen sollte auch. Daher sind die Inflationserwartungen zuletzt mit 2,08 % in die Nähe des höchsten Niveaus seit Anfang Dezember 2018 nach oben geschossen. Das ist ein kräftiger Anstieg gegenüber dem Mehr-Jahres-Tief von 0,86 % vom März 2020. Investoren wissen, dass ein Konjunkturprogramm nach dem nächsten die Inflation anheizen werden.

Die anhaltende massive US-Dollar-Schwemme sollte den Goldpreis beflügeln, zumal die Fed weiterhin netto 120 Mrd. US-Dollar pro Monat drucken und so den US-Dollar weiter entwerten dürfte. Die Demokraten haben zudem gleich klargemacht, dass die Aufstockung des Kinderfreibetrags von aktuell bis zu 2.000 US-Dollar dauerhaft gemacht werden soll – diese Absicht sollte niemanden wirklich überraschen.

US-Wirtschaft wächst einzig und allein aufgrund der Schuldenexplosion

Und dann faseln die Massenmedien und viele „Experten“ andauernd, dass sich die US-Wirtschaft deshalb deutlich bessere entwickele als jene der Eurozone, weil die US-Wirtschaft viel flexibler und anpassungsfähiger sei. Während die Wirtschaft der Eurozone im vierten Quartal leicht geschrumpft ist, ist jene der USA leicht gewachsen. Das lag einzig und allein daran, dass der Staat die US-Wirtschaft viel stärker angekurbelt hat als jene der Eurozone.

So war in den USA – trotz des schon vor der Pandemie vorhandenen riesigen Haushaltslochs – im Frühjahr 2020 der CARES-Act im Volumen von 2,2 Billionen US-Dollar beschlossen worden – das sind horrende 10,5 % der jährlichen Wirtschaftsleistung, während viele Länder der Eurozone aufgrund der klammen Kassen mehr oder minder kleine Konjunkturprogramme zur Bekämpfung der Pandemie verabschiedet haben. Der 750 Mrd. Euro schwere Wiederaufbaufonds der EU wird hingegen erst in diesem Jahr in Kraft treten, wobei Experten schätzen, dass maximal 100 Mrd. Euro davon in diesem Jahr ausgezahlt werden dürften. Das nenn ich Peanuts.

Hingegen ist in den USA zum Jahresanfang 2021 ein Konjunkturprogramm von 900 Mrd. US-Dollar in Kraft getreten, während die Regierung Biden bereits an einem weiteren Programm von 1,9 Billionen arbeitet. Insgesamt 2,8 Billionen US-Dollar sind rund 12 % der jährlichen Wirtschaftsleistung. Bei einem Vergleich der Zahlen zwischen jenen der USA und jenen der EU wird einem schnell klar, warum die US-Wirtschaft sich besser entwickelt als die der Eurozone. Es liegt absolut nicht daran, dass die US-Wirtschaft flexibler ist, sondern einzig und allein an der Schuldenexplosion.

In Deutschland droht ebenfalls ein kräftiger Inflationsanstieg

Ähnlich wie in den USA dürfte auch die Inflation in Deutschland, die zuletzt auf 1,0 % nach oben geschossen ist, im Laufe des Jahres deutlich klettern. „Aus heutiger Sicht dürfte die Inflationsrate … in Deutschland zum Jahresende hin über 3 % liegen“, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Der starke Inflationsanstieg könne zwar angesichts der Sondereffekte vorübergehend sein. „Aber eines ist klar: Die Inflationsrate bleibt nicht auf Dauer so niedrig wie im vergangenen Jahr”, betonte Weidmann.

Und was dürfte die EZB dagegen tun? Ebenso wie die Fed gar nichts, absolut nichts. Schließlich will doch auch die EZB die immense Schuldenlast vieler Länder der Eurozone und auch vieler Verbraucher und Unternehmen weginflationieren. Wenn das keine guten Aussichten für Sparer sind, was dann?

Immerhin liegen die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen bei minus 0,4 %. Wenn die Inflationsrate tatsächlich auf 3 % nach oben schießen sollte, kann sich jeder ausrechnen, wie weit der Realzins einbrechen wird. Er wird berechnet, indem man vom Nominalzins die Inflationsrate abzieht. Umso wichtiger ist es, sich gegen diesen Irrwitz der EZB und deren Strafzinsen mittel- und langfristig mit physischem Gold zu schützen.

Sie sollten sich vom jüngsten Kursrückgang des Goldpreises nicht verunsichern lassen. Ich weiß zwar nicht, wann er wieder nach oben drehen wird. Aber er sollte es tun, denn in einem Umfeld einer anhaltend massiven Schuldensause in den USA, die kräftig von der Notenpresse der Fed finanziert wird, sollte der US-Dollar in den nächsten Jahren kräftig entwertet werden, was sich zwangsläufig über deutlich höhere Goldpreise widerspiegeln müsste. Dann können sich jene freuen, die die Zeit genutzt haben, um bei günstigen Preisen ihre physischen Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.