Bei ihrer Bestätigung vor dem Kongress hat die neue US-Finanzministerin Janet Yellen so getan, als ob die Regierung von Joe Biden an einem starken US-Dollar interessiert sei. Allerdings sprechen seine geplanten Maßnahmen eine ganz andere Sprache. Kein Wunder, dass der Goldpreis nach oben gedreht ist.

Nach einer zweiwöchigen minimalen Erholung ist der US-Dollar zuletzt gegenüber dem Euro und anderen wichtigen Währungen wieder nach unten gedreht und setzt damit die Talfahrt fort. Die Kehrtwende begann mit der Anhörung der neuen Finanzministerin Janet Yellen vor dem Kongress am 19. Januar 2021, einen Tag vor der Vereidigung des US-Präsidenten Joe Biden.

Damit notiert der US-Dollar Index nur noch knapp über dem Fünf-Jahres-Tief. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem dem Euro, wider. Im Gegenzug ist der Goldpreis nach oben gedreht und liegt bei rund 1.870 US-Dollar je Unze.

Bei ihrer Nominierungsanhörung vor dem Senatsausschuss hatte die ehemalige Fed-Chefin Yellen gesagt, dass die USA an einem starken US-Dollar interessiert seien. „Die Vereinigten Staaten streben nicht nach einer schwächeren Währung, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen.“, so die Finanzministerin. Die USA solle sich auch den Versuchen anderer Länder widersetzen, dies zu tun. Das hörte sich völlig anders an als in den vergangenen vier Jahren, als der damalige US-Präsident Donald Trump ständig die Fed aufgefordert hatte, den US-Dollar zu schwächen, um so die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen im Ausland zu verbessern.

Yellen will 50-jährige Anleihen ausgeben

Yellen hat vor dem Kongress für Bidens geplantes Konjunkturprogramm von horrenden 1,9 Billionen US-Dollar geworben und gesagt, dass es notwendig sei „in großem Stil zu handeln“ („act big“). Der ökonomische Nutzen würde die Risiken der höheren Schulden bei weitem überwiegen. Der höhere Schuldenberg sei kein Problem, weil er wegen der kräftig gesunkenen Zinsen nicht mit steigenden Zinsausgaben des Staates verbunden sei.

Damit hat Yellen einmal mehr eine Falschmeldung verbreitet, wie ein kurzer Blick auf die offiziellen Zahlen unmissverständlich zeigt. So lagen die Zinszahlungen der Washingtoner Regierung im 3. Quartal 2020 mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 546,5 Mrd.US-Dollar nur leicht unter dem Rekordhoch des 4. Quartals 2019 (584,5 Mrd.). Damit sind die Zinsausgaben gegenüber dem 3. Quartal 2008 (406,2 Mrd.), als Lehman Brothers im September Pleite gegangen war, deutlich gestiegen.

Zur Erinnerung: Während Trumps Amtszeit sind die Staatsschulden von 20,0 Billionen auf den Rekord von 27,75 Billionen US-Dollar explodiert. Dabei hat die Corona-Pandemie Trumps vorherige massive Schuldensause nur beschleunigt, lagen die Schulden doch bereits Ende 2019 bei horrenden 23,2 Billionen – und das während einer jahrelang florierenden Wirtschaft, wie Trump immer behauptet hat.

Bei der Anhörung vor dem Kongress hat Yellen zudem gesagt, dass sie die niedrigen Zinsen nutzen wolle und hat die mögliche Emission 50-jähriger Anleihen ins Spiel gebracht. Das hatte dazu geführt, dass die Zinsen für 30-jährige Anleihen kurz nach oben geschossen waren, ehe sie wieder nach unten gedreht sind.

Größte Schuldenorgie aller Zeiten steht bevor

Für Abwärtsdruck auf den US-Dollar sorgt vor allem die zunehmende Sorge der Investoren, dass Biden eine beispiellose Schuldenorgie verursachen dürfte – sprich Biden dürfte noch viel mehr Schulden als der selbsternannte Schulden-„König“ Trump machen. Schließlich hat der neue US-Präsident nicht nur das Konjunkturprogramm von 1,9 Billionen US-Dollar vorgeschlagen, sondern lässt auch an weiteren Billionenschweren Programmen arbeiten, wie einem für Infrastruktur und einem für die Klimawende. Das können Sie in dem Beitrag „Bidens geplantes Konjunkturprogramm von 1,9 Billionen US-Dollar soll nur das erste sein“ nachlesen.

Damit kommen immer neue Billionen an Schulden und damit US-Dollar hinzu, wodurch er immer schneller entwertet wird. Damit steht diese Politik im diametralen Gegensatz zum angeblichen Wunsch Bidens und Yellens nach einem starken US-Dollar.

Indem die neue US-Regierung immer mehr Schulden produziert – und im Zweifelsfall die Notenpressen künftig noch viel schneller laufen müssen, um die Sause zu finanzieren – schwächt die neue Administration die führende Weltreservewährung unweigerlich, weshalb sie gegenüber anderen Fiat-Währungen, wie Euro und japanischem Yen, auf Talfahrt bleiben sollte. Das sollte den Goldpreis in den nächsten Monaten und Jahren kräftig beflügeln und auf neue Rekordhochs treiben.

Yellens Aussage, die neue US-Regierung strebe einen starken US-Dollar an, ist nichts anderes als ein Lippenbekenntnis. Vielmehr dürfte die bevorstehende Schuldenexplosion dafür sorgen, dass sich der Abwärtstrend beim US-Dollar beschleunigt. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, wenngleich das Edelmetall auf Euro-Basis nicht ganz so stark zulegen sollte wie auf Dollar-Basis. Dennoch sollte es Besitzern große Freude bereiten.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.