Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen betonen regelmäßig, wie stark die US-Wirtschaft sei. Komischerweise hat die US-Notenbank zuletzt aber eine kräftige Kehrtwende eingelegt. Je nachdem welche Maßnahmen Powell nach der Sitzung am kommenden Mittwoch ankündigen wird, umso stärker dürfte sich der Aufwärtstrend des Goldpreises beschleunigen.

Verkehrte Welt an der Börse: Einerseits ist der S&P500 auf Höhenflug und notiert nur noch um vier Prozent unter dem Rekordhoch vom September 2018, das zieht auch den DAX kräftig mit nach oben. Andererseits sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Talfahrt und liegen mit 2,6 Prozent nur noch minimal über dem 52-Wochen-Tief vom 3. Januar 2019 bei 2,54 Prozent. Das zeigt eine deutliche Eintrübung der langfristigen Perspektiven für die US-Wirtschaft an.

Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass die US-Wirtschaft im Sommer in eine Rezession abrutschen wird. Ein Abschwung der mit weitem Abstand die größten Volkswirtschaften der Welt, würde die Weltwirtschaft enorm belasten. Vor dem Hintergrund macht die Hausse beim S&P500 keinerlei Sinn.

Vielmehr sind die Konjunkturdaten aus den USA weiterhin besorgniserregend. So war die Industrieproduktion im Februar um lediglich 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, nachdem sie im Januar noch um 0,4 Prozent gesunken war. Die neuesten Zahlen lagen damit einmal mehr deutlich unter der Vorhersage der Volkswirte.

Zudem sind die Verkäufe neuer Häuser im Januar um 6,9 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen, damit lagen sie um 4,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Angeblich soll die US-Wirtschaft so stark sein und gleichzeitig sinkt der Absatz neuer Häuser ein um den anderen Monat? Diese Kombination macht keinen Sinn. Vielmehr belastet die Schwäche am für die US-Wirtschaft so wichtigen Häusermarkt die Konjunktur schwer.

Zuletzt hat sich der Citigroup Economic Surprise Index für die USA zwar minimal erholt. Mit minus 36,2 Punkten liegt er dennoch in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit Juli 2017. Der Index spiegelt wider, ob die US-Konjunkturdaten besser oder schlechter ausfallen als erwartet. Wenn sie besser sind, steigt er gegenüber dem vorherigen Stand, ansonsten fällt er. Der Einbruch des Barometers in den vergangenen Wochen ist sehr bedenklich.

Wann stellt die Fed die Anleihenverkäufe ein?

Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch. Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen haben zuletzt wiederholt signalisiert, dass Zinserhöhungen absolut kein Thema mehr sind, sondern dass die Fed die Konjunkturentwicklung genau im Auge haben will.

Viele Investoren erwarten, dass die Fed vielmehr bereits bei dieser Sitzung ankündigen könnte, dass der Abbau der Bilanzsumme innerhalb weniger Monate auslaufen wird, was einer Lockerung der Geldpolitik entspräche. Ich gehe davon aus, dass die Fed bereits ab April oder Mai die Anleihenverkäufe von derzeit 50 Mrd. Dollar pro Monat um jeweils 10 Mrd. Dollar pro Monat drosseln dürfte, womit die Verkäufe spätestens im September auslaufen sollten.

Diese Aussicht treibt den S&P500 immer weiter nach oben, hoffen doch viele Investoren, dass die Fed mit einer baldigen Kehrtwende eine Rezession noch verhindern kann. Ich bezweifle allerdings, dass die Fed noch rechtzeitig die Kurve bekommt.

Neue QE-Gelddruckrunde rückt näher

Bei der vorherigen Sitzung am 30. Januar hat Powell gesagt, dass die Fed bei Bedarf die Leitzinsen senken und notfalls eine neue QE-Gelddruckrunde starten wird. Ich gehe davon aus, dass das alles viel schneller passieren dürfte, als viele Experten derzeit erwarten.

Diese Aussicht dürfte der Währungsmarkt in den nächsten Monaten deutlich widerspiegeln. Obwohl die US-Wirtschaft angeblich so stark ist und sich von der schwachen Weltwirtschaft abkoppeln soll, tendiert der Dollar Index, der die Entwicklung des Dollar gegenüber sechs wichtigen Währungen, wie Euro und Yen, widerspiegelt, seit einigen Monaten lediglich seitwärts.

Wenn es so rosig um die US-Wirtschaft stünde, wie viele Experten behaupten, während gleichzeitig die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit 2,6 Prozent viel höher sind als jene mickrigen 0,08 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen, müsste der Dollar Index auf Höhenflug sein. Dass er das nicht tut, spricht Bände. Je nachdem was die Fed bei der Sitzung am kommenden Mittwoch ankündigt, könnte der Dollar in den nächsten Monaten kräftig nach unten drehen – das sollte den Goldpreis beflügeln.

Goldpreis hält sich trotz der Rally beim S&P500 gut

Von großer Bedeutung für die Entwicklung des Goldpreises dürfte zudem jene am US-Aktienmarkt werden. Dort erinnert mit vieles an das Jahr 2007, also kurz vor dem Ausbruch der Schuldenkrise in den USA. Damals war der S&P500 noch am 10. Dezember bis auf drei Prozent an das vorherige Rekordhoch vom 9. Oktober herangelaufen. Anschließend ging es allerdings umso schneller und stärker abwärts, während auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise der Kollaps des weltweiten Finanzsystems gedroht hatte.

Während viele Investoren hoffen, dass der S&P500 diesmal schon bald auf neue Rekordhochs ausbricht, könnte er stattdessen jederzeit eine kräftige Kehrtwende nach unten einlegen, gerade wenn die US-Konjunkturdaten zusehends schlechter werden dürften, wovon ich ausgehe. In dem Umfeld sollte Gold als sicherer Hafen zusehends gefragt sein.

Ich finde es mehr als bemerkenswert, dass der Goldpreis trotz der Hausse beim S&P500 um lediglich fünf Prozent unter dem Fünf-Jahres-Hoch vom Juli 2016 notiert. Wenn es doch so gut um die US- und die Weltwirtschaft stünde, wie der S&P500 scheinbar suggeriert, dann bräuchte man doch kein Gold, oder? Dass dennoch viele Investoren auf das Edelmetall setzen, zeigt, dass sie dem Anstieg beim S&P500 und am weltweiten Aktienmarkt misstrauen – völlig zu Recht.

Lassen Sie sich vom Höhenflug beim S&P500, der auch den DAX kräftig mit nach oben zieht, nicht täuschen. Der Zustand der hochverschuldeten US-Wirtschaft und der hochverschuldeten Weltwirtschaft sind alles andere als rosig. Daher dürfte die nächste Krise, gerade eine US-Rezession, viel schneller näherkommen, als viele Experten behaupten. Umso wichtiger ist es, sich darauf und den anhaltenden Verfall des weltweiten Fiat-Geldes vorzubereiten. Davor kann Sie kaum etwas besser schützen als Gold. Daher sollte es sich lohnen, wenn Sie Ihre Goldbestände weiter aufstocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.