Eine Reihe von Nachrichten haben in den vergangenen Tagen die Aktienmärkte und den Goldpreis in Atem gehalten. Investoren warten auf EZB-Sitzung und US-Arbeitsmarktbericht.
Auf die Börsen sind in den vergangenen Tagen mehr Nachrichten eingeprasselt als selten zuvor, manchmal fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Eine der wichtigsten News zuletzt war der Angriff der Ukraine auf etliche russische Luftwaffenstützpunkte. Daraufhin war der Goldpreis nach oben geschossen, weil das Edelmetall als sicherer Hafen gefragt war, ehe die Notierung anschließend auf eine kleine Berg- und Talfahrt gegangen ist.
Bemerkenswerterweise ist auch der DAX weiter gestiegen und nähert sich trotz der zunehmenden geopolitischen Risiken den Rekordhochs an. Wahnsinn!
Von großer Bedeutung ist zudem das überraschende Treffen von US-Präsident Donald Trump mit Fed-Chef Jay Powell im Weißen Haus am 29. Mai. Dabei dürfte Trump den Druck auf Powell weiter deutlich erhöht haben, den Leitzins endlich zu senken, um die Zinsen für US-Staatsanleihen nach unten zu manipulieren.
Trump braucht dringend niedrige Zinsen, laufen doch in den nächsten Monaten Billionen von Dollar an Staatsanleihen aus und müssen refinanziert werden. Das Letzte, was die US-Regierung dabei gebrauchen kann, sind höhere Zinsen.
Umso genauer werde ich die Entwicklung der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Tagen und Wochen beobachten. Und ich werde ganz genau verfolgen, was Powell bei der nächsten Fed-Sitzung am 18. Juni sagt. Zwar ist es derzeit extrem unwahrscheinlich, dass die Fed dann schon die Zinsen senken wird.
Umso wichtiger wird allerdings, welches Signal Powell für die darauffolgende Sitzung am 30. Juli senden wird. Sollte der Fed-Chef völlig überraschend eine mögliche Zinssenkung andeuten, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einbrechen. Gleichzeitig sollte das für zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Dollar sorgen, der ohnehin auf Talfahrt ist. Umso mehr Auftrieb bekäme der Goldpreis.
Warten auf EZB-Sitzung
Als nächstes steht allerdings erst einmal die EZB-Sitzung am Donnerstag, 5. Juni ganz oben auf der Agenda. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die EZB den Einlagenzins für die Banken – darüber steuert die EZB aktuell die Geldpolitik – um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 2,0 Prozent senken wird. Das wäre die achte Zinssenkung in Folge.
Der EZB kommen dabei die neuesten Inflationsdaten sehr gelegen, ist doch die Inflationsrate im Mai von 2,2 auf 1,9 Prozent gesunken und lag damit leicht unter den Schätzungen der Volkswirte von 2,0 Prozent. Das war das niedrigste Niveau seit September 2024: 1,7 Prozent.
Allerdings lagen die Verbraucherpreise im Mai am Rekordhoch – das Leben in der Eurozone war also so teuer wie niemals zuvor. Nur der Anstieg gegenüber dem Vorjahr ist nicht mehr ganz so schlimm wie in den Vormonaten. Für mich gibt es daher weiterhin keinerlei Grund zur Entwarnung, denn jeder Euro ist damit weniger wert als je zuvor.
Zudem ist die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im Mai 2025 von 2,7 auf 2,3 Prozent eingebrochen und lag damit deutlich unter den Erwartungen von 2,5 Prozent.
Wie schnell kommt die nächste Zinssenkung?
Auf der Pressekonferenz nach der Sitzung dürfte EZB-Chefin Christine Lagarde zwar wie üblich betonen, dass mögliche weitere Zinssenkungen „datenabhängig“ seien. Für mich würde das allerdings nichts anderes bedeuten, als dass die nächste Zinssenkung bereits um die Ecke ist, die darauffolgende Sitzung folgt am 24. Juli.
Ein klarer Hinweis auf die neunte Zinssenkung in Folge wäre meiner Meinung nach, wenn Lagarde – wie nach der Sitzung vom 17. April – erneut von „Disinflation“ sprechen würde, also von einem Rückgang der Inflationsraten.
Lagarde dürfte versuchen den Bürgern einmal mehr weißzumachen, wie schlimm es wäre, wenn die Inflationsrate weiter unter das Zwei-Prozent-Ziel der EZB sinken würde. Welch „katastrophale Auswirkungen“ kann es wohl haben, wenn die Inflationsrate von 2 Prozent auf 1 Prozent zurückgehen würde, der Kaufkraftverlust also nur noch halb so groß wäre wie zuvor?
Ein deutlicher Rückgang hätte für alle Verbraucher und Sparer der Eurozone absolut keine „katastrophalen Auswirkungen“. Vielmehr wäre das eine gute Nachricht, nach der herben Inflationswelle der vergangenen Jahre. Schließlich sind die Verbraucherpreise gegenüber Mai 2020 um horrende 22,2 Prozent nach oben geschossen! Das ist ein massiver Kaufkraftverlust!
Allerdings wäre ein Rückgang der Inflationsraten schlechte Nachrichten für viele hochverschuldete Länder der Eurozone, würden doch deren Schulden nicht mehr so stark entwertet werden wie in den vergangenen Jahren.
Ich habe in den vergangenen Jahren zahllose Male geschrieben, dass meiner Meinung nach die Hauptaufgabe der EZB ist dafür zu sorgen, dass sich viele hochverschuldete Länder zu sehr niedrigen Zinsen – sprich zu künstlich stark nach unten manipulierten Zinsen – finanzieren können.
Den Preis für diese aberwitzige Politik der EZB zahlen Sie, ich und alle anderen Bürger der Eurozone jeden Tag aufs Neue! Umso wichtiger ist es, sich gegen diesen Irrwitz weiterhin mit dem Besitz von physischem Gold zu schützen. Es hat in den vergangenen Jahrzehnten die Kaufkraft erhalten und wird das auch weiterhin tun.
Gold bleibt aussichtsreich
Tags drauf am Freitag, 6. Juni steht dann der US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf der Agenda der Investoren. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen im Mai 129.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 177.000 für April. Zudem soll die Arbeitslosenquote stabil bleiben bei sehr niedrigen 4,2 Prozent.
Ich werde mir die Zahlen genau anschauen und vor allem die Reaktion der Märkte darauf. Je nachdem wie der Arbeitsmarktbericht ausfällt, könnte das für deutliche Kursausschläge an den Aktienmärkten, bei Euro-Dollar und beim Goldpreis sorgen.
Wie immer sich der Goldpreis kurzfristig entwickeln mag, die mittel- und langfristigen Aussichten sind meiner Meinung nach glänzend. Schließlich würde das geplante Billionenschwere Steuersenkungsprogramm von Trump für einen massiven Anstieg der Staatsschulden in den nächsten 10 Jahren sorgen. Diese massive Neuverschuldung hat Tesla-Chef Elon Musk, der Trump vor und nach der Wahl massiv unterstützt hatte, zuletzt zu Recht scharf kritisiert.
Durch die Dollar-Schwemme würde der Greenback weiter abwerten, woraufhin er gegenüber etlichen anderen wichtigen Fiat-Währungen auf Talfahrt bleiben würde. Das sollte im Gegenzug die Rekordfahrt des Goldpreises anheizen.
Gleichzeitig dürfte die EZB den Leitzins immer weiter senken, woraufhin Gold immer attraktiver werden würde. Und wenn Deutschland in den nächsten Jahren kräftig Schulden machen wird, dann sollte es niemanden überraschen, wenn auch die hochverschuldeten Länder kräftig Schulden machen werden. Damit würde die nächste Inflationswelle heraufziehen.
Meiner Meinung nach macht es daher weiterhin großen Sinn, die Bestände an physischem Gold deutlich aufzustocken. Es fehlt meiner Meinung nach nur ein Funke, ehe der Goldpreis auf neue Rekordhochs ausbricht und anschließend noch viel weiter steigt.