Die Edelmetalle brachen in der vergangenen Woche deutlich ein und es stellt sich die Frage, ob es sich hierbei um den finalen Abverkauf handelte und nun ein neuer Anstieg unmittelbar bevorsteht?
Das letzte zyklische Hoch erreichte der Goldpreis Ende Januar. Daraufhin folgte eine dreimonatige trendlose Seitwärtsbewegung, bevor die Notierungen begannen sukzessive zu sinken. Dies endete in einer Verkaufspanik am Edelmetallmarkt, die am Mittwoch ihren Höhepunkt fand. Gold fiel auf 1.160$, was einem Minus von 200$ seit dem Hoch vom Jahresanfang entspricht. Silber stürzte auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2016 mit 14,40$ (-3,20$), Platin fiel auf das Tief des Jahres 2008 mit 755$ (-260$) und Palladium erreicht 833$, was ein Minus von 300$ seit dem Jahreshoch darstellt.
Verschiedene Faktoren sind für diesen starken Preisrückgang verantwortlich. Einer der primären Gründe ist die Rallye des amerikanischen Dollars, die durch Zinsanhebungen der US-Notenbank sowie einem starken Wirtschaftswachstum in den USA genährt wird. Die Steuerreform und die Deregulierung der Trump Administration haben dem aktuellen Konjunkturzyklus in seiner letzten Phase noch einmal Schub gegeben, sodass die amerikanische Wirtschaft in diesem Jahr bisher um 4,1% annualisiert wuchs. Dies, ein guter Arbeitsmarkt und gleichzeitig hohe Inflationsraten lassen der US-Notenbank Spielraum für zwei weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr. Die bisherigen sieben Zinsanhebungen, die seit Anfang 2016 erfolgten, führten bereits zu der Auflösung von Carry Trades und so zu Kapitalrückflüssen aus den Schwellenländern zurück in die USA. Eine rosige Wirtschaftsentwicklung, steigende Zinsen, ein starker Dollar und ein haussierender Aktienmarkt nahe seinem Allzeithoch sorgten dafür, dass Investoren den sicheren Hafen Gold in den vergangenen Monaten vernachlässigten und in vermeintlich renditeträchtigere Anlagen investierten.
Der USD-Index könnte in den nächsten Wochen bis auf 100 Punkte ansteigen.
In Euro konnten die Edelmetalle seit Jahresbeginn jedoch deutlich besser performen und die Verluste sind geringer. Aufgrund hausgemachter Probleme in der Eurozone sowie aufgrund der unvermindert lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank fiel die Kaufkraft der europäischen Gemeinschaftswährung von 1,25$ im Januar auf 1,13$, was einem Minus von fast 10% binnen eines halben Jahres entspricht. Die Edelmetalle hatten diesen Kaufkraftverlust mit einer stärkeren Performance ausgeglichen. Es besteht eine sehr realistische Wahrscheinlichkeit, dass der Euro in den kommenden 9 Monaten deutlich weiter zum US-Dollar fallen könnte – möglicherweise gar bis zur Parität. Dies entspräche noch einmal einem Kaufkraftverlust von über 10%. Während dies für Rentenansprüche und Ersparnisse einem währungsbedingten realen Kaufkraftverlust von 20% entspräche, dürfte der Goldpreis diesen Kaufkraftverlust langfristig mit höheren Notierungen ausgleichen.
Der Euro befindet sich seit Jahresbeginn auf Talfahrt Richtung Parität zum US-Dollar.
Konjunkturoptimismus steht zunehmend auf tönernen Füßen
Trotz der Euroschwäche musste auch der Goldpreis in Euro ein relativ kleines Minus von 75€ je Feinunze seit Januar verbuchen. Die Ursache für diese reale Schwäche liegt in einer aktuell temporär niedrigen Investmentnachfrage aufgrund der optimistischen Konjunkturerwartungen der Marktteilnehmer. Diese mehrheitlich optimistische Wirtschaftserwartung könnte sich jedoch in den kommenden Monaten bzw. im nächsten Jahr als völlig falsch herausstellen. Vielmehr mehren sich die Anzeichen für einen kurz bevorstehenden bzw. sogar bereits erfolgten Beginn einer Rezession.
Der aktuelle Konjunkturaufschwung ist mit aktuell 110 Monaten bzw. über neun Jahren der zweitlängste Wirtschaftsaufschwung seit 1955. Durchschnittlich dauerte ein Aufschwung seit 1945 genau 58,4 Monate, womit der aktuelle Aufschwung schon fast doppelt so lang ist. Allein aus dieser Perspektive steht eine Rezession womöglich vor der Türe oder ist gar schon dabei, sich zu manifestieren.
Der Goldpreis neigt dazu in Rezessionen zu fallen.
Der aktuelle Konjunkturaufschwung dauert bereits 110 Monate, was weit über dem Durschnitt von 58,4 Monaten liegt.
Hinzu kommt: Der Konjunkturaufschwung der vergangenen Dekade wurde durch das Drucken von Geld sowie künstlich niedrigen Zinsen aller Notenbanken weltweit erzeugt. Diese künstlichen Aufschwünge sind nicht nachhaltig und fallen schlussendlich in einer noch schlimmeren Rezession letztlich wieder in sich zusammen, sobald die Zinsen steigen und die Liquidität für die Märkte versiegt.
Exakt dieses Szenario entfaltet sich seit Anfang 2016, als die US-Notenbank ihre Zinswende begann und die weltweite Liquiditätsversorgung der Märkte von einstmals monatlich 200 Mrd. Dollar mittlerweile nahezu komplett eingestellt wurde. Ein starker Einbruch am Aktien-, Anleihen-, und Immobilienmarkt – möglicherweise gar das Platzen der Blasen an diesen Märkten – könnte also kurz bevorstehen. Die Immobilienpreise in den USA und England fallen bereits und stützen die Anzeichen eines sich bereits entfaltenden weltweiten Abschwungs, der aufgrund der zeitlichen Nachlaufwirkung der meisten Konjunkturindikatoren in den offiziellen Statistiken noch nicht hinreichend erkennbar sind. Wie an signifikanten Wendepunkten üblich, erkennt das Gros der Investoren, die an eine Fortsetzung des Aufschwungs glauben, diese Signale nicht rechtzeitig und verstärkt somit ihre trendbasierten Investments überproportional. Damit einhergehend entstehen starke Klumpenrisiken in den Depots – die spiegelbildliche Zurückhaltung bei Goldkäufen erklärt die ebenfalls typische fundamentale Schwäche der Edelmetallmärkte in unmittelbarer Nähe größerer zyklischer Wendepunkte.
Die Zinsstrukturkurve amerikanischer langfristiger Zinsen zu kurzfristigen Zinsen ist mittlerweile fast auf null gefallen. Dies hat sich in der Vergangenheit stets als guter Vorlaufindikator für eine bald aufziehende Rezession erwiesen.
Fallen die kurzfristigen Zinsen unter die langfristigen, so folgte wenig später eine Rezession.
Notenbankenintervention wird der Startschuss einer neuen Goldrallye sein
Das Positive an dieser Entwicklung aus antizyklischer Sicht ist, dass mit einer Rezession auch das Ende der Edelmetallkorrektur eingeleitet wird. Die Europäische Zentralbank fürchtet sich seit Jahren davor die Zinsen überhaupt anzuheben, da die Probleme in der Eurozone nicht gelöst wurden und stattdessen viele neue Krisenherde hinzukamen.
Eine kleinere Krise, wie beispielsweise die aktuelle Währungskrise in der Türkei, könnte bereits ansteckende Effekte auf das labile Bankensystem haben. Sollte dies geschehen, wird die EZB nicht zögern, sofort wieder die Geldschleusen zu öffnen und Billionen an frischen Euros in das überschuldete Bankensystem zu pumpen. Bei einer Rezession, die praktisch unausweichlich ist, wird die EZB ebenfalls alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die Banken auf Steuerzahlerkosten zu rekapitalisieren. Daraus folgt zwingend und unausweichlich eine Abwertung des Euros und somit ein neuer Bullenmarkt für die Edelmetalle, da die Menschen den sicheren Hafen für ihre Ersparnisse suchen werden.
Sollte sich in den kommenden Monaten eine Rezession manifestieren, wird auch die US-Notenbank nicht davor zurückschrecken, sofort ein neues QE-Programm zu lancieren und ihre Zinserhöhungszyklus zu beenden. Die Notenbanken dürften diesmal noch schneller als im Jahr 2008 für Interventionen bereitstehen. Sobald diese Markteingriffe verkündet oder von den Marktteilnehmern antizipiert werden, wird der Goldpreis in Voraussicht auf die kommende Währungsabwertung einen schnellen Anstieg erleben. Real sind die Edelmetallpreise inflationsbereinigt auf historisch niedrigem Niveau angekommen und somit sehr günstig.
Dieser Effekt lässt sich durch die aktuellen Entwicklungen in der Türkei gut belegen: Die starke Abwertung der türkischen Lira ist die logische Folge aus der vorangegangenen Ausweitung der Geldmenge seitens der türkischen Zentralbank in der vergangenen Dekade, die ihre Notenbankbilanz versiebenfacht hat. Die Liquidität hat sich – wie bei einem Damm – angestaut, um letztlich in einer Krise die türkische Wirtschaft mit Lira zu überschwemmen und diese so abzuwerten. Während die türkische Lira mit zunehmender Geschwindigkeit ins Bodenloses stürzte, hat sich der Goldpreis in türkischen Lira allein seit 2013 auf über 8.000 Lira fast verdreifacht.
Die türkische Lira ist auf Talfahrt, während der Goldpreis in Lira explodierte.
Auch die Europäische Zentralbank sowie die US-Notenbank „FED“ haben ihre Geldmengen seit 2008 vervielfacht. Sobald sie wieder mit dem Drucken beginnen bzw. im Falle der EZB dieses verstärken, gibt es noch mehr Liquidität, die den Staudamm zu bersten und die Märkte mit Geld zu überschwemmen droht. Allein der Ausbruch einer neuen Rezession könnte die Erwartung neuer Gelddruckprogramme schüren und deshalb diesmal sofort für einen Anstieg der Edelmetallpreise sorgen.
Eine Trendwende am Edelmetallmarkt und ein neuer mehrjähriger Bullenmarkt stehen womöglich kurz bevor. Die ersten Anzeichen einer sich manifestierenden Rezession werden nun zusehends sichtbar und neue Eingriffe der Notenbanken zur Rettung des Bankensystems sowie der maroden Staaten dürften schon relativ kurz bevorstehen.
Terminmärkte deuten auf Trendwende hin
Der amerikanische Terminmarkt für die Edelmetalle weist aktuell eine historisch einmalige Konstellation auf und untermauert das Kaufsetup für alle Edelmetalle. Die Positionen für Gold und Silber haben mehrjährige Extremwerte erreicht und die für Platin sogar eine historisch einmalige bärische Spekulation. Dies ist ein klassischer Kontraindikator mit hoher Treffergenauigkeit, der nun auf eine unmittelbar bevorstehende Trendwende und wieder steigende Preise hindeutet. Der folgende Chart zeigt, dass die Edelmetalle ihr Kaufniveau erreicht haben und eine historisch einmalig bullische Ausgangslage bieten.
Der Terminmarkt für die Edelmetalle Gold und Silber ist völlig bereinigt und weist auf einen baldigen Anstieg hin.
Typischerweise reduzieren die großen Banken kurz vor einem neuen Anstieg ihre zuvor aufgebauten Verkaufspositionen am Terminmarkt. Aktuell wurden diese Positionen im Gold auf ein Dreijahrestief reduziert und die Position am Silbermarkt hat den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren erreicht. Dies ist grundsätzlich ein weiterer Indikator für einen womöglich kurz bevorstehenden Anstieg der Edelmetallpreise.
Fazit: Aktuelle Phase bietet idealen Einstiegszeitpunkt an den Edelmetallmärkten
Eine Rezession ist in den kommenden 18 Monaten sehr wahrscheinlich und es scheint sogar gut möglich, dass die Weltwirtschaft bereits merklich strauchelt, worauf der Einbruch konjunktursensibler Rohstoffe wie Kupfer oder Bauholz hindeutet. Dies erklärt auch die kurzfristige Schwäche primär industrieller Edelmetalle, die wir aktuell beobachten konnten.
Mit dem Beginn einer Rezession neigen Edelmetallpreise noch kurze Zeit zu fallen, da sich Investoren über den Verkauf von Reserven aller Art Liquidität verschaffen. Doch die Nachfrage nach dem sicheren Hafen nimmt mit der Wahrnehmung sowie der Ausbreitung der Problemlage schnell zu, sodass sich die Preise der Edelmetalle, ähnlich dem Jahr 2008, kurze Zeit später schnell erholen werden.
Nach der Bekanntgabe der QE Programme Ende 2008 / Anfang 2009 stieg der Goldpreis binnen drei Jahren um 170% von 700$ auf 1.900$ im Jahr 2011 an. Neue weltweite QE-Programme seitens der Zentralbanken werden diesmal wieder für eine neue Rallye und einen neuen mehrjährigen Bullenmarkt sorgen. Fundamental sind die Edelmetalle aktuell inflationsbereinigt günstig wie nie zuvor, sodass sie das perfekte antizyklische Investment darstellen. Alles spricht dafür, dass die aktuelle Phase einen idealen Einstiegszeitpunkt an den Edelmetallmärkten bietet!