Nach einer kurzen Unterbrechung ist der Höhenflug an vielen Aktienmärkten weitergegangen. Umso entspannter warten Anleger auf die nächsten US-Daten.

Die Rekordfahrt an vielen Aktienmärkten hatte nur eine kurze Verschnaufpause eingelegt, anschließend ist der Höhenflug weitergegangen. Nachdem Investoren am Ende der vergangenen Woche bei etlichen Aktien aus dem Bereich KI (Künstliche Intelligenz) Gewinne mitgenommen hatten, sind die Papiere zuletzt wieder nach oben gedreht und haben damit die Rekordfahrt an den Aktienmärkten wieder angeheizt.

Hingegen hat der Goldpreis zuletzt etwas nachgegeben. Grund waren die am Dienstag, 12. März veröffentlichten US-Inflationsdaten, die etwas schlechter waren als erwartet. Im Februar war die Inflationsrate auf 3,2 Prozent gestiegen, nach 3,1 Prozent für Januar. Damit lag der Februar-Wert etwas über den Schätzungen der Volkswirte von 3,1 Prozent.

Hingegen ist die sogenannte Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, von Januar auf Februar von 3,9 auf 3,8 Prozent zurückgegangen. Allerdings lag auch die Kernrate über den Erwartungen (3,7 Prozent).

Nach den etwas schlechter als erwarteten US-Inflationsdaten sind die Zinsen für10-jährige US-Anleihen um 7 Basispunkte (0,07 Prozentpunkte) auf 4,16 Prozent nach oben geschossen. Dennoch haben Investoren daraufhin kräftig Aktien gekauft.

Wieso? Weil es meiner Meinung nach an den US-Börsen die größte Blase aller Zeiten gibt und sich Investoren nach den US-Inflationsdaten gesagt haben, dass die überraschend hohen Daten darauf hindeuten würden, dass es der Wirtschaft besser gehe als erwartet, was die Inflation anheize.

In dem Umfeld seien auch die Geschäftsperspektiven der Unternehmen besser, weshalb die Investoren Aktien gekauft haben. In einem Blasenumfeld findet man immer einen Grund, um Aktien zu kaufen!

Hingegen haben die steigenden US-Zinsen den Goldpreis belastet, woraufhin er nachgegeben hat. Mit Kursen von rund 2.160 Dollar je Unze liegt die Notierung des Edelmetalls allerdings um lediglich 1,5 Prozent unter dem Rekordhoch vom vergangenen Freitag, 8. März und dürfte schon sehr bald wieder nach oben drehen.

US-Arbeitsmarkt ist bei Weitem nicht so stark wie er aussieht

Dabei war der Goldpreis nach dem am vergangenen Freitag veröffentlichtem US-Arbeitsmarktbericht noch kurz auf neue Rekordhochs nach oben geschossen. Zwar waren im Februar 275.000 Jobs geschaffen worden, das lag weit über den Schätzungen der Volkswirte von 200.000.

Allerdings sind die Zahlen für Januar 2024 und Dezember 2023 um insgesamt 167.000 nach unten korrigiert worden. Zudem war die Arbeitslosenquote im Februar überraschend von 3,7 auf 3,9 Prozent gestiegen, anstatt wie erwartet stabil zu bleiben.

Wegen der gemischten Daten waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach einer kurzen Berg- und Talfahrt nach unten gedreht, was den Goldpreis beflügelt hatte.

Tags zuvor, am Donnerstag, 7. März hatte EZB-Chefin Christine Lagarde nach der EZB-Sitzung eine Zinssenkung für die übernächste Sitzung am 6. Juni signalisiert. Dabei war die Inflationsrate in der Eurozone im Februar zwar auf 2,6 Prozent gesunken, lag allerdings etwas über den Erwartungen von 2,5 Prozent.

Ich bin gespannt, ob EZB und Fed im Juni gleich nacheinander die Zinsen senken werden, folgt doch die Fed-Sitzung am 12. Juni. Bis dahin gibt es diesseits und jenseits des Atlantiks noch etliche Inflationsdaten sowie Berichte zu den Arbeitsmärkten.

Warten auf US-Daten

Wie sich der Goldpreis in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt, dürfte gerade von der Entwicklung der US-Zinsen und des Dollar abhängen. Umso wichtiger werden die nächsten US-Konjunkturdaten.

Am Donnerstag, 14. März werden jene zu den Einzelhandelsumsätzen und den Produzentenpreisen veröffentlicht. Letzte geben die Entwicklung der Preise an, die die Unternehmen untereinander weitergeben.

Im Februar sollen die Produzentenpreise laut den Schätzungen der Volkswirte um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach 0,9 Prozent für Januar.

Hingegen soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Produzentenpreise, im Februar auf 1,9 Prozent zurückgehen, nach 2,0 Prozent für Januar.

Sollten die Zahlen, gerade zur Kernrate, auch nur minimal besser als erwartet ausfallen, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nachgeben, was nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch den Goldpreis beflügeln sollte.

Am Freitag folgen dann weitere US-Daten, wie zur Industrieproduktion und dem Verbrauchervertrauen, das die Universität Michigan bekanntgibt. Bei letzterem Indikator sind gerade auch die Inflationserwartungen der befragten Konsumenten von Bedeutung.

Aussicht auf Trump-Sieg bei US-Präsidentschaftswahl beflügelt Aktien und Goldpreis

Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung bleiben meiner Meinung nach die mittelfristigen Aussichten für Gold hervorragend. Denn ich gehe davon aus, dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl am 5. November klar gewinnen wird.

Dann dürfte es eine noch größere Schuldensause als während seiner ersten Amtszeit geben. Ich gehe davon aus, dass er einmal mehr ein großes Steuersenkungsprogramm für Reiche und Unternehmen durchsetzen wird. Dann dürfte das ohnehin große Haushaltsdefizit der USA – die Staatsschulden steigen im Schnitt alle 100 Tage um 1 Billion Dollar – noch viel größer werden.

Die zunehmende Dollarschwemme sollte den Dollar zusehends belasten, woraufhin er gegenüber Währungen wie dem Euro nachgeben sollte, was den Goldpreis beflügeln würde. Gleichzeitig dürfte Trump nach seiner Wiederwahl enormen Druck auf die Fed ausüben, die Leitzinsen trotz der rasant steigenden Staatsverschuldung nicht etwa zu erhöhen, sondern vielmehr zu senken, weil sonst die Zinsausgaben des Staates explodieren würden.

Zur Erinnerung: Laut den Schätzungen des Haushaltsausschusses der USA werden die Zinszahlungen der US-Regierung auf Bundesebene im per September endenden Fiskaljahr 2023/24 auf den Rekord von 870 Mrd. Dollar nach oben schießen.

Das würde den Verteidigungsetat von geplanten 822 Mrd. Dollar übertreffen. Und Trump kann keinerlei Interesse daran haben, dass die Zinszahlung pro Jahr auf mehr als 1 Billion Dollar explodieren!

Die Aussicht auf dieses Szenario heizt die Rekordfahrt an den Aktienmärkten und bei Gold an und sollte das meiner Meinung nach auch in den nächsten Monaten tun. Im Gegensatz zur riesigen Blase an den Aktienmärkten halte ich den Goldpreis allerdings weiterhin für günstig.

Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, um sich gegen die weitere drastische Entwertung der Fiat-Währungen Dollar und Euro zu schützen. Denn jeder kann sich selbst ausmalen, was die EZB tun wird, um im Umfeld einer Dollar-Schwemme zu verhindern, dass der Euro gegenüber dem Dollar steigt.

Die EZB dürfte dann ebenfalls eine sehr lockere Geldpolitik durchführen, um den Euro seinerseits zu schwächen. Umso wichtiger würde in dem Szenario der Besitz von physischem Gold.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.