Die Eskalation der geopolitischen Spannungen haben den Aktienmarkt hierzulande belastet. Leider war auch der Goldpreis zuletzt unter Druck.

Der Jahresauftakt beim DAX ist bislang enttäuschend verlaufen. Während viele Investoren gehofft hatten, dass die Rekordfahrt im neuen Jahr weitergehen würde, hatte der Index Gegenwind und ist mit rund 16.400 Punkte auf das niedrigste Niveau seit Anfang Dezember gesunken.

Zuerst bekam der DAX die deutlich gestiegenen Zinsen zu spüren, womit Aktien weniger attraktiv werden. Anschließend haben die geopolitischen Spannungen zugenommen, woraufhin die Konjunktursorgen zugenommen haben.

So hatten die USA und Großbritannien Huthi-Stellungen im Jemen angegriffen. Daraufhin haben sie wiederum Schiffe im Roten Meer angegriffen. Und schlussendlich hat der Iran Ziele in Syrien und im Iran beschossen, wobei es auch Einschläge in der Nähe der US-Botschaft im irakischen Erbil gegeben hat. Es gibt also eine Spirale der Gewalt und leider ist kein Ende in Sicht.

Trotz der zunehmenden Spannungen sind Investoren aber nicht etwa in den sicheren Hafen US-Anleihen geflüchtet. Vielmehr haben Investoren US-Anleihen verkauft, um sich Liquidität zu verschaffen, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen gestiegen sind. Das hat auch den Dollar mit nach oben gezogen. Damit hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Gegenwind.

Fed-Mitglied Waller dämpft Hoffnung auf Zinssenkungen

Für zusätzlichen Aufwärtsdruck bei US-Zinsen und Dollar und damit Abwärtsdruck beim Goldpreis hat am Dienstagnachmittag Fed-Mitglied Chris Waller gesorgt. Dabei hatte er eigentlich nichts Neues gesagt.

Zwar kann die Fed laut seinen Aussagen in diesem Jahr den Leitzins senken, falls die US-Inflation nicht überraschend nach oben drehen und auf erhöhtem Niveau bleiben sollte. Allerdings sprach sich Waller für lediglich 3 Zinssenkungen für den Verlauf des Jahres aus, also genau das, was die Fed nach der Sitzung am 13. Dezember angekündigt hatte.

Komischerweise waren Investoren dennoch überrascht, wetten doch viele von ihnen auf sechs Zinssenkungen bis zum Jahresende. Aber man ist dennoch nicht erfreut, wenn irgendwelche Fed-Mitglieder die Euphorie dämpfen.

Zudem hat Waller Hoffnungen auf baldige, kräftige Zinssenkungen gedämpft. Die Fed müsse diesmal die Zinsen nicht so schnell und kräftig senken wie früher.

Nach Wallers Aussagen waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen deutlich gestiegen. Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) bei der übernächsten Sitzung am 20. März auf rund 67 Prozent eingebrochen, wohingegen sie am Montag, 17. Januar noch bei rund 80 Prozent gelegen war.

Daraufhin ist der Goldpreis auf knapp über 2.020 Dollar je Unze eingebrochen und liegt damit in der Nähe des Ein-Monats-Tiefs.

Warum die Investoren den Aussagen von irgendwelchen Fed-Mitgliedern aber noch Glauben schenken, ist mir völlig schleierhaft. Zur Erinnerung: noch am 1. Dezember 2023 hatte Fed-Chef Jay Powell gesagt, dass Zinssenkungen kein Thema seien. Ohne Vorwarnung hat er dann nach der Fed-Sitzung vom 13. Dezember plötzlich gesagt, dass die Mitglieder auf der Sitzung über eine Zinssenkung diskutiert hätten – Wahnsinn!

Für mich sind die jüngsten Aussagen von Waller nur das übliche Gerede eines Fed-Mitglieds. Derartige Aussagen haben üblicherweise absolut keinerlei Prognosekraft, absolut keine!

Ich bin daher weiterhin der festen Überzeugung, dass die Fed im März mit den Zinssenkungen beginnen wird. Das Signal dafür sollte die Fed bei der nächsten Sitzung am 31. Januar unmissverständlich senden.

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise

Während viele Konjunkturdaten aus den USA darauf hindeuten, dass die dortige Wirtschaft trotz der Belastung durch die hohen Zinsen noch ganz gut läuft, sieht es bezüglich der Wirtschaft hierzulande zappenduster aus. Die Wirtschaftsleistung war im vierten Quartal um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken.

Allerdings ist die Schätzung für das dritte Quartal – welch Wunder! – von einem Rückgang um 0,1 Prozent leicht nach oben korrigiert worden auf 0,0 Prozent. Und da man üblicherweise 2 Quartale mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIPs) gegenüber dem Vorquartal braucht, um von einer Rezession zu sprechen, ist die deutsche Wirtschaft damit offiziell noch nicht in einer Rezession.

Allerdings ist von einer möglichen Konjunkturbelebung weit und breit absolut nichts zu sehen. Zu groß sind die Belastungen durch die schwache Weltwirtschaft, die zwischenzeitlich hohen Zinsen, etc.. Die Probleme kennen Sie alle genau so gut wie ich.

Bei der Wirtschaft der Eurozone sieht es kaum besser aus. Sie hat zwischen dem dritten Quartal 2022 und dem dritten Quartal 2023 weitgehend stagniert. Die Daten für das vierte Quartal werden am 30. Januar veröffentlicht. Etliche Experten gehen von einem Rückgang des BIPs um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal aus, nachdem bereits im dritten Quartal ein Minus von 0,1 Prozent zu Buche gestanden war.

Umso mehr wächst der Druck auf die EZB ebenfalls bald mit Zinssenkungen zu beginnen. Die Aussagen vieler Mitglieder der EZB, die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung gedämpft haben, betrachte ich daher ebenfalls als reines Gerede.

Falls die Fed im März mit der ersten Reduktion beginnen sollte, dürfte meiner Meinung nach die EZB bei der Sitzung am 11. April der Fed hinterhereilen und damit ebenfalls die Zinsen senken. Das sollte meiner Meinung nach der Startschuss für massive Zinssenkungen diesseits und jenseits des Atlantiks in den folgenden Monaten sein.

Wenn die Fed und die EZB, also die zwei größten Notenbanken, aber erst einmal mit Zinssenkungen begonnen haben, dürften sich viele andere Notenbanken dem Duo anschließen. Umso besser sollte dann das Umfeld für Gold werden.

Ich habe in den vergangenen Jahren zahllose Male gesagt und geschrieben, dass in einem Umfeld, in dem die weltweiten Schulden von einem Rekordhoch zum nächsten steigen, die Zinsen nicht auf einem hohen Niveau bleiben können, weil man dann die riesige Schuldenlast einfach nicht tragen kann.

Das geht nur in einem Umfeld niedriger, oder sogar sehr niedriger Zinsen – und genau dahin sollte es in den nächsten Monaten und Quartalen in den USA und der Eurozone hingehen.

Warten auf US-Daten

Wie es mit US-Zinsen und Dollar, und damit dem Goldpreis kurzfristig weitergeht, dürfte vor allem von den US-Konjunkturdaten abhängen. Am Mittwoch, 17. Januar werden jene zu Einzelhandelsumsätzen und Industrieproduktion bekanntgegeben, zudem veröffentlicht die Fed am Abend ihren Konjunkturbericht Beige Book.

Am Donnerstag folgen die Zahlen zu den Neubaubeginnen und Baugenehmigungen, sowie zum Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia, der üblicherweise der wichtigste Frühindikator für die US-Wirtschaft insgesamt ist.

Und am Freitag folgen die Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser, zudem gibt die Universität Michigan die Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen bekannt. Sollten einige der obigen Daten schwächer ausfallen als erwartet, könnten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen etwas nachgeben, was auch den Dollar mit nach unten ziehen könnte. Das dürfte die Aktienmärkte und gerade auch den Goldpreis stützen.

Zwar könnte sich der Kursrückgang beim Goldpreis kurzfristig noch etwas ausweiten. Das ändert allerdings überhaupt nichts an den meiner Meinung nach hervorragenden Aussichten auf mittlere und lange Sicht. Wenn sich die Lage beim Goldpreis beruhigt hat, dürften daher viele Anleger die Chance nutzen, um ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.