Wegen der Corona-Pandemie muss in der hochverschuldeten US-Wirtschaft jedermann und alles gerettet werden. Daher laufen die Notenpressen der Fed sehr viel schneller als jemals zuvor, was bei vielen Investoren Inflationssorgen schürt. Allerdings könnte es auch genau zum Gegenteil, also einer Deflation, kommen. Was auch immer passieren mag, der Höhenflug des Goldpreises dürfte weitergehen.

In den vergangenen Tagen hat es einen kleinen Rückgang beim Goldpreis gegeben. Dennoch notiert er um lediglich drei Prozent unter dem Sieben-Jahres-Hoch und dürfte schon sehr bald wieder deutlich nach oben drehen. Gegenwind hatte er zuletzt von der anhaltenden Erholung am US-Aktienmarkt, wodurch die Blase allerdings immer größer wird. So wird er gemessen am Börsenwert, inzwischen mit mehr als 130 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA bewertet, dabei lag der Schnitt in den Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende bei lediglich 55 bis 60 Prozent.

Beflügelt wurde der S&P 500 zuletzt von Meldungen über angebliche Erfolge des Wirkstoffs Remdesivir der US-Biotechfirma Gilead bei Corona-Patienten an der Universitätsklinik in Chicago. Allerdings hat Gilead die Berichte dementiert und betont, dass es noch keine vollständigen Ergebnisse geben würde und sie erst Ende April vorliegen würden. Daher steht der jüngste Kursanstieg des S&P 500 auf sehr wackeligen Beinen, zumal sich Investoren anstatt auf die gewaltige Geldschwemme der Fed bald wieder auf die anhaltend verheerenden US-Konjunkturdaten konzentrieren sollten.

US-Arbeitslosigkeit schießt dramatisch nach oben

Wie massiv die US-Wirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie eingebrochen ist, zeigen die Daten vom Arbeitsmarkt unmissverständlich. Zwar ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche auf 5,2 Mio. zurückgegangen. Dennoch haben damit innerhalb von nur vier Wochen 22,0 Mio. Amerikaner ihren Job verloren. Damit sind innerhalb von nur vier Wochen sämtliche Jobs zerstört worden, die seit dem Aufschwung am Arbeitsmarkt innerhalb der vergangenen zehn Jahre geschaffen worden waren.

Laut den Schätzungen von Experten dürfte die Arbeitslosenquote im April auf 14 bis 17 Prozent nach oben schießen, das wäre der höchste Wert seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. In den kommenden Monaten könnte es noch weiter nach oben gehen.

Das wird in den nächsten Monaten und Jahren dramatische Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben, zumal viele der Jobs selbst nach dem Abflauen der Corona-Pandemie nicht wieder entstehen dürften, weil gerade viele kleinere Unternehmen in den nächsten Monaten Pleite gehen dürften. Dabei beschäftigen die kleinen Firmen fast 50 Prozent aller Arbeitnehmer in den USA.

Umso abhängiger wird die Wirtschaft von den massiven Rettungsprogrammen und dem gigantischen Gelddrucken der Fed. In der vergangenen Woche ist dadurch ihre Bilanzsumme um 284,7 Mrd. Dollar nach oben geschossen. Damit summiert sich das Plus innerhalb von vier Wochen auf horrende 1,7 Billionen Dollar – das sind acht Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Offenbar ist so viel Geld plus die massiven Rettungsprogramme der Regierung von Donald Trump notwendig, um einen noch viel größeren Einbruch der laut Trump „besten US-Wirtschaft aller Zeiten“ zu verhindern.

Inflationssorgen kochen hoch

Etliche Investoren befürchten, dass die mit weitem Abstand gewaltigste Dollar-Schwemme aller Zeiten die Inflation kräftig anheizen wird. Zumal die Geldmenge zuletzt auf 4,6 Billionen Dollar explodiert ist – damit ist sie in der vergangenen Woche um 22,8 Prozent nach oben geschossen – Rekord! Und das in einem Umfeld, in der die Wirtschaftsleistung laut der Schätzung von Experten im zweiten Quartal um 10 Prozent gegenüber dem Vorquartal einbrechen soll. Durch die gewaltige Dollar-Schwemme wird der Dollar noch viel schneller entwertet als jemals zuvor, was den Goldpreis kräftig beflügelt.

Allerdings ist es fraglich, ob es in den nächsten Jahren tatsächlich zu einem kräftigen Inflationsanstieg in den USA kommen wird, beziehungsweise ob das auch in den offiziellen Zahlen ausgewiesen werden wird. Zwar dürfte sich die Nachfrage der Amerikaner nach dem Abflauen der Corona-Pandemie etwas beleben, allerdings dürfte die Belebung wegen der sehr hohen Arbeitslosigkeit sehr viel schwächer ausfallen als derzeit viele Experten vorhersagen. Ich halte daher eine V-förmige Konjunkturerholung für völlig ausgeschlossen, was auch die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen klar widerspiegeln. Sie liegen mit knapp über 0,6 Prozent nicht weit von den Rekordtiefs entfernt.

Damit schätzt der Anleihenmarkt trotz der gewaltigen Liquiditätsschwemme der Fed die langfristigen Perspektiven der US-Wirtschaft als so schlecht ein wie selten zuvor. Wie soll es auch anders sein, wenn man auf eine ohnehin hochverschuldete Wirtschaft noch Billionen von Dollar an neuen Schulden draufpackt?

Fed kann Deflation nicht zulassen

Wie soll in dem Umfeld irgendein Unternehmen die Preise erhöhen, zumal es enorme Überkapazitäten in vielen Bereichen gibt? Die Autohersteller oder Bauunternehmen dürften das wohl kaum tun, oder? Und die Fluggesellschaften, die Betreiber von Hotels und Restaurants oder Sportartikelhersteller auch nicht, oder?

Vielmehr besteht das Risiko, dass es zu zahlreichen Pleiten von Unternehmen und privaten Haushalten in den USA kommt. Auf dieses Umfeld müssten die verbleibenden Firmen nicht etwa mit Preiserhöhungen, sondern mit -senkungen reagieren. Das wäre also ein Umfeld mit Deflation, also mit sinkenden Preisen für Güter und Dienstleistungen. Dennoch sollte der Goldpreis in dem Umfeld weiter steigen, weil das Edelmetall als sicherer Hafen sehr gefragt sein sollte.

Wenn die Wirtschaft schwach ist, es zahlreiche Pleiten gibt und die Kreditausfälle bei Banken nach oben schießen, sollte der Goldpreis kräftig zulegen. Zumal die Fed mit immer mehr Gelddrucken reagieren sollte, um die Lage zu stabilisieren, während die Neuverschuldung des Staates durch immer neue Rettungsprogramme in die Stratosphäre schießt.

Die Fed wird sich mit allen Mittel gegen eine mögliche Deflation stemmen, weil im Gegensatz zu einem Umfeld mit Inflation die Schulden nicht entwerten werden, sondern einen höheren realen Wert haben. Das kann die Fed unter keinen Umständen zulassen.

Italien und Frankreich drängen auf die Vergemeinschaftung von Staatsschulden

In vielen anderen Ländern und Regionen, wie in der Euro-Zone, sieht die Lage nicht viel besser aus als in den USA. Auch in der Euro-Zone sind viele Länder, gerade Italien, aber auch Frankreich und Spanien, hoch verschuldet, während die Arbeitslosigkeit nach oben schießt. Umso mehr fordern Italien, aber auch der französische Präsident Emmanuel Macron einen Rettungsfonds, der durch gemeinsam emittierte Anleihen finanziert werden solle.

Damit würden einige angeschlagene Länder, wie Italien, Spanien und Frankreich das Geld aus den Anleihen bekommen, während alle Länder, also gerade auch Deutschland, für die Schulden geradestehen sollen. Damit würde der Vergemeinschaftung der Schulden Tür und Tor geöffnet. Aus diesem Irrweg wird es niemals eine Rückkehr geben, womit Deutschland allerdings völlig überfordert wäre, wenn es für die Schulden vieler anderer Länder geradestehen soll.

Der jüngste Kursrückgang bei Gold sollte einmal mehr eine hervorragende Gelegenheit zum Nachkaufen sein. Einerseits tun die Fed und die EZB weiterhin alles, um die Fiat-Währungen Dollar und Euro immer schneller zu entwerten, was den Goldpreis beflügelt. Andererseits könnte es dennoch zu einem Deflationsumfeld kommen, wobei Gold als sicherer Hafen sehr gefragt sein sollte. Umso wichtiger ist es, dass Sie ihre physischen Bestände weiter aufstocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.