Die Entwicklung an den Börsen empfinde ich oftmals nur noch als absurd, so war es auch am vergangenen Freitag. Da haben die USA die Strafzölle auf chinesische Güter im Wert von umgerechnet rund 200 Mrd. Dollar von 10 Prozent auf 25 Prozent angehoben. Und was ist am US-Aktienmarkt passiert? Nach einem kurzen Einbruch ist der S&P500 kräftig nach oben gedreht und hat den Tag sogar leicht im Plus abgeschlossen. Wahnsinn oder? Hingegen stagnierte der Goldpreis, offensichtlich waren viele Investoren der Überzeugung, dass sie keine Absicherung gegen mögliche Turbulenzen am US-Aktienmarkt brauchen.
Der Grund für die kräftige Kurserholung war laut den Massenmedien die Aussage von US-Finanzminister Steven Mnuchin, dass die Gespräche zwischen den USA und China „konstruktiv“ verlaufen seien. Dabei hat er ebenso wie der chinesische Vizepremier Liu He betont, dass erst einmal keine weiteren Gespräche geplant seien. Die Behauptung vieler Massenmedien, dass es nach der Erhöhung der US-Strafzölle Grund für „verhaltenen Optimismus“ geben würde, weil es wegen des US-Drucks schneller zu einer Einigung kommen könnte, waren Fake News, eine reine Erfindung.
Handelskrieg eskaliert weiter
Das ist am Freitag nach Börsenschluss in den USA endgültig klar geworden, als der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer bekanntgegeben hat, Präsident Donald Trump habe ihn angewiesen, Strafzölle von 25 Prozent auf die restlichen Importe aus China im Wert von mehr als 300 Mrd. Dollar vorzubereiten. Damit erreicht der Handelskrieg eine neue dramatische Eskalationsstufe, weil damit praktisch sämtliche Exporte Chinas in die USA mit derart hohen Strafzöllen belegt würden.
China hat bereits zuvor Gegenmaßnahmen angekündigt und drei Bedingungen für den Abschluss eines Vertrags gestellt, womit er immer unwahrscheinlicher wird. Das würde eine deutliche Belastung für die chinesische Wirtschaft und damit die Weltwirtschaft insgesamt bedeuten, war doch China in den vergangenen zehn Jahren der größte Antriebsmotor für die Weltwirtschaft.
China fordert die Abschaffung sämtlicher US-Strafzölle. Zudem müsse die USA realistische Ziele für die Käufe von US-Gütern durch China, wie Soja und Öl, setzen. Drittens müsse der Deal „ausgewogen“ sein und die „Würde“ der beiden Länder berücksichtigen werden – sprich vor allem die Würde Chinas. Nach dem jüngsten Schlagabtausch wird eine Einigung zunehmend unwahrscheinlich, womit der Aktienmarkt in den USA und im Rest der Welt wie ein brodelnder Vulkan ist, der jederzeit explodieren kann.
Nachdem Trump in den vergangenen Monaten wiederholt von „großen Fortschritten“ bei den Verhandlungen gesprochen hatte, war es für viele Investoren ausgemachte Sache, dass es schon sehr bald zu einem Deal kommen könnte. Statt dieses Best-Case-Szenarios sollten sich Investoren womöglich besser auf ein Worst-Case-Szenario einstellen, demnach es auf absehbare Sicht keine Einigung im Handelskrieg geben dürfte, was für eine deutliche Korrektur beim S&P500 und beim DAX sorgen dürfte. Gerade der DAX mit seinen zahlreichen exportabhängigen Unternehmen dürfte dabei überdurchschnittlich stark unter die Räder kommen.
Fed dürfte zum QE-Gelddrucken zurückkehren
Vielmehr sollten Anleger schauen, in welche sicheren Häfen Investoren in den nächsten Tagen und Wochen flüchten könnten, denn der Handelskrieg dürfte sich noch eine ganze Weile hinziehen. Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow hat am Wochenende gesagt, dass sich Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping wohl frühestens beim G20-Treffen Ende Juni im japanischen Osaka treffen werden. Das deutet auf alles andere als auf „konstruktiv“ hin oder?
Neben US-Staatsanleihen, dem Dollar und dem japanischen Yen, dürfte vor allem Gold einer der sicheren Häfen sein. Schließlich könnte eine längere konjunkturelle Unsicherheit für einen kräftigen Kursrückschlag beim S&P500 und für eine deutliche Abkühlung der US-Wirtschaft sorgen, was die US-Notenbank auf den Plan rufen dürfte. In einem derartigen Umfeld dürfte die Fed schneller die Zinsen senken und zum QE-Gelddrucken zurückkehren, als viele Investoren derzeit erwarten. In dem Szenario sollte bei Gold die nächste Aufwärtsbewegung nach oben beginnen.
Angesichts der dramatischen Zuspitzung des Handelskriegs macht es für mich absolut keinen Sinn, dass der Goldpreis bei lediglich rund 1.280 Dollar je Unze notiert und nicht kräftig nach oben schießt. Schließlich hat der Dollar zuletzt ein wenig nachgegeben, während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen sind. Die Gefahr steigt von Tag zu Tag, dass es zu einem kräftigen Kurseinbruch beim S&P500 kommt, vor allem wenn China drastische Gegenmaßnahmen ankündigen sollte.
Angesichts dieser Risiken für die Weltwirtschaft und den weltweiten Aktienmarkt ist genau jetzt ein hervorragender Zeitpunkt, um die eigenen Goldbestände weiter aufzustocken. Dann sind Sie abgesichert, wenn die Lage eskalieren sollte, zumal die Talfahrt des Euros gegenüber dem Dollar weitergehen dürfte. In dem Umfeld dürfte kaum etwas Ihr Vermögen besser schützen als Gold.