Obwohl keine Lösung des Ukraine-Kriegs in Sicht ist und die Ölpreise wieder deutlich steigen, haben S&P500 und DAX in den vergangenen Tagen kräftig zugelegt. Allerdings dürfte die Erholung nur von kurzer Dauer sein, weshalb der sichere Hafen Gold schon bald wieder gefragt sein dürfte.

Die kräftige Erholung bei S&P und DAX dürfte viele Anleger ziemlich überraschen. Schließlich ist leider weiterhin kein Waffenstillstand im Ukraine-Krieg in Sicht. Vielmehr haben Investoren Sorge, dass sich die EU den USA anschließen könnte und ein Embargo gegen russisches Öl verhängen könnte. Deshalb sind die Ölpreise wieder kräftig nach oben geschossen, was die Inflation diesseits und jenseits des Atlantiks weiter anheizt und damit die Konjunktur belastet.

Dennoch hatten die Aktienmärkte den Anstieg nach der Fed-Sitzung vom 16. März, sowie dem Verfallstermin an den Börsen am 18. März fortgesetzt. Im Gegenzug war der Goldpreis eingeknickt, hat sich zuletzt allerdings erholt und notiert bei rund 1.930 US-Dollar je Unze. Und das obwohl die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bis auf knapp 2,4 % nach oben geschossen sind – das ist das höchste Niveau seit Mai 2019 – , während der Dollar geklettert ist. Damit hat das Edelmetall dem Gegenwind aus gleich zwei Richtungen getrotzt. Wie hängt das alles zusammen und weshalb sollte der Goldpreis schon bald deutlich steigen?

Fed treibt US-Zinsen nach oben

Der Anstieg bei S&P500 und DAX ist umso bemerkenswerter, weil die Fed in den nächsten Monaten die Geldpolitik deutlich verschärfen will, was Gegenwind für die Aktienmärkte bedeutet. Das können Sie in dem Beitrag „Fed-Sitzung schürt Sorge vor US-Rezession“ nachlesen. Am Montag, 21. März hat Fed-Chef Jay Powell noch einmal nachgelegt. Demnach sei die Fed bei weiter deutlich steigender US-Inflation bereit, bei einer oder mehreren Sitzungen in den nächsten Monaten die Zinsen um 50 Basispunkte (0,50 Prozentpunkte) anzuheben, also die Geldpolitik deutlich stärker und schneller zu verschärfen als viele Investoren bislang erwartet hatten.

Die Analysten von Goldman Sachs prognostizieren, dass die Fed bei den Sitzungen im Mai und Juni jeweils einen Schritt um 50 Basispunkte nach oben machen dürfte, und bei den restlichen vier Sitzungen in diesem Jahr um jeweils 25 Basispunkte. Das wäre ein Anstieg um insgesamt 200 Basispunkte bis zum Jahresende auf dann 2,25 bis 2,50 %.

Wenn die Signale des US-Anleihenmarktes allerdings richtig sein sollten, wovon ich fest ausgehe, dürfte die Vorhersage von Goldman Sachs allerdings niemals Realität werden, weil die Fed mit einer kräftigen Verschärfung der Geldpolitik die US-Wirtschaft schnell in eine Rezession schicken dürfte. So ist der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen eingebrochen und liegt bei nur mehr 23 Basispunkte – das ist in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit Ende Februar 2020, also seit 25 Monaten! Damit schätzt der US-Anleihenmarkt die Aussichten für die US-Wirtschaft als so schlecht ein, wie seit 25 Monaten nicht mehr. Unglücklicherweise lesen Sie kaum etwas davon in den Massenmedien, die immer die Mär von der „starken US-Wirtschaft“ verbreiten.

US-Wirtschaft läuft mit großen Schritten in Richtung Rezession

Meiner Meinung nach wird es in den nächsten Wochen schnell in Richtung 0 Prozent und anschließend darunter gehen, womit die Zinsstrukturkurve invers wäre. Dann würde der Countdown für die nächste Rezession beginnen und es wäre nur noch eine Frage der Zeit, in wie vielen Monaten die US-Wirtschaft in einer Rezession wäre.

Zur Erinnerung: Im Februar 2020 war der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährige im Tief bis auf 12 Basispunkte gefallen. Laut dem National Bureau auf Economic Research (NBER), das unter anderem feststellt, wann die US-Wirtschaft in einer Rezession war, war die US-Wirtschaft bereits im Februar 2020 in einer Rezession, also noch ehe die Corona-Pandemie richtig begonnen hatte.

Investoren spielen US-Rezession

Die Investoren beim S&P500 spielen derzeit, dass die US-Wirtschaftsleistung schon bald schrumpfen dürfte, woraufhin die Fed umschwenken müsste, die Zinsen senken und eine neue, massive QE-Gelddruckrunde starten müsste. Aus diesem Grund haben Investoren in den vergangenen Tagen kräftig bei US-Growth-Aktien, wie den Technologiewerten zugegriffen, weshalb sie deutlich stärker gestiegen sind als der Gesamtmarkt. In einem Umfeld sinkender Zinsen, die eine schwache Konjunktur widerspiegeln, greifen Investoren üblicherweise umso stärker bei Growth-Aktien, also Papieren von Unternehmen mit starkem Wachstum, gerade beim Umsatz, zu, nach dem Motto: Je schwächer das Wirtschaftswachstum ist, umso mehr braucht man wachstumsstarke Unternehmen.

Ich fürchte allerdings, dass Investoren diesmal viel zu schnell auf diese Wette setzen, weil die Fed in den nächsten Monaten weiter so tun dürfte, als wolle sie die Inflation bekämpfen – zumal es bei ihr in den nächsten Monaten in Richtung 9 bis 10 % nach oben gehen dürfte. Da dürfte die Fed so schnell nicht umschwenken. Kräftig steigende Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bedeuten allerdings immer mehr Gegenwind für die hochverschuldete US-Wirtschaft und damit für den S&P500.

Zwar könnte die Erholung am US-Aktienmarkt und damit beim DAX kurzfristig weitergehen, weil es zum Window Dressing zum Quartalsende kommen dürfte, weil also die Banken zum Quartalsende den Aktienmarkt, wahrscheinlich gerade durch Käufe von Technologie-Aktien, nach oben ziehen dürften. In umso luftigeren Höhen würde der S&P500 Anfang April notieren, und umso größer wäre anschließend das Rückschlagpotenzial. Dass in dem Index mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19,1 keinerlei schlechte Nachrichten eingepreist sind, sollte jedermann klar sein.

Gold bleibt aussichtsreich

Um es noch einmal klar zu sagen: Für mich ist der US-Aktienmarkt in einem übergeordneten Abwärtstrend und dürfte wahrscheinlich Anfang April kräftig nach unten drehen. Umso mehr sollte der sichere Hafen Gold gefragt sein, wie der zwischenzeitliche Einbruch beim S&P500 bei einer gleichzeitigen Rally beim Goldpreis klar gezeigt hatte.

Damit bleiben die Aussichten für Gold hervorragend. Je mehr Powell und seine Kollegen von der Fed in den nächsten Monaten die Leitzinsen anheben sollten und umso mehr die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen damit steigen sollten, umso schneller wird die Fed die Wirtschaft in eine Rezession treiben. Meiner Meinung nach dürfte die Fed zur Jahresmitte dann umschwenken, und die Zinserhöhungen auslaufen lassen, ziehen die Halbzeitwahlen am 8. November doch schnell herauf. Da kann die Fed kein Interesse daran haben, die Wirtschaft in eine Rezession zu schicken, und gleichzeitig einen Crash am Aktienmarkt auszulösen. Je schneller aber der S&P500 nach unten dreht, umso mehr sollte der Goldpreis – trotz weiter steigender US-Zinsen und eines steigenden Dollar – klettern. Jetzt ist die Zeit, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.