Terminmarkt: Neutral – Extreme Schwäche zur Vorwoche – CRV jetzt schlecht für Bullen und Bären

Der Preis war zur Vorwoche um 236 $ gefallen, doch brachte das nur eine schwache Bereinigung am Terminmarkt von 909 Kontrakten oder 3 Punkten im CoT-Index. Es müssen daher industrielle Nachfrager ausgefallen sein oder es gab Verkäufe aus ETF-Beständen, denn der Terminmarkt war für diesen Preisrutsch nicht allein verantwortlich. In den letzten Jahren sahen wir schon öfter kurzzeitig schwache physische Nachfrage, die zu starken Korrekturen führte, doch war dies immer nur auf ein bis wenige Wochen beschränkt, bevor die relative Stärke und das Defizit plötzlich wiederkehrten. Löst sich die Corona- und Rezessionsangst in Wohlgefallen auf, dann dürfte die Nachfrage schnell wieder zunehmen und das Defizit zurückkehren, was steigende Preise bedeuten würde.

Wir sind nicht in der Lage, die Entwicklung des Virus zu prognostizieren und somit auch nicht den Einfluss auf die Weltwirtschaft. Wir hatten schon vor Wochen vor einem neuen Long-Einstieg gewarnt. In der letzten Handelswoche zeigte Palladium relative Schwäche und in der aktuellen Woche konnten die Bullen kein Terrain zurückerobern, was in den letzten Jahren sehr, sehr selten zu sehen war. Unter 2.500 $ droht ein erneuter Preisrutsch, weshalb man hier ein genaues Auge darauf haben sollten. In den letzten Monaten sahen wir in jedem Rücksetzer, aufgrund der relativen Stärke in den CoT-Daten, einen Kauf. Das hat sich mit Corona geändert und das CRV ist für Long und Short schlecht, weshalb man abseitsstehen sollte.

Palladium in US Dollar

Der Terminmarkt ist gänzlich bereinigt und schon fast bärisch gestimmt für den Palladiumpreis.

Palladium COT

Die einfache Darstellung zeigt an der grünen Färbung, dass die Spekulanten eine historisch niedrige Netto-Longposition halten. 

In den vergangenen Monaten sahen wir aufgrund des persistenten Defizits am Palladiummarkt relative Stärke am Terminmarkt und immer weiter steigende Preise. Jeder kurzzeitige Rücksetzer war für uns eine Chance zum Nachkaufen mit garantiertem Gewinn, denn solange der Markt im Defizit war, solange war es nur eine Frage von Tagen oder wenigen Wochen, bis neue Allzeithochs erreicht würden.

Wir hatten mittelfristig bereits damit gerechnet, dass Palladium mit dem Einsetzen einer Rezession von einem Defizit in ein Überangebot rutschen und somit der Preis deutlich fallen könnte, ähnlich in 2008 nach der Lehman-Pleite. Das Coronavirus hat seit Jahresbeginn langsam immer weiter um sich gegriffen und erst große Teile der chinesischen Wirtschaft stillgelegt und droht nun auch die europäische sowie amerikanische Wirtschaft lahmzulegen. Dies würde die Automobilnachfrage weltweit belasten bzw. historisch stark und schnell einbrechen lassen. Der Palladiumpreis droht dabei von einem ständigen Defizit in ein ständiges Überangebot zu rutschen, weshalb ein plötzlicher Einbruch jederzeit möglich zu sein scheint. Bullen und Bären haben daher aktuell ein schlechtes CRV bei einer Spekulation auf den Preis, wobei die Bären leicht höhere Chancen zum aktuellen Zeitpunkt mittelfristig haben dürften.

Womöglich sahen wir Ende Februar das Hoch beim Palladiumpreis und das Ende der Hausse am Palladiummarkt, da die Ausbreitung des Virus in Europa und den USA auf das Worst Case Szenario hindeutet. Palladium ist aktuell sehr volatil und wir würden Investoren raten, ETF-Bestände gegen unterbewertetes Silber zu tauschen, um einen Vorteil aus dem historisch hohen Palladium/Silber-Ratio zu ziehen. Im Trading hatten wir vorletzte Woche den Einbruch richtig prognostiziert. Man sollte nur mit kleinen Positionen als Trader aktiv sein und logische Stop Loss Orders mit entsprechendem Abstand aufgrund der hohen Volatilität platzieren.

Insgesamt ist dieser Markt wegen der hohen Volatilität für das Trading auf kurzfristige Sicht eher ungeeignet. Auf mittelfristige Sicht macht eine Spekulation auf einen drastischen Einbruch im Falle einer Pandemie und einer weltweiten Rezession hingegen Sinn, wobei man auch hier nur kleines Spielgeld setzen sollte. Für langfristige Investoren bietet Palladium aktuell ein schlechtes CRV, weshalb man eher Platin, Silber und Gold als langfristiges Investment bevorzugen sollte.

Palladium-US-Dollar

Der Bullenmarkt bei Palladium könnte nun ein plötzliches Ende in einer Rezession finden.

Die plötzliche Rezession, die durch das Coronavirus ihren Anfang findet, drückt bereits auf den Palladiumpreis. Mit dem Einbruch der industriellen Nachfrage und der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Besserung, fällt der Palladiumpreis schnell. Kann man das Virus nicht mehr zurückdrängen und kommt es zu einer Pandemie, dann wird Palladium weiter fallen. Den ersten Preisrückgang sahen wir kommen und aktuell ist Palladium unter 2.500 $ short mit der nächsten Unterstützung bei 2.280 $. Fällt diese Unterstützung, so wäre ein schneller Rückgang auf 2.000 $ je Feinunze durchaus in einem kurzfristigen Sell Off möglich.

Palladiumpreis unter Druck

Der Palladiumpreis kommt zum Handelsbeginn wegen Corona wieder unter Druck.

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.