Der S&P500 ist auf Rekordhochs gestiegen, der weltweite Aktienmarkt liegt nur noch knapp unter dem Spitzenwert. Dabei ignorieren viele Investoren allerdings eine Reihe von Risiken. Die Stimmung könnte deutlich schneller zugunsten von Gold drehen als viele Anleger erwarten.

Die Party an den weltweiten Börsen läuft wilder als je zuvor. Der S&P500 ist in den vergangenen Monaten wie eine Rakete nach oben geschossen und notiert am Rekordhoch. Das hat auch den weltweiten Aktienmarkt, gemessen am MSCI All Country World Index, in die Nähe der Höchstkurse gezogen. Schließlich machen US-Aktien 54,7 Prozent des weltweiten Aktienmarktes aus. In dem Umfeld haben Spekulanten am Derivate-Markt kräftig Gold-Futures verkauft, woraufhin der Preis mit rund 1.280 Dollar je Unze in die Nähe des Vier-Monats-Tiefs gesunken ist.

Für Rückenwind am Aktienmarkt, gerade beim DAX mit seinen vielen exportabhängigen Unternehmen, hat zuletzt eine Reihe von Konjunkturdaten aus China gesorgt, wie zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal oder die März-Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen, die besser ausgefallen sind als erwartet. Sie deuten für viele Investoren auf eine Belebung der Konjunktur in China hin, was auch die Weltwirtschaft ankurbeln würde.

Hingegen hat neben dem Höhenflug am Aktienmarkt der steigende Dollar für zusätzlichen Gegenwind beim Goldpreis gesorgt. Verantwortlich dafür ist eine Reihe schwacher Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone, die bei Investoren die Sorge schüren, dass Deutschland und die Eurozone in eine Rezession abrutschen könnten.

So war der ifo-Geschäftsklimaindex zuletzt überraschend leicht gesunken. Besonders bedenklich ist dabei die Indexkomponente für die Industrie, die auf Talfahrt ist. Das zeigt, dass die Belebung der chinesischen Wirtschaft bislang nicht auf die deutsche Industrie übergeschwappt ist und damit weiterhin keinerlei Frühlingserwachen in dem für die deutsche Wirtschaft so wichtigen Sektor in Sicht ist.

US-Wirtschaft ist viel schwächer als sie aussieht

Bei all der Euphorie am Aktienmarkt sehen viele Investoren allerdings über eine Reihe von Risiken hinweg. Sollten sie wider Erwarten plötzlich eintreten, könnte es urplötzlich zu einer Kehrtwende beim S&P500 und am weltweiten Aktienmarkt kommen, woraufhin der sichere Hafen Gold gefragt sein dürfte.

Kopfzerbrechen bereitet mir die meiner Meinung nach deutliche Abkühlung der US-Wirtschaft. Darauf deutet gerade eine Serie von Daten vom Häusermarkt hin. So waren zuletzt die Neubaubeginne eingebrochen und lagen im März um 14,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das war der größte Rückgang seit April 2011, während die Neubaubeginne den sechsten Monat in Folge unter dem Vorjahr lagen.

Wenn es der US-Wirtschaft angeblich so blendend geht, wie US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jay Powell bei jeder Gelegenheit betonen, wieso kollabieren dann die Neubaubeginne bei einem nur minimalen Zinsanstieg für Hypothekenkredite? Weil Trumps Behauptung eine reine Erfindung ist, das sind „Fake News.“ Vielmehr spricht Bände, dass Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow bei jeder Gelegenheit Zinssenkungen fordert.

Warten auf die Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum

In diese Richtung deutet auch, dass die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach einem zwischenzeitlichen Anstieg wieder nach unten gedreht sind und bei nur noch knapp über 2,5 Prozent liegen. Wenn sich die Talfahrt beschleunigen sollte, wovon ich ausgehe, dürften die Sorgen der Investoren vor einer US-Rezession schneller zurückkehren, als viele Anleger derzeit erwarten.

In dem Umfeld könnte es schnell zu Turbulenzen beim S&P500 kommen, woraufhin Investoren beginnen könnten Geld aus US- und weltweiten Aktien in Gold umzuschichten. Umso wichtiger sind die Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum für das erste Quartal, die am morgigen Freitag veröffentlicht werden.

Hervorragende Kaufkurse

Neben der schwachen US-Wirtschaft ignorieren Investoren auch, dass Trump jederzeit Strafzölle auf in Europa hergestellte Autos ankündigen könnte und damit den Handelskrieg mit Europa eröffnen würde. Was in diesem Fall mit der ohnehin schwächelnden Wirtschaft der Eurozone passieren würde, will ich mir lieber nicht ausmalen. Das dürfte nicht nur dem DAX, sondern dem weltweiten Aktienmarkt nicht besonders gut bekommen. Umso mehr dürfte der Goldpreis in einem derartigen Umfeld nach oben drehen.

Zwar könnte der Goldpreis kurzfristig in Richtung der 200-Tage-Linie bei knapp über 1.250 Dollar sinken, vor allem weil die im Sinne der Notenbanken agierenden Banken ihn nach unten manipulieren, wie es in den vergangenen zwei Wochen wiederholt der Fall war. Das sollten allerdings einmal mehr hervorragende Kaufkurse sein.

Die Trendwende nach oben beim Goldpreis könnte bereits am kommenden Mittwoch beginnen, dem Tag der Sitzung der US-Notenbank. Powell könnte einräumen, dass es der Wirtschaft doch nicht so gut geht, wie bislang behauptet. Daraufhin könnten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach unten rauschen und den S&P500 mit nach unten ziehen. Das werde ich genau beobachten.

Die mittel- und langfristigen Perspektiven für das Edelmetall sind ohnehin besser als je zuvor. Die weltweite Schuldenblase und damit die Weltwirtschaft kann nur mit einer gewaltigen Geldschwemme der Notenbanken am Laufen gehalten werden, weshalb es rund um den Globus enorme Blasen am Aktien- und Immobilienmarkt gibt.

Wenn die Blasen irgendwann platzen werden, und das Fiat-Geld noch viel mehr an Wert verlieren wird als ohnehin schon, wird der Besitz von physischem Gold wichtiger sein als je zuvor. Auf Euro-Basis können Sie es derzeit zum gleichen Preis kaufen wie im Juli 2011. Sie sollten die Schnäppchenpreise nutzen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.