Die Fed hat aus dem Aktienmarkt in den USA und damit auch aus jenem in Deutschland ein Casino gemacht. Zudem warnen Experten, dass die Einführung der Gasumlage die Inflation hierzulande auf 9 % und mehr nach oben schießen lassen dürfte.

Nach den kräftigen Kursgewinnen bei S&P500 und DAX in den vergangenen Wochen ist die Stimmung vieler Anleger prächtig. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass die Märkte auf dem Weg nach oben sind, völlig unabhängig davon, ob die Konjunkturdaten aus den USA, der mit weitem Abstand größten Volkswirtschaft der Welt, gut oder schlecht ausfallen. Damit entkoppeln sich die Märkte allerdings immer weiter von den Fundamentaldaten, womit die ohnehin mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten immer weiter aufgepumpt wird.

Hingegen ist der Goldpreis zuletzt seitwärts tendiert. Einerseits hatte er Gegenwind von den allmählich steigenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen. Andererseits ist der Dollar wieder nach oben gedreht. Damit notiert das Edelmetall bei rund 1.780 US-Dollar je Unze.

Aktienmärkte feiern gute US-Daten

Gleich mehr zum Goldpreis, aber erst einmal zurück zu den Aktienmärkten. Einerseits gab es in der vergangenen Woche etliche gute US-Zahlen, die die Märkte euphorisch gefeiert haben. So waren die am Mittwoch, 10. August vorgelegten US-Verbraucherpreise im Juli um „nur“ 8,5 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen, gegenüber dem 40-Jahres-Hoch von 9,1 % für Juni. Der Juli-Wert lag damit etwas unter den Schätzungen der Volkswirte von 8,7 %.

Daraufhin haben viele Experten einmal mehr gesagt, dass der Höhepunkt bei der Inflation erreicht sei, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kurz eingebrochen waren. Gleichzeitig haben Investoren spekuliert, dass damit eine Kehrtwende der Fed in Richtung langsamerer Zinserhöhungen wahrscheinlicher wird, und die Fed bei der nächsten Sitzung am 21. September die Leitzinsen um „nur“ 50 Basispunkte (0,50 Prozentpunkte) anheben könnte. Bei den Sitzungen im Juni und Juli hatte die Fed Schritte um jeweils 75 Basispunkte nach oben gemacht, das waren die stärksten Erhöhungen seit 1994.

Am Freitag, 12. August haben dann die Daten zum US-Verbrauchervertrauen der Universität Michigan Investoren begeistert, nachdem es sich deutlich stärker erholt hatte als erwartet. Offensichtlich verbessert der Einbruch der Benzinpreise und die Rally am Aktienmarkt die Stimmung der Konsumenten deutlich. Das schürt die Hoffnung, dass die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal – im Gegensatz zum ersten und zweiten Quartal – möglicherweise nicht erneut gegenüber dem Vorquartal schrumpfen könnte. Falls die US-Wirtschaft also nicht ganz so schlecht laufen sollte wie befürchtet, wären auch die Geschäftsperspektiven der Unternehmen aus S&P500 und DAX etwas besser als befürchtet, was die Aktienmärkte angetrieben hat.

Damit galt an der Börse: „Good news is good news“, also gute Nachrichten (von der Konjunkturfront) sind gute Nachrichten für den Aktienmarkt. So weit, so gut, das macht alles Sinn.

Aktienmärkte feiern auch schlechte US-Daten

Zum Start in diese Handelswoche gab es dann etliche katastrophale US-Daten. Und was macht der S&P500? Er steigt dennoch weiter. So hat der am Montag, 15. August veröffentlichtet Empire State Index der Fed von New York für die dortige Industrie im August den zweitgrößten Einbruch aller Zeiten verbucht und ist damit auf minus 31,3 Punkte kollabiert. Das schreit geradezu nach Rezession in der Industrie in der dortigen Region, und das, obwohl sie eigentlich von der Rally an der Wall Street profitieren müsste.

Ebenfalls am Montag ist der NAHB-Index der Hausbaufirmen bekanntgegeben worden. Er ist ebenfalls stark eingebrochen und war damit gleichzeitig den achten Monat in Folge gesunken. Das ist die längste Negativserie seit dem Crash am US-Immobilienmarkt im Jahr 2007. Nach derart katastrophalen Zahlen zum Empire State Index und zum NAHB-Index, die jeweils Rezessionssorgen geschürt haben, hätte der S&P500 eigentlich deutlich nachgeben müssen. Aber die Investoren haben einmal mehr auf eine Kehrtwende der Fed spekuliert und die Aktienmärkte nach oben getrieben – obwohl in den vergangenen Wochen etliche Fed-Mitglieder betont haben, dass eine baldige Kehrtwende nicht geplant sei, weil der Arbeitsmarkt zu stark sei, was die Inflation anheize.

Damit galt an der Börse „Bad news are good news”, also schlechte Nachrichten (von der Konjunktur) sind gute Nachrichten für den Aktienmarkt. Das macht absolut keinen Sinn!

In dem Umfeld treiben also sowohl gute als auch schlechte US-Daten den S&P500 immer weiter nach oben, womit die Blase immer weiter aufgepumpt wird. Da der Anstieg des S&P500 den DAX mit nach oben zieht, wird gleichzeitig die Blase beim DAX zwangsläufig immer größer. In dem Index ist eine US-Rezession und gleichzeitig das Risiko einer schnell heraufziehenden weltweiten Rezession in keinster Weise eingepreist! Dass die am Dienstag veröffentlichten US-Neubaubeginne für Juli ebenfalls kollabiert sind und damit Rezessionssorgen geschürt haben, sei nur am Rande erwähnt.

Finanzbedingungen werden stark gelockert

Damit kommt die Fed aber unter Zugzwang, denn durch die Rally am Aktienmarkt bei gleichzeitig kräftig gesunkenen Zinsen für High Yield-Anleihen (Ramschanleihen, also Papiere von Unternehmen mit hoher Verschuldung) werden die Finanzbedingungen immer lockerer und sind derzeit so locker wie vor der Zinserhöhung Mitte Juni, also vor den bislang letzten Zinserhöhungen um insgesamt 150 Basispunkte! Damit wird die Inflation zwangsläufig angeheizt, wohingegen die Fed versucht hatte, die Inflation zumindest ein bisschen zu dämpfen und so die Wahlchancen der Demokraten von US-Präsident Joe Biden vor den Halbzeitwahlen am 8. November zu verbessern.

Umso gespannter wird das Notenbankertreffen am 25. bis 27. August in Jackson Hole, Wyoming. Sollte die Fed die Inflation tatsächlich etwas bekämpfen wollen, sollte Fed-Chef Jay Powell auf der Veranstaltung unmissverständlich klar machen, dass die Fed in den nächsten Monaten die Leitzinsen weiter kräftig erhöhen wird und auch vor Schritten um 75, oder gar 100 Basispunkte nicht zurückschrecken wird. Sollte Powell etwas Derartiges sagen, dürfte das die Party an den Aktienmärkten zumindest kurzfristig unterbrechen. Sollte Powell hingegen einmal mehr versagen, werden Investoren umso stärker auf eine Kehrtwende der Fed spekulieren, woraufhin die Aktienmärkte noch weiter nach oben schießen sollten.

Umso mehr würde sich meiner Meinung nach die Aussicht für Gold aufhellen. Wenn die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bei erneut schwachen US-Daten klar nach unten drehen sollten, sollte das die Notierung des Edelmetalls stützen. Dann kommt es darauf an, wie es mit dem US-Dollar weitergeht. Sollte er weiter haussieren, würde das zwar den Goldpreis auf Dollar-Basis belasten. Allerdings würde eine mögliche weitere Talfahrt des Euro, wovon ich ausgehe, den Goldpreis auf Euro-Basis nach oben treiben.

Gasumlage heizt Inflation an

Während die Inflation in den USA wahrscheinlich den Höhepunkt überschritten hat, müssen sich viele Bürger hierzulande auf einen weiteren Inflationsschub einstellen. Im Juli war die Rate wegen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts minimal zurückgegangen auf 7,5 %. Nachdem beides Ende August ausläuft, dürfte die Rate im September laut den Schätzungen von Experten auf rund 9 % nach oben schießen.

Zudem wird ab Oktober die Gasumlage von 2,419 Cent je Kilowattstunde (kWH) eingeführt, obendrauf kommt die Mehrwertsteuer, wovon bis zu 30 Mio. Menschen betroffen sind. Das in Kombination mit den ohnehin stark gestiegenen Gaspreisen wird die Inflation zusätzlich anheizen. Umso mehr wird es darauf ankommen, für welche Entlastungen die Regierung sorgen wird.

Wie immer die Entlastungen auch aussehen mögen, viele Verbraucher müssen sich auf eine anhaltend hohe Inflation, also einen weiteren deutlichen Kaufkraftverlust einstellen. Umso wichtiger ist es, sich dagegen mit dem Besitz von physischem Gold zu schützen. Zur Erinnerung: Der Goldpreis auf Euro-Basis ist seit Jahresanfang um 8,8 Prozent gestiegen.

Gold bleibt aussichtsreich

Die nächsten Wochen werden spannend. Ich werde genau beobachten, ob die Aktienmärkte trotz anhaltender Rezessionssorgen weiter steigen und ob eventuell die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen deutlich nach unten drehen werden, was sie meiner Meinung nach tun sollten. Wenn die Party am Aktienmarkt irgendwann aus welchen Gründen auch immer auslaufen sollte, könnten Investoren beginnen, Geld in Gold umzuschichten.

Die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall bleiben ohnehin hervorragend, denn meiner Meinung nach dürfte die Fed spätestens im nächsten Jahr zu Nullzinsen und einem neuen, massiven QE-Gelddruckprogramm zurückkehren. Umso mehr Auftrieb sollte der Goldpreis haben und in Richtung des Rekordhochs laufen. Umso mehr sollte es sich für jene Gold-Fans lohnen, die die meiner Meinung nach niedrigen Preise nutzen, um ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Mit dem Beitrag verabschiede ich mich in den Urlaub. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und melde mich am Mittwoch, 7. September zurück.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.