Nach der Vorlage der US-Arbeitsmarktdaten waren S&P500 und DAX kurz eingebrochen. Umso stärker ging es bei den Indizes anschließend nach oben. Dabei ignorieren Investoren, dass die Fed die Börsenparty jederzeit beenden könnte.

Nach einer kurzen Berg- und Talfahrt sind die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks kräftig auf dem Weg nach oben und nähern sich zügig ihren jeweiligen Rekordhochs – Wahnsinn. Damit haben Investoren den zwischenzeitlichen Kurseinbruch nach dem US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag, 3. Dezember schnell abgehakt.

Zwar waren im November nur 210.000 Jobs geschaffen worden, was weit unter der Schätzung der Volkswirte von rund 550.000 lag. Das waren allerdings die saisonal bereinigten Zahlen, auf die die Massenmedien und die „Experten“ allerdings üblicherweise schauen. Laut den nicht saisonal bereinigten Zahlen sollen es aber stattliche 778.000 neue Jobs gewesen sein. Das hat bei Investoren die Erwartung geschürt, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 15. Dezember eine schnellere Drosselung der US-Anleihekäufe ab Januar 2020 ankündigen dürfte, womit sie im März auslaufen dürften.

Die Aussicht, dass es aber schon bald keine frische Liquidität von der Fed mehr geben sollte, hat aber die Sorge geschürt, dass sich die Aussichten für die US-Wirtschaft deutlich eintrüben dürften, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen waren. Komischerweise hatte der Goldpreis an dem Freitag dennoch nur leicht zugelegt bis auf rund 1.785 US-Dollar je Unze.

„Blackout Period“ bei der Fed

Umso stärker sind S&P500 und DAX seit dem Start in die neue Handelswoche nach oben geschossen, während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kräftig gestiegen sind. „Experten“ führten das darauf zurück, dass die Konjunktursorgen wegen der Omikron-Variante deutlich nachgelassen habe, weil viele Infizierte nur leichte Symptome hätten. Meiner Meinung nach liegt die Börsen-Rally allerdings nicht an den Omikron-Nachrichten, sondern daran, dass es kurzfristig keine schlechten Nachrichten und damit Störfeuer von der Fed geben dürfte.

Wieso? Weil bei der Fed eine sogenannte „Blackout Period“ herrscht. Demnach dürfen sich Fed-Mitglieder ab dem zweiten Samstag vor der Fed-Sitzung bis zu einem Tag nach der Sitzung nicht öffentlich äußern, also ist diesmal vom Samstag, 4. Dezember bis Donnerstag 16. Dezember Ruhe an der Front und irgendwelche Fed-Mitglieder können in der Zeit nicht sagen, dass sie die Anleihekäufe schneller drosseln möchten. Also haben die Börsen das grüne Signal bekommen, woraufhin S&P500 und DAX ungestört von der Fed Party machen.

US-Inflationsdaten ganz oben auf der Agenda

Bleibt nur die Frage, wie lange die Party anhalten wird. Ein zumindest kleines Störfeuer könnte am Freitag, 10. Dezember kommen, wenn die US-Inflationsdaten veröffentlicht werden. Im November sollen die Verbraucherpreise um 6,8 % nach oben geschossen sein, nach 6,2 % für Oktober. Das wäre die höchste US-Inflationsrate seit Juni 1982 – also seit fast 40 Jahren.

Sollten die Inflationsdaten wie erwartet oder sogar noch etwas höher ausfallen, könnte das einmal mehr bei Investoren die Sorge schüren, dass die Fed tatsächlich bei der nächsten Sitzung eine schnellere Drosselung der Anleihekäufe ankündigen dürfte. Daraufhin könnten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen erneut einbrechen. Möglicherweise kommt es dann aber nicht zu einem Einbruch bei S&P500 und DAX, weil viele Investoren sich inzwischen auf das Risiko eingestellt haben könnten. Damit gäbe es kurzfristig auch keine Impulse für den Goldpreis.

Gespanntes Warten auf Fed-Sitzung

Umso mehr Impulse für Aktienmärkte und Gold könnte es allerdings am kommenden Mittwoch nach der Fed-Sitzung geben. Ich gehe fest davon aus, dass die Fed eine schnellere Drosselung der Anleihekäufe ankündigen wird, womit im März 2022 Schluss sein solle. Umso mehr dürften Investoren anschließend darauf setzen, dass die erste Zinserhöhung spätestens im Juni kommen sollte, während die zweite im September und die dritte im Dezember folgen sollte.

Wenn Investoren das auf der Pressemeldung der Fed schwarz auf weiß sehen sollten und Fed-Chef Jay Powell auf der Pressekonferenz nach der Fed-Sitzung klarmachen sollte, dass die Fed so schnell wie möglich die Zinsen anheben möchte – nachdem Powell das bislang immer weit von sich gewiesen hatte – könnte das plötzlich zu einem Stimmungsumschwung bei Anlegern führen, woraufhin sie bei Aktien den Verkaufen-Knopf drücken könnten. Wenn nicht gleich am Mittwochabend, dann vielleicht erst am Donnerstag. Dann werde ich genau beobachten, wie sich der Goldpreis entwickelt.

Auf Sicht der nächsten Monate bin ich weiterhin überzeugt, dass sich bei einem schnelleren Ende der US-Anleihekäufe die Aussichten für S&P500 und DAX deutlich eintrüben sollten und die Indizes, die jeweils enorme Blasen sind, kräftig nach unten drehen sollten. Denn in dem Umfeld würde der seit Jahren wichtigste Antriebsmotor für die Aktienmärkte wegfallen, woraufhin sie deutlichen Gegenwind bekommen würden. In dem Szenario sollte Gold als sicherer Hafen gefragt sein. Besitzer von physischem Gold sollten umso mehr Freude daran haben, weil die Talfahrt des Euro gegenüber dem US-Dollar weitergehen sollte, womit der Goldpreis auf Euro-Basis sich weiter dem 52-Wochen-Hoch von 1.650 US-Dollar je Unze nähern sollte.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.