Die Party bei S&P 500, Nasdaq und DAX läuft auf vollen Touren. Dabei gibt es etliche Warnsignale, gerade die jüngsten US-Bankdaten. Umso besser ist hingegen das Umfeld für Gold.

Die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks laufen immer weiter nach oben. Der DAX ist auf 52-Wochen-Hochs gestiegen und nähert sich zusehends dem Rekordhoch vom Januar 2022. Zudem sind S&P 500 und Nasdaq Composite in die Nähe der Sieben-Monats-Hochs geklettert.

Dabei ignorieren Investoren eine Reihe schwacher US-Konjunkturdaten, die meiner Meinung nach klar Rezessionssorgen schüren. So ist der wichtige Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für den US-Dienstleistungssektor im März von 55,1 auf 51,2 Punkte eingebrochen und lag damit meilenweit unter der Vorhersage der Volkswirte von 54,4 Punkten.

Gleichzeitig ist die Komponente mit den Auftragseingängen von 62,6 auf 52,2 Punkte kollabiert, während auch die Preiskomponente eingebrochen ist. Für mich schreit der Einbruch bei dem Index insgesamt, sowie bei etlichen seiner Komponenten klar „Rezession“.

Hingegen war der Goldpreis zuletzt wieder über die Marke von 2.000 Dollar je Unze geklettert. Für Rückenwind hat der schwache Dollar gesorgt. So ist der Dollar Index in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs gesunken. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber 6 wichtigen Währungen, gerade gegenüber dem Euro wider.

US-Arbeitsmarkt kühlt sich zügig ab

Wie sehr sich die US-Wirtschaft abgeschwächt hat, spiegelt auch der Arbeitsmarktbericht zusehends wider. So waren im März nur 236.000 Jobs geschaffen worden – das war der niedrigste Wert seit Dezember 2020 -, nach 326.000 für Februar. Davon hat die Privatwirtschaft im März nur 189.000 Jobs geschaffen, das lag deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte von 223.000. Dass diese Zahlen in großen Teilen auf Umfragen und Schätzungen beruhen und daher meiner Meinung nach ziemlich unzuverlässig sind, sei nur am Rande erwähnt.

Und dann gabs im US-Arbeitsmarktbericht noch eine Zahl, die von den Massenmedien praktisch kaum berichtet worden ist, die meiner Meinung nach aber umso wichtiger ist: jene zur Zeitarbeit. So ist die Zahl der Zeitarbeiter im März gegenüber Februar um 10.700 gesunken auf 3,05 Mio. Diese Zahl ist üblicherweise ein hervorragender Frühindikator, denn wenn ein Unternehmen eine Nachfrageschwäche verspürt, bremst es üblicherweise zuerst bei den Zeitarbeitern.

Ich gehe davon aus, dass die Zahl der neugeschaffenen Jobs in den nächsten Monaten einbrechen wird, während gleichzeitig jene der Zeitarbeiter deutlich zurückgehen und damit mein Szenario, dass die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession sein dürfte, bestätigen sollte.

Dass zuletzt das Arbeitsministerium einige andere Zahlen vom Arbeitsmarkt, nämlich jene zu den Erst-, ebenso wie zu den fortgesetzten Anträgen auf Arbeitslosenhilfe, kräftig nach oben korrigiert hat, sollte niemanden überraschen.

Kreditklemme hat begonnen

Gleichzeitig werden die Aussichten für die US-Wirtschaft immer schlechter, weil eine Kreditklemme begonnen hat. Das Kreditvolumen der Banken war in der Woche per 29. März um 45,1 Mrd. Dollar auf 12,07 Billionen Dollar gesunken. Inklusive des Rückgangs der Woche stand damit für die vergangenen 2 Wochen seit 15. März ein Einbruch um herbe 104,7 Mrd. Dollar zu Buche. Das ist ein Rekordeinbruch für einen Zwei-Wochen-Zeitraum!

Dabei ist gerade das Kreditvolumen bei Unternehmenskrediten, sowie bei Darlehen für Gewerbeimmobilien, wie Büros und Einkaufszentren, gesunken. Sprich die Banken haben – weil sie Woche für Woche 50, 100 Mrd. Dollar oder mehr an Einlagen verlieren und gleichzeitig die Rezessionssorgen zunehmen – einen Teil der auslaufenden Kredite schlicht und einfach nicht verlängert.

Was aber mit der US-Wirtschaft passiert, deren Wachstum in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einzig und allein auf einer Schuldenexplosion bei Staat, privaten Haushalten und Unternehmen beruht hat, kann sich jeder selbst ausmalen.

Da die Bankeinlagen in den nächsten Wochen und Monaten weiter deutlich sinken dürften, sollten sich die Institute noch stärker bei der Kreditvergabe zurückhalten, womit sich die Rezession zwangsläufig verschärfen sollte, womit sich wiederum die Bankenkrise verschärfen sollte und damit wiederum die Rezession. Ich gehe davon aus, dass die jüngste leichte Erholung beim KBW Regional Banking Index, der die Entwicklung der Aktien der kleinen und mittleren Institute widerspiegelt, schnell auslaufen sollte und der Index anschließend wieder nach unten rauschen sollte.

Schauen wir mal, wie lange S&P500 und Nasdaq in dem Umfeld weiter steigen werden. Ich gehe davon aus, dass es eigentlich nicht lange dauern kann. Steigende Aktienkurse im Umfeld der schwersten US-Bankenkrise seit 2008 und einer Rezession machen für mich absolut keinen Sinn. In dem Umfeld müssten meiner Meinung nach die US-Aktienmärkte ebenso wie der DAX mit seinen zahlreichen Zyklikern, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren, auf Talfahrt sein.

Warten auf US-Inflationsdaten…

Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 12. April um 14.30 Uhr veröffentlicht werden, um 20 Uhr folgt das Fed-Protokoll. Laut dem Konsens soll die Inflationsrate im März auf 5,2 Prozent zurückgehen, nach 6,0 Prozent für Februar. Das wäre der geringste Anstieg seit Mai 2021.

Allerdings soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im März leicht steigen auf 5,6 Prozent, nach 5,5 Prozent für Februar. Das würde zeigen, dass der unterliegende Inflationsdruck weiterhin hoch ist.

Sollten die Inflationsdaten besser ausfallen als erwartet, könnten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen – die Zinsen liegen trotz der angeblich florierenden Wirtschaft mit knapp über 3,4 Prozent in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit September 2022 – und damit den Dollar weiter nach unten ziehen. Damit hätte der Goldpreis von zwei Seiten Rückenwind und sollte weiter in Richtung des Rekordhochs vom August 2020 bei rund 2.070 Dollar laufen.

… und Fed-Protokoll

Am Abend werden Investoren dann das Fed-Protokoll der Sitzung vom 22. März genau analysieren. Damals hatte die Fed in ihrer Pressemeldung den bald bevorstehenden Zinsgipfel signalisiert. Viele Anleger gehen daher davon aus, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 3. Mai den Leitzins um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 5,0 bis 5,25 Prozent anheben dürfte. Das soll allerdings die letzte Anhebung in diesem Zyklus sein.

Auf der Pressekonferenz nach der März-Sitzung hatte Fed-Chef Jay Powell sich gegen die damals an den Märkten eingepreisten Zinssenkungen für das zweite Halbjahr gestemmt und gesagt, dass Zinssenkungen „nicht das Basisszenario“ der Fed wären. Umso genauer werden Investoren das Fed-Protokoll daraufhin durchlesen, ob einige Fed-Mitglieder damals vor dem Hintergrund der Bankenkrise doch über mögliche Zinssenkungen diskutiert haben.

Eines sollte klar sein: Was immer auch im Protokoll drinstehen sollte, oder nicht: Falls die Bankenkrise eskalieren sollte, was ich befürchte, dürfte die Fed schneller die Zinsen senken, als ich bis 3 zählen kann. Und dass bald darauf eine neue massive QE-Gelddruckrunde folgen dürfte, um das angeschlagene System mit Liquidität zu fluten, sollte auch niemanden überraschen.

Nur auf Basis dieses Szenarios macht ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktuell 18,5 für den S&P 500 irgendeinen Sinn. Beim KGV wird der Börsenwert der Unternehmen aus dem S&P500 durch deren erwartete Gewinne dividiert. Ich habe zahllose Male gesagt und geschrieben, dass der Index und der US-Aktienmarkt insgesamt weiterhin eine riesige Blase ist.

Etliche renommierte Finanzprofis haben gesagt und geschrieben, dass der S&P500 in einem Rezessionsszenario um mindestens 20 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau einbrechen müsste. Schauen wir also mal, was in den nächsten Monaten passiert.

Die ohnehin hervorragenden Aussichten für Gold werden hingegen zusehends besser. Da meiner Meinung nach viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Monaten zusehends Rezessionssignale senden dürften, sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Talfahrt sein und damit den Dollar nach unten ziehen. Das wäre ein prächtiges Umfeld für Gold. Jetzt ist die Zeit, um die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.