Nach der Fed-Sitzung sind die Aktienmärkte und Gold zwar zuerst auf eine Berg- und Talfahrt gegangen, inzwischen geht die Party aber wieder weiter.

Mit großer Spannung hatten Investoren auf die Ergebnisse der Fed-Sitzung am Mittwochabend, 18. September gewartet. Würde die Fed die Zinsen um 25 oder um 50 Basispunkte senken und so den Zinssenkungszyklus starten? Zur Überraschung etlicher Investoren haben Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen den Leitzins tatsächlich um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) auf 4,75 bis 5,0 Prozent gesenkt.

Auf der Pressekonferenz hat Powell zwar wiederholt gesagt, dass mit der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt alles in Ordnung sei, und die Inflation nachhaltig in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Fed zurückgehe. Damit die Lage am Arbeitsmarkt allerdings gut bleibe, habe die Fed einen großen Zinsschritt gemacht.

„Einen Notfallzinsschritt, ohne dass es einen Notfall gibt“, hatte mancher Experte über den Schritt der Fed gespottet. Dabei hat die Fed die Prognose für die Arbeitslosenquote im vierten Quartal 2024 deutlich angehoben von 4,0 auf 4,4 Prozent, obwohl sie im August leicht zurückgegangen war von 4,3 auf 4,2 Prozent.

Offenbar hatte für ein Umdenken bei der Fed gesorgt, dass zuletzt das US-Arbeitsministerium die Zahl der neugeschaffenen Stellen für das im März beendete Jahr um insgesamt 818.000 nach unten korrigiert hatte, das macht rechnerisch 68.167 pro Monat.

Wenn man also von den für August gemeldeten 142.000 neu geschaffenen Jobs knapp 70.000 abzieht, dann sieht die Lage am US-Arbeitsmarkt ziemlich mau aus, oder?

Ich hatte in den vergangenen Monaten zahllose Male gesagt und geschrieben, dass der Arbeitsmarkt bei Weitem nicht so stark ist, wie die Fed und andere „Experten“ den Bürgern und Investoren weisgemacht haben.

Entwicklung der US-Zinsen sorgt für Bewegung bei Aktien und Gold

Auf die Sitzung und die anschließende Pressekonferenz mit Jay Powell haben die Zinsen für 2- und 10-jährige US-Anleihen mit einer Berg- und Talfahrt reagiert. Die Zinsen für 2-jährige Anleihen sind schlussendlich nach unten gedreht, reagieren sie doch damit auf die Aussicht, dass die Fed den Leitzins bis Ende 2024 auf 4,4 Prozent – sprich die Mitte der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent – senken will, und bis Ende 2025 sogar auf 3,4 Prozent. Das sind die neuen Zinsprognosen der Fed, die viel niedriger sind als die vorherigen.

Im Gegensatz dazu sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen schlussendlich nach oben gedreht. Das deutet daraufhin, dass Investoren Sorge haben, dass die Fed mit dem geplanten aggressiven Zinssenkungszyklus die Inflation anheizen könnte, woraufhin die Fed später mit steigenden Leitzinsen reagieren müsste.

Die Entwicklung der Zinsen hat für eine Berg- und Talfahrt am US-Aktienmarkt gesorgt. Nachdem die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zuerst eingeknickt waren, war der S&P 500 auf neue Rekordhochs nach oben geschossen. Nachdem die Zinsen anschließend aber nach oben gedreht sind, kam es zu kleinen Gewinnmitnahmen am Aktienmarkt.

In dem Umfeld war auch der Goldpreis auf einer Berg- und Talfahrt und hat schlussendlich etwas nachgegeben, zumal die steigenden Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auch für eine Erholung beim Dollar gesorgt haben. Damit hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten aus etwas Gegenwind.

Aktienmärkte und Gold auf Rekordfahrt

Heute früh sieht die Lage aber schon wieder ganz anders aus, der DAX ist in die Nähe des Rekordhochs nach oben geschossen, während der S&P 500 im vorbörslichen Handel sein Rekordhoch ins Visier nimmt und der Goldpreis auf 2.585 Dollar je Unze nach oben geschossen ist.

Offenbar ist Investoren klar, dass in einem Umfeld, in dem die Fed die Zinsen massiv senken will und damit die Inflation zwangsläufig anheizt, die Fiat-Währung Dollar weiter kräftig entwertet wird. Im Gegenzug sind Aktien auf dem Weg nach oben, weil sie im Verhältnis zu sinkenden Zinsen zusehends attraktiver werden, schließlich dürfte die Senkung der Leitzinsen die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten kräftig mit nach unten ziehen. Das wäre natürlich auch ein prächtiges Umfeld für Gold.

Dass die Fed damit allerdings die ohnehin riesige Blase am US-Aktienmarkt weiter aufpumpt, sollte ebenfalls jedermann klar sein.

Zudem kommt es darauf an, ob und wie lange sich der Dollar möglicherweise gegenüber dem Euro und anderen Währungen, allen voran dem Yen, erholen könnte. Sollte der Dollar schnell wieder auf Talfahrt gehen, was zumindest bis zur nächsten EZB-Sitzung am 17. Oktober der Fall sein könnte, bekämen die Aktienmärkte und der Goldpreis auch von dieser Seite aus Rückenwind.

Ich bin nur gespannt zu sehen, wann die EZB eventuell verbal eingreifen könnte, kann sie doch eigentlich einen deutlichen Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar nicht zulassen, denn dadurch würden Produkte aus der Euro-Zone in den USA teuer. Das würde die hiesige Exportwirtschaft und damit die ohnehin schwächelnde Gesamtwirtschaft weiter bremsen.

Aussichten für Gold bleiben glänzend

Nun warten Investoren auf den Einkaufsmanagerindex der Fed von Philadelphia, der am Donnerstag, 19. September um 14.30 Uhr veröffentlicht wird. Er ist üblicherweise einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft insgesamt.

Um 14 Uhr folgen die Zahlen zu den Verkäufen bestehender Häuser. Mit den sinkenden Leitzinsen und damit deutlich sinkenden Hypothekenzinsen will die Fed auch den schwachen Immobilienmarkt ankurbeln. Allerdings treibt sie damit die ohnehin rekordhohen Preise für Häuser und Wohnungen noch weiter in die Stratosphäre, womit ein Immobilienkauf für viele Amerikaner noch unerschwinglicher würde als ohnehin schon.

Abschließend möchte ich noch einmal betonen: Die Aussichten für Gold bleiben glänzend. Daher ist es weiterhin ratsam, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.